
Zur philosophischen Entwicklung eines modernen “Besitzrechtssystems”
(Fortsetzung aus 50/24: Teil 2)
Die Ursprünge des Eigentumsrechts
Eine kurze Einführung in das Thema
Betrachten wir also die Vorgeschichte des Eigentumssystems, dass sich seit ca. 5.000 Jahren mit einer beispiellosen und gewaltsamen Expansion, fast über den gesamten Planeten Erde ausgebreitet hat und jetzt an seine ökonomischen und gesellschaftlichen Grenzen stößt.
Die gelehrte Version dieser Geschichte durch das System der reichsten Eigentümer, geht von einem kontinuierlichen Prozess des Fortschritts aus, der zu immer mehr Wohlstand, Frieden, Wissen, Kultur und Freiheit führt. Kriege, Verwüstungen und Völkermorde werden immer als unerwünschte und nicht beabsichtigte Ausrutscher dargestellt, aber im Großen und Ganzen führt das Eigentumssystem angeblich zu mehr Zivilisation. Solche Geschichten liefern uns nicht nur ein falsches und verzerrtes Bild, sondern versuchen unser Geschichtsbewusstsein zu täuschen, damit das System der reichsten Eigentümer in seiner Fortexistenz nicht durch alternative Endscheidungen der Menschen gefährdet wird.
Seit über einhundert Jahren ist das Eigentumssystem an dem Punkt angelangt, an dem es mit „Überproduktionen“ und Weltkriegen zu kämpfen hat und an dem viele Menschen angefangen haben über die Humanität und Effektivität dieses Systems für „alle Bürger“ dieser Gesellschaft zu zweifeln. Indes treten die durch dieses System der reichsten Eigentümer angerichteten Verwüstungen um uns herum, immer deutlicher zu Tage.
Es ist an der Zeit, dass die westliche Bevölkerung aus der Betäubung mit “Brot und Spielen” erwachen könnte, weil von den Verwüstungen dieses Systems immer mehr selbst erfasst werden. Wer sich unserer Situation bewusst geworden ist, sollte sich das nötige Wissen aneignen, damit wir uns gemeinsam über alternative Gesellschaftssysteme verständigen können und diese beim ökonomischen, militärischen und gesellschaftlichen Kollaps des Eigentumssystems als Alternative zur Verfügung haben.
Es ist ja nicht so, dass nicht genug für Alle da wäre und wir nicht für alle produzieren könnten, aber das Eigentumssystem hat nun mal nicht die Aufgabe, die Bedürfnisse aller Menschen zu befriedigen, da sich dieses System ausschließlich darum kümmert, dass Reiche immer reicher werden.
Verlassen wir also den Blickwinkel der reichsten Eigentümer auf ihr System, der uns durch „ihre Schreiber und Denker“ ständig präsentiert wird, weil wir eben nicht zu ihrer sozialen Klasse gehören, hin zu einem humanistischen Blickwinkel, der die Interessen aller Menschen in den Fokus rückt. Folgen wir also dem geschichtlichen Weg des Eigentumssystems, der nicht nur ökonomischen und gesellschaftlichen Fortschritt für die Menschen gebracht hat, sondern immer noch eine sehr unvollkommene Zivilisation darstellt, weil er für den größten Teil der Menschen, massive Gewalt, Unterwerfung, Versklavung, Vertreibung, Zerstörung, bis hin zum Völkermord bedeutet.
Das Eigentumssystem ist deshalb ein System, weil alle seine Staatsgewalten die verfassungsmäßige Aufgabe haben, das Eigentum und die daraus resultierende soziale und politische Macht der reichsten Eigentümer durchzusetzen und zu schützen. Dieses System ist auf einen Staatsapparat angewiesen, der in der Lage ist, die Eigentumsrechte der Reichsten (Relevantesten) durch zu setzen, die nötige Infrastrukturen bereit zustellen, ihre Handelsrouten militärisch zu sichern, ihre ökonomischen Verluste auszugleichen und Widerstand gegen die Zumutungen dieses Systems gewaltsam zu unterdrücken.
Märkte auf dem ihr erbeutetes Eigentum gehandelt werden kann, müssen natürlich immer militärisch und polizeilich geschützt sein, sonst könnte ja jeder Dahergelaufene einfach alles in Besitz nehmen, was er gerade braucht, oder eine von Außerhalb kommende bewaffnete Macht, den gesamten Markt übernehmen.
