
Frieden ist keine Ware – Zur Kritik der bürgerlichen Demokratie und ihrer Kriege
(Fortsetzung aus 19/25)
7. Internationalismus konkret: Frieden durch Sozialismus – Beispiele aus Kuba, Vietnam und Venezuela
Internationalismus konkret
Während die westlichen Demokratien weltweit Kriege führen oder befeuern, zeigen einige Länder des globalen Südens: Es geht auch anders. Staaten wie Kuba, Vietnam oder Venezuela – allesamt sozialistisch orientiert oder mit revolutionärer Vergangenheit – stehen nicht für Angriffskriege, sondern für Widerstand gegen den Imperialismus, für internationale Solidarität und für den Aufbau einer alternativen Ordnung.
Sie beweisen: Wo der Kapitalismus gebrochen ist, verliert der Krieg seine Funktion.
Kuba: Medizin statt Munition
Kuba ist vielleicht das eindrucksvollste Beispiel für sozialistischen Internationalismus. Trotz jahrzehntelanger Blockade durch die USA, trotz ökonomischer Sabotage, Erpressung und Isolation, blieb Kuba dem Friedensgedanken treu.
• Statt Soldaten in andere Länder zu schicken, entsendet Kuba Ärzt:innen, Lehrer:innen und Techniker:innen – selbst in Pandemiezeiten.
• Kuba war aktiv im Kampf gegen das Apartheid-Regime in Südafrika und unterstützte antikoloniale Bewegungen in Angola, Mosambik und Namibia.
• Der Sozialismus hat auf Kuba eine Gesellschaft geformt, in der der Begriff „Frieden“ nicht nur Abwesenheit von Krieg bedeutet, sondern Solidarität, Versorgungssicherheit, Bildung und Würde.
Vietnam: Vom Verteidigungskrieg zum Aufbau in Frieden
Vietnam führte einen der härtesten antikolonialen Kämpfe der modernen Geschichte – gegen Frankreich, dann gegen die USA. Der Sieg der vietnamesischen Revolution war nicht nur ein militärischer, sondern ein moralischer Triumph des Volkes gegen den Imperialismus.
Heute ist Vietnam ein Staat mit stabiler Entwicklung, friedlicher Außenpolitik und wachsendem internationalem Ansehen. Der Sozialismus wurde dabei nicht als Dogma erhalten, sondern als Prinzip der Unabhängigkeit, der Selbstbestimmung und der friedlichen Entwicklung.
• Keine Militärinterventionen, keine Aggressionen
• Stattdessen aktive Friedenspolitik in der ASEAN-Region
• Solidarität mit Palästina, Kuba und anderen unterdrückten Völkern
Venezuela: Frieden unter Dauerangriff
Venezuela ist seit über 20 Jahren das Ziel von Putschversuchen, Sanktionen, Erpressung, Sabotage und Desinformationskampagnen. Warum? Weil es den Reichtum des Landes – vor allem Öl – nicht mehr westlichen Konzernen überlässt, sondern für das Volk einsetzen will.
Die bolivianische Revolution unter Chávez und Maduro zeigt, dass der Versuch, den Sozialismus des 21. Jahrhunderts zu gestalten, unweigerlich zur Konfrontation mit dem Imperialismus führt. Und dennoch bleibt Venezuela friedlich – in seiner Haltung, seiner Diplomatie, seinem Selbstverständnis.
• Keine Kriege gegen Nachbarn
• Kein Export von Gewalt
• Stattdessen: Dialog, regionale Bündnisse wie ALBA, Unterstützung für andere Länder des globalen Südens
Fazit: Sozialismus bedeutet Frieden – trotz aller Widersprüche
Natürlich gibt es Probleme, Fehler, Widersprüche – in Kuba wie in Vietnam oder Venezuela. Aber eines ist klar:
Diese Länder führen keine imperialistischen Kriege. Sie unterdrücken keine fremden Völker. Sie zerstören keine Nationen im Namen der Freiheit.
