Gedanken zum Buch von Hannah Arendt: „Über die Revolution“ (Teil 3)

[Der Aufstand 08/25, Seite 5]

Gedanken zum Buch von Hannah Arendt: „Über die Revolution“ (Teil 3)

Einleitung – Krieg und Revolution (Seite 4-18)

Im ersten und zweiten Teil hatten wir hervorgehoben, dass nach Ansicht der Autorin Kriege und Revolutionen das Gesicht des 20.Jahrhunderts prägen würden. Das weiter der Kampf für die Freiheit gegen das Übel jeglicher Zwangsherrschaft ein großes Ziel ist, für das es sich zu kämpfen lohnt und es in Revolutionen immer um die Freiheit geht. Die Autorin führt darin aus, Zitat:

Für die Modernität der Revolution vermutlich nichts so charakteristisch ist, als das sie von vorneherein beanspruchte, die Sache der Menschheit zu vertreten und zwar gerade, weil die Menschheit im achtzehnten Jahrhundert nicht mehr als eine »Idee« war. Es handelte sich nicht nur um Freiheit, sondern um Freiheit für alle, und dies mag der Grund sein, warum die Revolution selbst, im Unterschied zu den revolutionären Ideologien, um so moderner und zeitgemäßer geworden ist, je mehr die »Idee« der Menschheit sich durch die moderne Technik zu einer handgreiflichen Realität entwickelt hat. Will man dies auf eine Formel bringen, so kann man heute noch auf Thomas Paine zurückgreifen, der auf Grund seiner Erfahrungen in der Amerikanischen und Französischen Revolutionen meinte, … Was aber nun den Freiheitsbegriff anlangt, so ist er zwar mit dem Wesen der Revolution von Anfang an verbunden, hat aber ursprünglich mit Krieg und Kriegszielen kaum etwas zu tun. Daran ändert auch die Tatsache nicht, das Befreiungskriege in der historischen Erinnerung der Völker oft mit einem besonderem Nimbus umgeben worden sind oder daß in der Kriegspropaganda, die von den »heiligsten Gütern der Nation« spricht, die Freiheit als Schlagwort immer wieder auftaucht. Denn all dies besagt keineswegs, daß darum die Befreiungskriege in Theorie und Praxis als die einzigen »gerechten Kriege« galten.

Rechtfertigungen des Krieges auch auf dem Niveau politischer Theorie sind sehr alt, wiewohl natürlich nicht so alt wie die organisierte Kriegsführung. Sie setzen offenbar voraus, das politische Beziehungen normalerweise nicht im Zeichen der Gewalt stehen, und diese Überzeugung von der Gewaltlosigkeit in der Politik finden wir zum ersten Mal im griechischen Altertum. Die griechische Polis verstand sich ausdrücklich als eine Staats- und Gesellschaftsverfassung, die nicht auf Gewalt, sondern auf dem gegenseitigem Sich-Überzeugen, … beruht. Das es sich bei diesem Selbstverständnis keineswegs um leeres Gerede oder Selbsttäuschung handelte, die man heute »entlarven« könnte, zeigt sich vielleicht am sinnfälligsten in dem athenischen Brauch, die zum Tode Verurteilten nicht hinzurichten, sondern sie zu »überreden«, den Schierlingsbecher selbst an die Lippen zu setzen; physische Gewaltanwendung war unter allen Umständen mit der Würde eines athenischen Bürgers unvereinbar.“

Die „Idee der Menschheit“, die Sache einer Menschheit, sorgt dafür, das die Chancen bestehen, das die Theorie von dem Kampf für die Freiheit der Menschen und der Menschheit zur materiellen Gewalt wird, in den warmen und schlagenden Herzen großer und riesiger Ansammlung von Menschen und Völkern.

Durch die Umwandlung der Todesstrafe in ein „freiwilliges“ Schierlingsbecher trinken, haben wir ein großes Thema der Menschheit. So wird der Wechsel zwischen Rache und Vergeltung, also die ständige Steigerung der physischen Gewalt zwischen Menschen, durchbrochen. Dies gilt auch als Modell für Räterepubliken und zukünftige, radikaldemokratisch organisierte Gesellschaften.

Das Prinzip der Wiedergutmachung wird vor dem der Strafe gestellt. Wird die Wiedergutmachung nicht angenommen, wird derjenige aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. So geht die Menschheit einen großen nächsten Schritt raus aus dem Tierreich, in Richtung Zivilisation.

Hans-Peter Beneke

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