Neben dem massiven Gewaltpotential dieses Systems, haben die reichsten Eigentümer zu ihrer Rechtfertigung vor sich selbst und den Unterdrückten, eine Ideologie entwickelt, die sie immer als Heilsbringer einer weltgeschichtlichen Mission darstellt. Natürlich waren ihre Staats-Religionen immer hervorragend für diese Aufgabe geeignet. Staatliche Schulen, Medien und alle weltanschaulich geprägten Institutionen, wurden immer im Sinne der militärischen und ökonomischen Interessen der reichsten Eigentümer geprägt. Sie waren aber auch immer Entstehungsherde für emanzipatorische Bewegungen, denn bei allen systemischen Zwängen besteht dieses Machtsystem natürlich aus Menschen mit eigenen Interessen.
Auch Menschen die sich über ihre eignen gesellschaftlichen Interessen bewusst werden, sollen täglich das System der reichsten Eigentümer stützen, pflegen und ausbauen. Tun sie das nicht mehr, oder auch nur eine größere Anzahl von ihnen nicht mehr, bekommt dieses System sofort ernsthafte Probleme, die es nur gewaltsam lösen kann.
Heute stößt dieses System an Grenzen, die es nur noch mit der Verschuldung immer größerer Teile der Menschheit kaschieren kann. Gleichzeitig kann dieses System immer weniger Menschen profitabel beschäftigen und das trifft eben nicht nur auf den Rand dieses Systems zu, sondern auch immer mehr in seinen Zentren und hat bereits die Mittelschichten erreicht. Diese Krise ist nicht einfach einer fehlerhaften Wirtschaftspolitik zu verdanken, diese Krise ist strukturell bedingt und resultiert aus der Logik des Systems selbst, dass auf Gedeih und Verderb dazu verurteilt ist, auf Kosten der Allgemeinheit immer mehr Reichtum, für immer weniger Menschen produzieren zu müssen.
Das führt natürlich dazu, dass die national gegliederten Staatsapparate dieses global wirkenden Eigentumssystems, sich immer weiter zu repressiven Polizei- und Militärstaaten, gegen eine immer mehr aufbegehrende Bevölkerung entwickeln. Mit der schwindenden Fähigkeit dieses Systems, den Menschen eine Überlebens- und Zukunftsperspektive geben zu können, zerbröselt auch mehr und mehr der Glaube an dessen gesamtgesellschaftlichen Fähigkeiten.
Der ideologische Staatsapparat, besonders im Bildungsapparat der Akademiker, bekommt immer deutlichere Risse und immer mehr hoch gebildete Menschen, scheren mit aufrührerischen Schriften aus der Phalanx des Systems aus und laufen zum gemeinen Volk über. Diese gilt es zu sammeln und für eine gemeinsame gesellschaftliche Perspektive zu gewinnen.
Daneben stößt das System der reichsten Eigentümer mit seinem zwanghaften Streben nach immer mehr Reichtum, auch an die Grenzen auf diesem Planeten, der nicht unendlich begrenzte Ressourcen für sie bereit hält. Die Kombination all dieser existenziellen Probleme dieses Systems erzeugen eine Situation, die sich ohne eine bewusste Einflussnahme, durch eine relevante Anzahl von vereint handelnden Menschen, zu einer chaotischen Dynamik in einen 3. Weltkrieg entwickeln kann.
Deutlich wird aber auch, dass ein tiefgreifender, systemischer Wechsel erforderlich ist, wenn wir einen geordneten und möglichst friedlichen Umbau dieser Gesellschaft, hin zu einer humanistischen Zivilisation einleiten wollen. Dieses Eigentumssystem, was sich gerade anschickt fatal zu scheitern, ist das bisher größte und komplexeste System, was wir geschichtlich kennen und kann in seinem Todeskampf unsere Fortexistenz durchaus gefährden. Wir können heute noch nicht sagen, wie unsere Nachkommen die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts erleben werden und das ist sehr beunruhigend.
In dieser Situation kommt es auf jeden Menschen an, der sich aktiv in einen Umbauprozess einbringen möchte. Wer sich entscheidet vorerst Zuschauer dieses Spektakels zu bleiben, wird früher oder später mit hineingezogen werden. Darum ist es ratsam lieber früher mit zu entscheiden, wie diese Geschichte ausgehen soll.
Zur Entstehungsgeschichte des Eigentumssystems
Um die Funktionsweise des Eigentumssystems nachvollziehen zu können, muss man bis zu dessen Anfängen vor ca. 5.000 Jahren zurück gehen. Verfolgen wir also die Entwicklung militärischer, ökonomischer und ideologischer Macht bis zu ihren Ursprüngen in Mesopotamien zurück.