Und genau deshalb sind sie Feindbilder westlicher Eliten.
Die Friedensbewegung im globalen Norden hat die Pflicht, diese Staaten zu verteidigen, zu verstehen, zu unterstützen. Nicht unkritisch – aber solidarisch. Denn sie zeigen, dass es Alternativen gibt. Und dass Frieden nicht im Kapitalismus entsteht – sondern gegen ihn.
8. Praxis & Widerstand: Demokratie oder Herrschaft im Tarnanzug – warum führt ein korrumpiertes System zwangsläufig Krieg?
Friedensbewegung in Aktion: Widerstand von unten
Im Kapitalismus ist Krieg kein Betriebsunfall – er ist Teil der Logik. Und diese Logik ist brutal einfach: Wer expandieren will, muss erobern. Wer Märkte sichern will, muss destabilisieren. Wer Ressourcen kontrollieren will, muss unterwerfen. Doch diese Logik ist nicht naturgegeben – sie wird organisiert, legitimiert, vollstreckt. Durch ein System, das sich „Demokratie“ nennt, aber faktisch eine Herrschaft der Wenigen über die Vielen ist – abgesichert durch Medien, Polizei, Justiz und Ideologie.
Die Friedensbewegung, wenn sie lebendig sein will, muss das verstehen – und danach handeln.
Widerstand hat Tradition – und Zukunft
Schon in den 1980ern füllten Hunderttausende die Straßen gegen Nachrüstung und NATO-Kriegspolitik. Ostermärsche, Blockaden, Mahnwachen, Friedensfeste – Ausdruck einer wachen Zivilgesellschaft. Aber auch damals: kaum Einfluss auf reale Politik. Warum?
Weil die Friedensbewegung zu oft appelliert hat, wo Organisation nötig war. Weil sie auf Einsicht gehofft hat, wo es Klasseninteressen gab. Weil sie glaubte, „unsere Demokratie“ würde zuhören – wo doch längst klar war: Diese Demokratie gehört denen, die vom Krieg profitieren.
Der neue Militarismus – unsere alte Aufgabe
Heute steht Deutschland wieder an der Schwelle zur offenen Kriegspartei:
• 100 Milliarden für Aufrüstung
• Ausbildung ukrainischer Soldaten
• Waffenlieferungen in Krisengebiete
• NATO-Manöver an der russischen Grenze
• „Kriegstüchtigkeit“ als neues Leitbild
Wer glaubt, das seien nur Ausrutscher oder Fehler, irrt. Es ist ein Strategiewechsel – oder vielmehr: eine Rückkehr zur alten Strategie. Und das bedeutet für uns: Wir müssen zurück zum Widerstand. Aber besser organisiert. Bewusster. Klassenorientiert.
Was tun? Vorschläge für eine kämpferische Friedensbewegung
1. Klassenanalyse als Grundlage
Frieden gibt es nicht ohne Systemkritik. Wir müssen benennen, wer profitiert: Rüstungskonzerne, Banken, NATO, Regierungseliten. Und wer leidet: Arbeiter:innen, Erwerbslose, Jugendliche, Menschen im globalen Süden.
2. Organisierung im Alltag
Widerstand beginnt nicht bei der Großdemo – sondern im Betrieb, im Wohnviertel, an der Uni. Dort müssen wir aufklären, vernetzen, handeln. Friedenskomitees, Solidaritätsgruppen, politische Bildungsarbeit – konkret, verbindlich, dauerhaft.
3. Verbinden statt spalten
Antimilitarismus ist kein Einzelthema. Er gehört zusammen mit Klassenkampf, Antifaschismus, Klimagerechtigkeit, internationaler Solidarität. Keine Trennung zwischen sozialen und politischen Kämpfen – sondern ihre bewusste Verbindung.
