Gedanken zum Buch von Hannah Arendt: „Über die Revolution“

Gedanken zum Buch von Hannah Arendt: „Über die Revolution“

Gleich am am Anfang zitiert die Autorin Lenin, der aus heutiger Zeitrechnung vor über Hundert Jahren behauptete, „das Kriege und Revolutionen das Gesicht des zwanzigsten Jahrhunderts bestimmen würden“. Die Autorin sieht seitdem, das die Ereignisse nichts Eiligeres zu tun hatten, als diese Aussage zu bestätigen. Und im Unterschied zu den Ideologien des neunzehnten Jahrhundert (zum Beispiel Sozialismus und Kommunismus), die nur noch im rechtfertigenden Gerede eine Rolle spielen, aber ihren Bezug zur Wirklichkeit verloren haben, stehen Krieg und Revolution noch immer im Zentrum des politischen Geschehens. Politisch stehen wir tatsächlich in einer Konstellation, in der wir auf der einen Seite von einer totalen Vernichtung durch einen Atomkrieg bedroht sind und andererseits in einer beinahe täglichen Erfahrung, dass wir all unsere Hoffnungen, nur durch ein emanzipatorisches Bestreben der gesamten Menschheit, hin zu radikal demokratischen Machtverhältnissen, also durch eine revolutionäre Veränderung unserer Verfassungen erreichen können. Dazu ein passendes Zitat aus dem genannten Buch:

Einleitung „Krieg und Revolution“

„ … Und im Unterschied zu den Ideologien des neunzehnten Jahrhunderts – Nationalismus und Internationalismus, Kapitalismus und Imperialismus oder Sozialismus und Kommunismus, die nur noch im rechtfertigenden Gerede eine Rolle spielen, aber ihre einstige substantielle Bezogenheit zu politischer Wirklichkeit verloren haben – stehen Krieg und Revolution immer noch im Zentrum politischen Geschehens. Sie haben alle ideologischen Rechtfertigungen überlebt. Politisch stehen wir in einer Konstellation, in der wir auf der einen Seite von einer totalen Vernichtung durch einen etwa ausbrechenden Krieg bedroht sind und in der wir doch andererseits beinahe täglich erfahren, wie sich die Hoffnung auf eine Emanzipation der gesamten Menschheit durch Revolution erfüllt. Was die Amerikanische Revolution in der Unabhängigkeitserklärung vor bald zweihundert Jahren proklamierte, daß ein Volk nach dem anderen »unter den Mächten der Erde den unabhängigen und gleichen Rang erlangen würde, auf den ein jedes gemäß den Gesetzen der Natur und ihres Gottes Anspruch habe«, ist mit einer manchmal fast beängstigenden Geschwindigkeit wahr geworden. Und in einer solchen sich über die ganze Erde erstreckenden Situation gibt es nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnte, als das, was das Älteste ist und von allem Anfang an, jedenfalls im Abendland, das eigentliche Wesen von Politik bestimmt hat – nämlich die Sache der Freiheit gegen das Unheil der Zwangsherrschaft jeglicher Art. … “ (Seite 6)

Das Buch ist 1963 zum ersten Mal veröffentlicht worden. Nach den Erfahrungen zweier Weltkriege und den Erfahrungen unzähliger nachfolgender lokal begrenzter Kriege und auch Revolutionen. Die oben angeführten Ideologien des neunzehnten Jahrhunderts spielen als gesellschaftliche Alternative zur Erringung unserer Freiheit keine Rolle mehr. Weder Sozialismus/Kommunismus und auch nicht der Anarchismus, haben die Menschheit in die Freiheit geführt.

Bei den heutigen Kriegen sprechen und schreiben Beobachter, Politikgelehrte und Journalisten schon von den sogenannten „ewigen Kriegen“ des aktuell herrschenden Systems. Die Revolution als Hoffnung auf die Emanzipation, also Befreiung der ganzen Menschheitsfamilie, speist sich aus der Erkenntnis, das große Teile der Menschheit nur die Wahl bleibt, entweder im Chaos der reichsten Eigentümer-Gesellschaft unterzugehen, oder durch eine revolutionäre Veränderung der bisherigen Machtverhältnisse nicht nur überleben zu können, sondern endlich die lang ersehnte Freiheit zu erlangen, in der sie auf demokratische Weise, all ihre Angelegenheiten selbst regeln und verhandeln können.

Ein aktuelles Beispiel aus dem Ukraine-Krieg der reichsten Oligarchen: Tausende Soldaten sind bereits aus diesem Krieg geflohen, obwohl ihre Aufpasser lauern und auf sie schießen. So bleibt den Soldaten oft kein andere Wahl wenn sie ihr Leben retten wollen: Aufstehenfür eine Revolution!

Hans-Peter Beneke

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