Bis zum Beginn der Bronzezeit zwischen 4.000 und 3.000 Jahren vor der heutigen Zeitrechnung, zeigen die archäologischen Funde im Entstehungsgebiet des Eigentumssystems kaum Spuren größerer sozialer Unterschiede, oder hierarchisch organisierter Gesellschaften. Sogar in einer Siedlung von 300 Einwohnern, fehlt es neben ungefähr gleich großen Häusern an Palästen und Tempeln. Auch Hinweise auf größere militärische Anlagen gibt es nicht.
Erst mit dem Beginn des Einsatzes von Metallen wie Bronze, kam es in diesem Gebiet zu einer Teilung der Menschen in die Wenigen, die solche Metalle beschaffen und verarbeiten konnten und die Anderen, die keinen Zugang dazu hatten. Es kam zu deutlichen Unterschieden in der Bekleidung und in der Ernährung. Die Metallbesitzer fingen an Waffen und Rüstungen zu bauen, womit sie ökonomisch unterlegene Völker versklaven konnten, was die Ausbreitung der sozialen Ungleichheiten an die Entstehung der Metallverarbeitung gekoppelt und die sich 1.000 Jahre später bis nach Mitteleuropa und bis zum gelben Fluss in China ausgebreitet hat.
Durch das Aufkommen der Metallverarbeitung, kam es also zu einem wissenschaftlich nachweisbaren Bruch mit der ca. 7.000 Jahre andauernden Urgesellschaft, in der die Menschen politisch und sozial relativ gleichgestellt waren und die immer noch den Größten Teil der Menschheitsgeschichte umfasst. Mit dem Aufkommen der Sklavenhalter-Gesellschaften, mit extremen sozialen und politischen Ungleichheiten zwischen den Menschen, welche es ermöglicht haben, dass sich soziale und politische Eliten herausbilden konnten, waren alle anderen Gesellschaften sofort damit konfrontiert, dass diese neu entstandenen Eliten, jeden Fortschritt in der Metallverarbeitung dafür nutzten, um sich massiv mit Gewalt zu bereichern, um ihre Macht systematisch zu vergrößern. Daran hat sich bis heute noch nichts geändert und auch jetzt streben die „Eliten“ noch immer, nach immer „besseren“ Waffen.
Um den persischen Golf herum, entwickelten sich vermutlich aus Siegel-Zeichen und Warenlisten, welche Eigentumsrechte markierten, die ersten Schriftsysteme und daraus dann die ersten schriftlich verfassten Regelwerke, als Grundlage für einen regelbasierten Staatsapparat, der das Eigentum der reichsten Eigentümer zu schützen hatte. Plötzlich benötigten die wohlhabenden Eigentümer große Städte mit vielen noch freien Bürgern und noch viel mehr Sklaven, die einerseits das Personal für ihren Staatsapparat zu stellen hatten und andererseits diesen Apparat zu ernähren und rund um zu versorgen hatten.
Anfänglich waren die sozialen Unterschiede zwischen den „freien Bürgern“ noch nicht all zu groß, aber nach wenigen Jahrhunderten entstanden neben großen Tempelanlagen, noch größere Paläste von königlichen Herrschern.
Um ca. 3.200 vor Christus begannen sich die ersten Stadtstaaten mit reichen Oligarchen als deren Herrscher heraus zu bilden, die ihre privilegierten Stellungen und die ihrer Familienangehörigen in der jeweiligen Gesellschaft mit Hilfe von schriftlichen Verträgen, Verfassungen und Gesetzen für die Ewigkeit zu sichern suchten. Gleichzeitig trachteten sie danach, ihr angereichertes Eigentum durch kriegerische Raubzüge auf ihre Nachbarn zu vermehren und mussten sich natürlich im Gegenzug gegen gleichartig räuberisch orientierte Gesellschaften verteidigen.
Die dadurch einsetzende Männerherrschaft mit männlichen Krieger-Göttern und die irdische Diktatur der Krieger, verschmolz zum ersten autoritären Staatsgebilde und machte die meisten Menschen zu rechtlosen Sklaven. Mit dem Recht der stärkeren Krieger, machten sich die reichsten Eigentümer mit ihren „Soldaten“ (Söldnern und Sklaven) auf den Weg, besonders alle ökonomisch und militärisch unterlegenen Ur-Gemeinschaften zu berauben und ihnen die Sklaverei des Eigentumssystems mit Gewalt aufzuzwingen. Dieser Kampf gegen alle noch indigenen Ur-Gesellschaften, ist bis heute ebenfalls noch nicht gänzlich abgeschlossen. Die restlichen indigenen Völker, die nur das Besitzrecht kennen und genau deshalb über keine Eigentumsurkunden zu dem von ihnen bewirtschafteten Land verfügen, sind für einen Staat der reichsten Eigentümer, meistens leichte Beute. Vielleicht ist ein Staat der Besitzer, der Besitzurkunden ausstellt und dazu verpflichtet ist das Recht der ersten Besitzer vor Raub durch Eigentümer zu schützen, also ein modernes Besitzrechtssystem, die beste Lösung.
