Einer von Hundert, ein Modell einer Machtstruktur die dem Menschen dient
Die derzeitige Fassadendemokratie hat den hehren Anspruchder Volksherrschaft vollkommen pervertiert und ist mehr eineMonarchie reicher Oligarchen denn eine repräsentative Herrschaft durch das Volk. Alle Parteien werden vonrückgratlosen Karrieristen und Lobbyisten an ihren zentralen Machtstellen korrumpiert bzw. annektiert. Es herrscht nicht das Volk sondern das akkumulierte Kapital, das in dem Volknur eine dümmliche Manövriermasse und Nutztier-Menschen sieht. Wie kann man eine Struktur errichten, die gegen solcherlei Pervertierung robust ist?
Eine Idee: Demokratie funktioniert nur in kleinem Rahmen. Es gibt einepsycho-biologische Grenze, die unmittelbar damit verbunden ist. Die Dunbar-Zahl ist diese Grenze, sie sagt, dass Menschenmax. 150 Personen in ihrem direkten sozialen Umfeld kennen,mehr kann sich der Mensch nicht merken.
In Südamerika gibt es noch Stammesgesellschaften, die ihre Kultur leben und sich nicht vom Wertewesten haben zerstören lassen. Bei denen läuft das so: einmal im Jahr trifft sich dieganze Sippe zu einem Fest. Dort wird gegessen, getrunkenund gefeiert. Ebenso werden die anstehenden Probleme der Gemeinschaft erörtert und das geht solange, bis Lösungen gefunden wurden, mit denen ALLE einverstanden sind, selbstwenn das 2 Wochen dauert. Da die Menschen direkt von den Problemen betroffen sind, besteht natürlich für jeden eindirektes Interesse an Lösungen. Interessant hierbei ist die Tatsache, dass den Alten ihre Einschätzungen ein größeres Gewicht zugemessen wird, da diese nun einmal mehrLebenserfahrung vorweisen können. Hier sieht man schon 2 grundsätzliche Gegensätze zu unserem Herrschaftsmodell:
1. ist ein jeder direkt betroffen, die Probleme sind nicht irgendwelche abstrakten, ferne Probleme, die man verdrängenkönnte, sondern ein jeder ist von den Entscheidungen direktbetroffen.
2. die Alten werden in unserer Gesellschaft abgeschoben, ausgegrenzt und als Last wahrgenommen, was uns von derenLebenserfahrung abschneidet.
Ein Grundproblem unserer Fassadendemokratie ist, dass wir unsere Macht abgeben an Menschen von denen wir denken,dass die klüger als wir sind und in unserem Interesse handeln.
Das ist ein Fehler, der dazu führt, dass Politiker den Menschenals Idioten sehen, der gelenkt und verarscht werden will. DerMensch muss sich seiner Macht bewusst werden und sie auchnutzen. Die wenigsten Menschen haben das intellektuelleRüstzeug, die über komplizierte Welt und deren Wirkmechanismen in Worte zu fassen. Sie haben ein Gespür,eine Ahnung das etwas falsch läuft, fallen aber nur allzu oftauf Blender und Demagogen herein, die ihnen das blaue vom Himmel lügen und ihnen sobald sie die Macht haben das Messer in den Rücken rammen.
Ich bin der festen Überzeugung, dass der Mensch (vernünftige Bildung vorausgesetzt) ein vernunftbegabtes, emphatisches Wesen ist.
Hier also die Idee: Die Menschen, die in ihrem täglichen Leben miteinander interagieren treffen sich zu Gruppen von 100 Leuten, also unter der Dunbar-Zahl.
Anstehende Probleme werden gemeinsam erörtert und sobald eine konkrete Lösungerarbeitet ist, wählen sie einen aus ihrer Mitte aus, der die Lösung in ihrem Namen vertritt. Im nächsten Schritt werden diese Ausgewählten aller Gruppen (1. Level) der unterstenEbene zu Gruppen (2. Level) der Ausgewählten zusammengesetzt, ebenfalls 100 Leute. Hier werden nun dieLösungen der einzelnen unteren Gruppen diskutiert undProbleme erörtert. Einigen sich die Ausgewählten auf eine Lösung, gut. Einigen sie sich nicht, so gehen die Ausgewählten zu ihren Gruppen zurück und erörtern die neugewonnenen Perspektiven mit ihrer Gruppe erneut.
Ich gehe davon aus, dass irgendwann eine Lösung gefunden wird. Wenn also 100 Ausgewählte für je 100 Menschen reden,so sind der 2. Ebene 100×100 Menschen beteiligt. Dieses Verfahren kann rekursiv fortgesetzt werden. Haben die Ausgewählten in Ebene 2 eine Lösung gefunden, so wird wieder einer Ausgewählt und trifft sich mit 99 anderen Ausgewählten aus der 2. Ebene zu einer 3. Ebene von ebenfalls 100 Leuten. Diese Gruppe der 3. Ebene umfasstdann bereits 100x100x100 Menschen. In der 4. Ebene sind dann bereits 100 Millionen Menschen an der Entscheidungsfindung beteiligt, was die Menge der in Deutschland lebenden Menschen überschreitet.
Das offensichtlichste Probleme dieser Struktur ist der Zeitbedarf.
Hierbei gilt es aber zu bedenken: die Lösungsfindung mag Zeit beanspruchen, aber da sie die Weisheit aller repräsentiert sollte die Lösung einfach und effektiv sein, ergo sehr lange bestand haben. Außerdem wird mit diesem System verhindert, dass Blender und Heuchler sich Macht erschleichen, weil sich die Ausgewählten ja DIREKT vor ihrer Gruppe verantworten müssen. Baut einerMist, so wird der von seiner Gruppe einfach abgesetzt undkommt nicht mehr infrage als Repräsentant, die Macht wird janur begrenzt abgegeben. Ebenso wird es so Schwurblern und Dialektikern erschwert, den Diskurs mit Sinnlos-Rabulistik zuzerstören, da ja die Menschen der 1. Ebene im alltäglichen Leben miteinander klar kommen müssen und solche Charaktere nur in der Verantwortungslosgelöstheit des derzeitigen Systems sich ungestraft austoben können.
Hermann Hirnstein