4. Neue Allianzen aufbauen
Nicht alle, die gegen Krieg sind, sind Marxisten – aber viele können zu Bündnispartnern werden. Gewerkschaften, Migrant: innenorganisationen, Umweltbewegungen, religiöse Friedensgruppen: Wir brauchen ein breites Bündnis – auf klarem Boden.
5. Die Systemfrage stellen
Kein Frieden mit der NATO. Kein Frieden im Kapitalismus. Wer das akzeptiert, kann glaubwürdig für Frieden kämpfen. Wer das leugnet, bleibt im Rahmen des Systems – und damit seiner Gewaltlogik.
Fazit: Widerstand organisieren – statt Illusionen pflegen
Die Friedensbewegung steht an einem Wendepunkt. Sie kann wieder relevant werden – wenn sie sich ihrer historischen Aufgabe stellt: Nicht appellieren – agieren. Nicht bitten – organisieren. Nicht träumen – analysieren und handeln.
Krieg ist keine Ausnahme – sondern das Produkt einer Ordnung, die auf Profit und Macht basiert. Wenn wir den Frieden wollen, müssen wir den Bruch mit dieser Ordnung organisieren.
9. Abschluss / Aufruf: Organisiert den Frieden – aber nicht in dieser Ordnung
Ein kämpferischer Aufruf
Wir haben es analysiert:
Diese Ordnung bringt Krieg hervor – nicht aus Versehen, sondern aus System.
Diese Demokratie schützt keine Menschen – sie schützt Profite.
Diese Medien informieren nicht – sie formieren Zustimmung.
Diese Politik dient nicht dem Frieden – sie dient der Gewaltordnung des Kapitals.
Also reicht es nicht, Appelle zu schreiben.
Es reicht nicht, zu bitten.
Es reicht nicht, dagegen zu sein.
Wir müssen handeln. Uns organisieren. Den Bruch mit dieser Ordnung vorbereiten.
Worauf es jetzt ankommt:
1. Politisches Bewusstsein schaffen
Frieden beginnt im Kopf – mit der Klarheit darüber, wer der Feind ist. Das System ist nicht „fehlgeleitet“, sondern es funktioniert. Genau so. Und deshalb ist es nicht zu reformieren – sondern zu überwinden.
2. Bewegung von unten aufbauen
Wir brauchen eine Friedensbewegung, die nicht nett ist, sondern notwendig. Die keine Alibiveranstaltungen produziert, sondern eine Gegenmacht aufbaut: in Stadtteilen, Schulen, Gewerkschaften, Kultur, Medien, Kirchen, Betrieben.
3. Klassenorientierung stärken
Kein Frieden ohne Sozialismus. Keine Demokratie ohne Machtfrage. Keine Lösung ohne Organisierung der Arbeiterklasse. Deshalb braucht es wieder eine bewusste, marxistische, kämpferische Kraft – in Theorie und Praxis.
4. Internationale Solidarität leben
Unsere Gegner sind nicht die Völker Russlands, Chinas, Kubas oder Venezuelas – sondern die Eliten, die Kriege anzetteln. Wir stehen nicht „zwischen den Fronten“, sondern auf der Seite der Ausgebeuteten weltweit.
5. Den Mut haben, den Weg zu gehen
Ja, der Widerstand wird kriminalisiert. Ja, sie werden uns diskreditieren. Ja, der Weg ist hart.
Aber wir stehen nicht allein. Wir haben Geschichte. Wir haben Theorie. Wir haben Erfahrungen, Verbündete, Träume – und wir haben uns.
Schlusswort:
Der Frieden wird nicht „gewonnen“.
Er wird organisiert.
Nicht durch Bitten, sondern durch Bewusstsein.
Nicht durch Delegation, sondern durch Selbstermächtigung.
Nicht durch Anpassung, sondern durch den Bruch mit einer Weltordnung, die Gewalt braucht, um zu existieren.
Frieden ist keine Bitte.
Frieden ist Klassenkampf.
Frieden ist unsere Zukunft – wenn wir sie machen.
Blogger Ossi