Das von den reichsten Eigentümern der Sklavenhalter-Gesellschaft entwickelte Staatsmodell, ist offensichtlich dazu geschaffen worden, um differenziert Gewalt gegen seine Gefolgsleute und Untertanen auszuüben. Gleichzeitig war es dazu angelegt und ausgestattet, um durch Eroberung vor allem den Reichtum der Herrscher vergrößern zu können, oder im Machtkampf mit anderen Oligarchen nicht zu unterliegen.
Rückblick
Nach unserem heutigen Wissensstand, nahm vor ca. 300.000 Jahren unsere Entwicklung als „Homo sapiens“ in Afrika ihren Anfang, der nur in Gesellschaft mit anderen Menschen und weil er ein „Allesfresser“ ist, überleben kann. Bis vor ca. 12.000 Jahren waren wir Jäger und Sammler und begannen mit der so genannten „Neolithischen Revolution“ den Ackerbau. Bis zum Beginn der Entwicklung des Privilegs auf Eigentum vor 3.200 Jahren im heutigen so genannten “Nahen-Osten”, welches darin besteht, dass sich Einzelne mit Gewalt das Recht heraus nahmen, Ressourcen aus dem Gemeinbesitz für sich ganz allein zu beanspruchen, lebten die Menschen in relativ egalitär organisierten Kooperationen. Durch die ungleichmäßige Entwicklung der menschlichen Gesellschaften, kamen einzelne Völker in die Lage Überschüsse, also Reichtum an zu häufen und waren dadurch allen anderen Gesellschaften erst einmal in einem Punkt überlegen.
Wenn Menschen reiche Vorräte haben, erlangen sie Zeit und Gelegenheit, Menschen für andere Dinge freistellen zu können. Dies ist eine Voraussetzung, um durch die Erforschung unserer Umwelt, weitere Möglichkeiten zur Verbesserung unserer Lebenslage zu erschließen. Das führte zu Spezialisierungen in der Arbeitsteilung unter den Menschen. Eine besondere Schlüsselrolle bei dieser Spezialisierung spielt die Entstehung von Kriegern, die nicht die Aufgabe hatten Tiere zu jagen, sondern ganz gezielt gegen andere Menschen vorzugehen.
Der erste Akt, die Entstehung von Privilegien, konnte nur mit Gewalt gegen das Naturrecht aller übrigen Menschen geschehen. Diese Gewalt war eine ganz andere, als die Gewalt von kooperativen Jägern und Sammlern gegen Tiere. Die Gewalt zum Schutz von Privilegien gegen andere Menschen, verfolgt eine ganz andere Strategie, benötigt ganz spezielle Taktiken und Waffen.
Die Räuberbanden trafen anfänglich vermutlich oft auf unterlegene Ur-Gesellschaften und machten diese durch überlegene Taktiken und Waffen einfach nieder, weil diese auf die Strategie der Sklaven haltenden Eigentümer und ihren Staatsapparat, gar nicht vorbereitet waren.
Diese Räuberbanden erkannten sehr schnell, dass Wissen Macht bedeutet und verwenden es seit dem primär monopolisiert, um Erkenntnisse zum Ausbau ihrer Macht zu nutzen. Wissenschaftler, die nicht für sie arbeiten, dürfen in der Regel und nach Möglichkeit gar nicht arbeiten.
Auch die spezialisierten Räuberbanden von heute, müssen Jeden mit Gewalt zum Untertan machen, oder unterliegen selbst. Der Beruf eines modernen Kriegers besteht immer noch darin, im Auftrag der reichsten Eigentümer, gegen andere Menschen vor zu gehen und für diese Beute zu machen. Das bedeutet heute vor allem fremdes Eigentum, aber auch fremden Gemeinbesitz in das Eigentum ihrer Herrscher zu verwandeln und die Rückkehr dieses Eigentums in Gemeinbesitz, oder die Eroberung durch andere Eigentümer zu verhindern.
