Dror Dayan auf der Pressekonferenz zum Palästina Kongress
(Ins Deutsche übersetzter und transkribierter Redebeitrag)
„Zunächst einmal Entschuldigung an die deutschen Medien, aber ich ziehe es vor das, was ich zu sagen habe, auf Englisch zu sagen. Aus dem Grund, dass das, was gestern passiert ist, keine interne deutsche Angelegenheit ist, und keine sein kann. Was gestern passiert ist, sollte um die Welt gehen und Deutschland überall beschämen und anklagen. Deshalb möchte ich Englisch sprechen, damit die internationalen Medien das aufgreifen können, weil, wie wir auch in den letzten Wochen vor der Konferenz gesehen haben, dass die meisten deutschen Medien hauptsächlich die deutsche Ideologie weiterführen wollen und gegen uns als Antisemiten und Terroristen aufwiegeln. Also tut es mir leid für die Kollegen von den deutschen Medien, aber ich habe im Moment sehr wenig Vertrauen zu ihnen. Sie müssen hart arbeiten um es wiederherzustellen.
Mein Name ist Dror Dayan, ich bin ein Filmemacher und aktiv in der Palästina Solidaritäts-,bewegung. Ich möchte eigentlich lieber nicht als israelischer Gast genannt werden, obwohl ich immer noch im Besitz der Staatsbürgerschaft bin. Aber ich bin ein deutsch-jüdischer Akademiker und ich nutze diese Identitäten gewöhnlich nicht. Heute möchte ich das allerdings tun Weder mein Jüdischsein noch meine Arbeit als Akademiker sollten etwas zur
Sache tun. Aber wie wir gesehen haben, versucht Deutschland seine Komplizenschaft im Völkermord in Gaza zu vertuschen, indem es seinen eigenen Völkermord an sechs Millionen unserer Leute heraufbeschwört. Und aus diesem Grund finde ich es wichtig, unsere Identität als Juden aus dem besetzten Palästina zu erwähnen.
Und ich finde auch nicht, dass die Tatsache Akademiker zu sein, irgendwem eher das Recht geben sollte, über die schrecklichen Taten zu reden, die das zionistische Projekt in Palästina begeht. Aber in diesem Fall möchte ich meine Identität als Akademiker und Mitglied der UCU, der britischen Hochschulgewerkschaft, und deren Fachausschuss an meiner Institution, der John Moores Universität Liverpool nutzen. Und ich sage das, weil ich weiß, dass das, was ich sagen werde, von meinen Genossen und Kollegen in der Gewerkschaft unterstützt wird. Und besonders wegen der schändlichen Verhaftung und Abschiebung unseres Kollegen Professor Ghassan Abu-Sittah, dem Rektor der Universität Glasgow und weltweit angesehenen Mediziner, gestern am Berliner Flughafen.
Dies war eine sehr interessante Woche in Deutschland. Wir haben Deutschland auf der Anklagebank des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag wegen Beihilfe zum Genozid gesehen. Und wir haben auch gesehen, dass erkannte Akademiker wie Professor Nancy Fraser und gestern Professor Abu-Sittah von ihren Veranstaltungen gecancelt wurden oder ihnen sogar unter kriminellen Vorwürfen die Einreise verweigert wurde. Und das ist nicht verwunderlich.
Wir wissen, dass Deutschland den Völkermord in Gaza unterstützt, indem es sowohl etwa ein Drittel der von Israel importierten Waffen liefert als auch rigorose politische Unterstützung auf der Weltbühne bietet. Und auch, indem es jede Form von Solidarität oder Widerstand in Deutschland unterdrückt. Also ich denke das sollte klar sein, wenn wir von Deutschlands historischer Verantwortung sprechen. Vom Kampf gegen Antisemitismus müssen wir uns erinnern, dass der deutsche sogenannte Antisemitismusbeauftragte, der nichtjüdische fundamentalistische Christ, der den Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland verantwortet, jetzt der jüdischen Stimme die Gemeinnützigkeit entziehen will, um das zu bekämpfen, was sie als Antisemitismus bezeichnen. Es hat nichts mit Antisemitismus, sondern nur mit deutschem Imperialismus und deutschen Kapitalinteressen in Nahost zu tun. Das müssen wir klar benennen.
Der Grund, warum ich auf Englisch zur internationalen Presse spreche ist, mit Israel, dem zionistischen Projekt, der einzige Weg den ich sehe, diese Länder dazu zu bringen, ihre Verbrechen gegen die Menschheit zu beenden, und ich meine damit auch Deutschland ist, wenn der Preis zu hoch wird. Ich rufe meine Kollegen sowohl in der Wissenschaft als auch in der Kultur dazu auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, diesen Preis einzufordern. Ihr solltet nicht mit deutschen Institutionen zusammenarbeiten. Ihr solltet nicht an Veranstaltungen teilnehmen, die Deutschland helfen, sein Image als fortschrittlicher liberaler multikultureller Staat aufzubauen. Dies ist kein liberaler multikultureller fortschrittlicher Staat. Es ist ein Staat, der hart vorgeht gegen Solidarität im Angesicht eines Völkermordes. Es ist ein Staat, der seine blutige Vergangenheit des Mordes an sechs Millionen unserer Leute dazu benutzt, Rassismus, Kolonialismus und Völkermord zu
rechtfertigen. Jeder Akademiker und jeder Kulturschaffende, der hierherkommt und den Anschein erweckt, dass Deutschland liberal sei und eine Art Leuchtturm der internationalen Wissenschaft und Kultur, hilft Deutschland, dabei seine Verbrechen zu verbergen.
So hoffe ich, dass die Bilder und das was gestern passiert ist, um die Welt gehen werden. Ich hoffe, das wird Deutschland überall beschämen, und wenn in zehn Jahren all die deutschen Politiker und die deutschen Medien, die uns Antisemiten und Terroristen nannten, wenn sie alle in zehn Jahren sagen werden, wir waren immer auf Seiten der Palästinenser, wir waren im Widerstand, dann werden wir sagen, nein, wir erinnern uns, wo ihr wart, was ihr gesagt habt und ihr werdet nicht für eure Taten entschuldigt werden. Danke.“
(Quellen: https://youtu.be/YWElglPY5o0?t=2424 englisch, https://www.youtube.com/watch?v=8dv7IOmVmwM deutsch, abgerufen am 19.04.2024, transkribiert mit Hilfe des von youtube bereitgestellten Transkripts)