Wir haben also seit ca. 5.000 Jahren ein ernsthaftes Problem mit kriegerischen Räuberbanden von reichen Eigentümern, die uns mit dem Recht des Stärkeren die Regeln ihres Eigentumssystems aufzwingen und uns dies auch noch als eine “zivilisierte Gesellschaft” vorstellen. Das machen wir natürlich seit 5.000 Jahren massenhaft nicht und damit kommen sie auf Dauer auch nicht durch.
Kurzer Ausblick
Wir waren vielleicht einmal unbedarfte Ur-Völker und sie konnten uns wegen unserer Unwissenheit übertölpeln, doch ihr Zeitalter läuft gerade ab. Wir hatten 5.000 Jahre Zeit um ihr System ausgiebig kennen zu lernen und es zu studieren. Jetzt sind wir dabei ein kollektives Bewusstsein über ein humanistisches Gemeinwesen zu entwickeln und wir werden es jeden Tag weiter voran treiben, bis sie gezwungen sind, mit uns auf Augenhöhe zu verhandeln und mit uns wieder gleichberechtigt in einer, aber heute weiter entwickelten und zivilisierten Gesellschaft zu leben, bei der die wissenschaftlichen Fortschritte, die sie für sich mit dem Patentrecht okkupiert haben, allen Menschen zu gute kommen.
Mit Beginn der Kupfer- und Bronzezeit kontrollierten die Krieger natürlich sofort das Wissen darüber, die Produkte und die Produktionsstätten einschließlich der Produzenten und die dafür nötigen Rohstoffe. Hätten sie das nicht gemacht, wäre ihr Zeitalter damals bereits beendet gewesen, aber wenn Krieger gerade nicht Krieg führen, haben sie meist ausreichend Zeit um ihre nächsten Beutezüge gegen potenzielle Opfer zu planen, sich materiell darauf vorzubereiten, sowie verbesserte Strategien, Taktiken und Kampftechniken zu trainieren.
Das spaltete die Menschheit natürlich sehr schnell in überlegene Krieger und ihre Opfer, in Wölfe und Lämmer. Solche Räuberbanden entstanden nicht nur in Mesopotamien, sondern auch fast 1.000 Jahre später am Gelben Fluss in China und in Mitteleuropa. Diese aufkommenden Entwicklungen werden von den Intellektuellen der heutigen Machthaber meistens als die Anfänge der “Zivilisation” gefeiert, ohne dessen zivilisatorischen Defizite, die bis heute andauern, zu erwähnen.
Entstehung von sozialen Klassen
Durch ein schriftlich fixiertes Rechtssystem, was ihre Rechtsansprüche fundamentierte, konnten sie einen dauerhaften Unterdrückungsapparat installieren und weiter entwickeln, so dass dieser nach ihrem Tode durch Vererbung von gewaltsam gesicherten Privilegien fortbestehen konnte. Erst durch das Erbrecht konnte sich eine soziale Klasse von Herrschern etablieren, die sich einen autoritär-bürokratischen Staat schufen, der die jetzt verstaatlichte Gewalt nach den Anweisungen ihrer Machtansprüche einsetzte. Sie haben sich mehr und mehr davon befreit, selbst Gewalt ausüben zu müssen. Mit einem folgsamen Staatsapparat, konnten sie diese meist unangenehme und durch aus für das eigene Leben gefährliche Aufgabe an durch relativ kleine Privilegien gekaufte Vasallen übertragen.
Einer der frühesten Texte der über diese neue Zwangsherrschaft berichtet, ist das „Gilgamesch-Epos“ von vor ca. 2.400 Jahren vor unserer Zeitrechnung. Es handelt von einem frühen Herrscher, der eine göttliche Abstammung behauptete und daraus seine Privilegien ableitete. Eines seiner Privilegien war natürlich das Recht des Stärkeren, andere Menschen, besonders die der Nachbarvölker, versklaven zu dürfen.
Spätestens bei der Entstehung von Klassen durch das Erbrecht für Krieger-Könige, wurde die Vaterschaft und damit das Patriarchat sehr wichtig, womit die gewaltsame Isolierung der Frauen begann, damit ihr Kontakt zu anderen Männern verhindert wird, als Grundvoraussetzung für eine sichere Vaterschaft und Erbfolge.
Die Sesshaftwerdung der Menschen
Der Übergang einzelner Verbände zum Ackerbau, zur Viehzucht und damit zu einer notwendig gewordenen sesshaften Lebensweise ließ weitaus größere Organisationsformen zu und ermöglichte den so organisierten Menschen durch Vorratshaltung eine Anhäufung von Gemeinbesitz, was wiederum zu mehr Freizeit für künstlerische, handwerkliche und intellektuelle Betätigungen schuf. Diese Zeit wurde natürlich entsprechend den verschiedenen Talenten der Menschen von diesen schon immer unterschiedlich genutzt.
Nomadisierende Sammler und Jäger waren bei der Anhäufung ihres Besitzes natürlich deutlich im Nachteil, weil ihr Besitz immer leicht transportabel sein musste. Allein dieser Unterschied muss einen Konflikt zwischen Nomaden und Sesshaften ausgelöst haben, weil die Sesshaften ihre Felder und ihr Vieh vor Sammlern und Jägern schützen mussten. Dieser Konflikt ist sehr leicht nachzuempfinden, wenn Nomaden plötzlich auf “NO-GO-Zonen” treffen, die von sesshaften Völkern dauerhaft verteidigt werden. Anfänglich war vielleicht noch genügend Raum da, um Konflikten mit Sesshaften ausweichen zu können, aber in der Not, erinnerten sie sich sicherlich an die Vorräte der Sesshaften.
In vielen Landstrichen schwelen bis heute Konflikte zwischen sesshaften und nomadisierenden Völkern. Doch so logisch wie sich diese Konflikte auch ergaben, erreichten sie doch nie die Qualität von systemischer und organisierter Gewalt eines Krieges, der auf die dauerhafte Unterwerfung/Versklavung, oder gar Ausrottung anderer Menschengruppen zielte. Dies hätte für beide Seiten einen nicht gerechtfertigten und unnützen Aufwand, bei hohen eigenen Verlusten bedeutet.
Entstehung von kriegerischen Gesellschaften
Diese Situation änderte sich aber durch die Entstehung kriegerischer Gesellschaften auf der ökonomischen Basis des Eigentumssystems mit reichen Herrscherfamilien. Die zunehmende wirtschaftliche und technische Überlegenheit kriegerischer Gesellschaften und die dadurch stetig steigende Bevölkerungszahl durch Sklaven und den damit stetig steigenden Bedarf an Ressourcen und Land, führte zu deren permanenten Expansionsdrang der sich natürlich nicht hauptsächlich gegen umherziehende Nomaden, sondern hauptsächlich gegen alle sesshaft gewordenen Nachbarn richtete. Doch wer einmal den Pfad einer kriegerischen Gesellschaft und Räuberbande eingeschlagen hat, also den Pfad des Konkurrenzkampfes „Jeder gegen Jeden“ gegen den Pfad der Kooperation eingeschlagen hat, wie die Gesellschaften in denen wir heute überwiegend leben, der entwickelt langfristig auch eine ganz andere Moral und Ethik gegenüber seinen Verwanden, Bekannten und restlichen Mitgliedern der selben Gesellschaft, wenn gerade kein anderer Feind da ist, gegen den man sich verbünden muss.
In der Archäologie konnte dann auch immer deutlicher eine Entwicklung nachgewiesen werden, dass mit der Zunahme der Produktion von „Überschüssen“ in matriarchal organisierten Ur-Gesellschaften, kriegerische und patriarchal organisierte Verbände erschienen, die den Überschuss eines Volkes an Gemeinbesitz, für persönliche Eigentumsnahme raubten und hierarchisch unter sich aufteilten.
Die anarchistische Losung „Eigentum ist Diebstahl“, wird erst verständlich, wenn man den räuberischen Ursprung eines jeden Eigentums an sich aufzeigt.
Aus den Anfängen dieser Entwicklung waren die sozialen Ausreißer noch mit egalitären Mechanismen der Gemeinschaften konfrontiert und so wurden zahlreiche Gräber gefunden, die auf Scheinbeerdigungen schließen lassen, wo sich Gemeinschaften symbolisch ihrer Anführer entledigten, die offensichtlich die Gunst der Gemeinschaft verloren hatten, aber nicht getötet wurden. Die Scheinbeerdigungen werden als “Entmachtung” von problematischen “Anführern” gedeutet.
Macht durch Schutz des Eigentums an Wissen
Die Ursprünge des Eigentumsrechts sind im Detail nicht so leicht zu ermitteln und der Stand der Forschung ist gerade auf diesem Gebiet sehr in Bewegung. Ständig warten Forscher mit neuen Entdeckungen auf und versuchen die Entstehungsgeschichte unserer heutigen Gesellschaft durch innere Gewalt und Kriege zu verstehen. Die Entstehung von Reichtum an Eigentum, der mit Gewalt errungen, durch Gewalt verteidigt und durch Gewalt wieder verloren wurde, ist von Forschern sehr gut belegt.
Offensichtlich entstanden die ersten Machtstrukturen durch die Autorität von angeeignetem, angehäuftem und monopolisiertem Wissen über die Zucht, den Ackerbau, Medizin, Verarbeitung aller möglichen Materialien zu nützlichen Dingen und die immer raffinierter werdende Waffentechnik und deren organisierten Einsatz.
Allein durch die gefundenen Gräber in verschiedenen Teilen Europas und deren veränderte Grabbeigaben in relativ kurzen Zeitabschnitten, ist der Beginn einer rasanten technischen Entwicklung vor ca 5.000 Jahren zu beobachten, wo sich erste Personen nachweisen lassen, die offensichtlich privilegiert waren und privilegiert beerdigt wurden.
Die Konflikte zwischen den sesshaften und den nomadisierenden Menschen nahmen ebenfalls weiter zu, weil die Rückzugsgebiete für die Nomaden immer kleiner und karger wurden, so das diese des öfteren ihren Hunger durch Überfälle auf die Sesshaften stillen wollten.
Da die Ur-Gemeinschaften meistens aus kleineren Familienverbänden bestanden, die Siedlungen aber immer größer wurden und durch den vielseitigen Austausch mit anderen Siedlern relativ gut ausgestattet waren, hatten die Jäger und Sammler in der Regel bei Überfällen keine Chance und wurden unter Umständen alle erschlagen und in “Massengräbern” verscharrt. Wenn ich in diesem Zusammenhang das Wort “Massengrab” verwende, in denen meist einige Dutzend Männer gefunden werden, dann war das erst der Anfang, was unserer Spezies mit dem Eigentumssystem noch bevorstand.
Wer vor ca. 4.000 Jahren vor einer gigantischen Pyramide gestanden hat, hat sicherlich vor deren Erbauern einen großen Respekt gehabt und denen noch ganz andere Sachen zugetraut. Mit denen hätte er sich sicherlich nicht so schnell angelegt und lieber erst einmal versucht zu verstehen, was da vor sich geht. Doch diese haben das Wissen darüber so gut verborgen, dass wir bis heute nicht wissen, wie diese Herrscher das wirklich gemacht haben.
Kein Eigentumssystem ist ohne Gewalt möglich
Es gibt im Prinzip drei Gründe, die einen Menschen dazu bringen, sich der Gewalt eines anderen zu beugen:
- Angst vor physischer Gewalt, vor Schmerz, körperlicher Verletzung, oder Tod. Diese Form der Gewalt wurde vor allem durch Waffengewalt realisiert, was eine Waffenproduktion voraussetzt, welche im Laufe der Geschichte zu einer organisierten Militärgewalt führte.
- Angst vor ökonomischem Schaden, sozialer Herabsetzung, Entzug der Lebensgrundlagen, verwehren des sozialen Aufstiegs und Anerkennung. Diese kann nur durch die Entstehung sozialer Ungleichheit, durch die Verdrängung des Besitzrechts und Einführung des Eigentumsrechts erreicht werden, was zu einer Strukturellen ökonomischen Gewalt, besonders in Form einer sozial-ökonomischen Macht durch Anhäufung von Reichtum realisiert wird. Damit solche Ungleichheiten akzeptiert werden, bedarf es zu aller erst die ständig angedrohte Staatsgewalt, die im Bedarfsfall zum Einsatz kommt und einer ideologischen Rechtfertigung bedarf.
- Die Annahme, das der Befehlende über geheimes Wissen verfügt, oder mit mysteriösen Mächten (Göttern) in Verbindung steht, die ihn in eine überlegene Position bringen und ihm dadurch eine Vorherrschaft sichern. Die exklusive Beherrschung von Schriften und anderen intellektuellen Fähigkeiten, führte uns bis hin zu Ideologien von Experto-Kraten, die Kontrolle des Wissens und der öffentlichen Meinung durch die jeweils Herrschenden. Solche Ideologien dienen dazu, die ersten beiden Gewalten zu legitimieren – oder unsichtbar zu machen, indem sie definiert was wahr, normal, relevant und wertvoll ist.
Die reichsten Eigentümer herrschen seit ca 5.000 Jahren mit Gewalt. Zur Zeit halten viele Menschen diese Gewalt-Herrschaft für normal und halten eine Gesellschaften ohne Gefängnisse, Polizei und stehendes Heer für eine Utopie.
Es ist leicht zu beobachten, dass die Zunahme von Reichtum zu mehr Armut führt und das ein direkter Zusammenhang zwischen dem Anstieg von sozialer Ungleichheit und dem Anstieg von staatlicher Gewalt besteht. Zitat:
“Die vergleichende Anthropologie macht sichtbar, daß die Häufigkeit von Kriegen, ihr Organisationsgrad und ihre Härte, gemessen an der Zahl von Toten, zunächst mit der Seßhaftigkeit von Menschen und dann mit ihrer Zivilisierung sprunghaft zunehmen. Quantitative Studien haben zudem ergeben, daß die Hälfte der Kriegshandlungen primitiver Völker relativ sporadisch, unorganisiert, ritualistisch und ohne Blutvergießen getätigt werden(…) wohingegen sämtliche Zivilisationen, deren Geschichte uns schriftlich überliefert ist, sozusagen routinemäßig in hoch organisierte und blutige Kriege verstrickt sind.” (aus: Michael Mann, Geschichte der Macht, Band 1, Frankfurt/M. 1994, S.88)
Die Ursprünge des Eigentumsrechts entstammen prinzipiell roher physischer, aber organisierter Gewalt von anfänglichen Räuberbanden, die ein eigenes internes Regelwerk der Stärke aufstellten, aus dem sich dann ein räuberisches und mordendes Staatswesen vermögender Eigentümer entwickelte.
Eine der brutalsten Form eines solchen Staatswesens war das Römische Reich, in denen das Familienoberhaupt sogar bisweilen über Leben und Tod der anderen Familienmitglieder willkürlich entscheiden durfte.
In keinem Staatsgebilde des Eigentumsrechts erfolgt die Unterwerfung der Unterdrückten mit deren Zustimmung, da die Ausübung von Herrschaft durch physische Gewalt gerade dadurch definiert wird, dass sie gegen den Willen der Unterdrückten ausgeübt wird.
Seit der Erfindung der Feuerwaffen erfuhr die Ausbreitung physischer Gewaltherrschaft eine explosionsartige Entwicklung und die Möglichkeiten zur Vernichtung von Menschen vervielfachte sich. Diese permanente Bedrohung liegt wie ein Schleier über unser tägliches Leben, was wir gern verdrängen. Eine herrschende Klasse wäre nicht die herrschende Klasse, wenn sie nicht die Kontrolle über die größte Zerstörungsgewalt dieses Planeten in ihren Händen hätte.
So wie viele Menschen die ständige Gefahr durch Atombomben, die Tag und Nacht auch auf uns zielen verdrängen, verdrängen viele auch die strukturelle Gewalt der ökonomisch-sozialen Verhältnisse des Eigentumssystems, weil sie indirekt wirkt und die meiste Zeit unsichtbar bleibt. Darum ist diese indirekte Gewalt vielen Menschen nicht als solche bewusst.
Wer einer Lohnarbeit nachgeht, um seine Miete zu bezahlen, sieht sich nicht unbedingt als Unterdrückter einer Tyrannei von Eigentümern, sondern kann durchaus das Gefühl der freien Wahl haben. Er beugt sich den Widrigkeiten der Lohnarbeit und lässt sich erniedrigen, weil er den Lohn für die Miete benötigt. Erduldet er seine Unterwerfung nicht, weiß er, dass er früher oder später seine Arbeit und sogar sein Haus, oder seine Wohnung verlieren kann. Aber warum akzeptiert er, dass er seine Wohnung verlassen muss? Weil er weiß, das er sonst gewaltsam zwangsgeräumt wird und jeder Widerstand eine Eskalation der staatlichen Gewalt herbeiführt. So steht also am Ende eines jeden harmlos scheinenden Lohn-Verhältnisses staatliche Gewalt, was die Rechte der Eigentümer gegen Habenichtse absichert.
Von dieser latenten Androhung von Gewalt durch Eigentümer, die “ihre” Staatsgewalt herbeirufen können, wissen im Prinzip alle und deswegen ist es in den aller meisten Fällen gar nicht notwendig diese Gewalt anzuwenden. Es reicht, wenn sie strukturell gegeben ist. Die Menschen haben sich vorerst der Gewalt der Stärkeren ergeben, aber der Widerstand dagegen liegt genau so latent im öffentlichen Raum in de Luft und wartet auf seine Gelegenheiten.
Im Eigentumssystem gilt unermesslicher und überbordender Reichtum als völlig legitim und genießt Vorrang vor allen anderen Rechten. Dies ist das entscheidende inhumane Merkmal einer jeden Eigentumsgesellschaft, sonst wäre es sofort keine Gesellschaft reicher Eigentümer mehr.
(Fortsetzung folgt in den nächsten Ausgaben)
J. M. Hackbarth
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