Kommunist gegen Radikaldemokrat – Politische Briefe – Antwort vom 17.11.2024

[Der Aufstand 47/24, Seite 8]

Kommunist gegen Radikaldemokrat – Politische Briefe – Antwort vom 17.11.2024

Einleitung:

Mein Diskussionspartner sagt von sich, er sei Kommunist. Ich selbst bezeichne mich als Radikaldemokrat. Er ist informiert, dass ich den politischen Teil meiner Antworten aus unserem Briefwechsel hier in der Wochenzeitung zeige und hat natürlich ebenfalls die Möglichkeit, seine Antworten hier zu zeigen. Vielleicht regt das auch weitere Leser an, sich zu beteiligen. Nach dem Scheitern der „sozialistischen“ Staatsgebilde steht die Frage im Raum: was ist die Alternative zur Gewaltherrschaft der Eigentümerklasse?


Lieber… ,

du hast weitere Themen angesprochen und ich antworte gern darauf. Dass du Musiker bist, ist kein Problem für mich. Ich bin gelernter Stahlschiffbauer. Wir haben also beide Politik nicht studiert. Aber: wir haben beide ein Gehirn und können selbst denken. Die „großen Denker“ hatten auch nichts anderes zur Verfügung, der Politik nur mehr Zeit gewidmet. Und das machen wir ja jetzt auch mal.

1. Nochmal zu Hannah Arendt

Ihre Entwicklung zur politischen Theoretikerin war durch ihre Verfolgung als Jüdin, durch das NS-Regime ausgelöst worden. Zunächst hatte sie Philosophie studiert, aber dann ist ihr Interesse aus diesem Grund von Philosophie in politische Theorie abgewichen. Sie wollte verstehen, warum ein monströser Massenmord in einem Land möglich war, das als Land der Dichter und Denker galt. So galt ihre ganze Konzentration dem Thema, wie sie ihr Hauptwerk nannte: „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“. Sie wollte verstehen. Letztendlich führten ihre Analysen politischer Abgründe in eine Banalität, die ihr viel Kritik einbrachte, nämlich dass der ganz banale Beamtengehorsam die Basis totaler Herrschaft bildet und daraus lässt sich ableiten: die „Repräsentative „Demokratie“ ist für einen Wechsel in den „Totalitarismus“ (Diktatur) ein außerordentlich fruchtbarer Nährboden. Wie sehr Repräsentationssysteme sich als Ausgangspunkt totalitärer Herrschaft eignen, liefert auch gerade Brasilien ein gutes Beispiel, für das hin- und herschalten von Repräsentationssystem auf Militärdiktatur und wieder zurück, um die Macht der Großeigentümer zu erhalten. Ein weiteres Beispiel: Griechenland, Chile, usw.. Hannah Arendt hat leider das Eigentumsrecht als Basis für Lohnsklaverei nicht als den Ursprung totaler Herrschaft erkannt. Das wäre meine Kritik an ihr. Aber es ist nicht deine Kritik. Du hast das Eigentumsrecht ebenfalls noch nicht als Ursprung jeder Gewaltherrschaft erkannt. Du machst „rechte“ Personen für das „Faschistische“ verantwortlich, wie z.B. Bolsonaro. Aber die Grundlage dafür ist ein Rechtssystem, nicht Personen. Deine Kritik ist eine moralische Kritik. Meine Kritik zielt auf die politische Ökonomie. Das ist der Unterschied in unserer Herangehensweise. Personen sind immer austauschbar. Sogar die Ideologie ist austauschbar. Der Ursprung jeder Gewaltherrschaft ist immer das Eigentumsrecht. Es ist sowohl Ursprung des Faschismus, als auch Ursprung der totalen Herrschaft im Stalinismus. Deine Kritiken an Hannah Arendt lautet, sie wäre eine Rassistin und „supremacist“. Unter „Suprematismus“ finde ich die Überzeugung, dass eine bestimmte Gruppe von Menschen allen anderen überlegen ist. Hannah Arendt war gerade ein Opfer von Rassenwahn und Überlegenheitsideologie der Nazis. Sie war eine vehemente Kritikerin des Zionismus. Zionismus ist ein gutes Beispiel für eine „supremalistische“ Ideologie. Sie plädierte zwar aus ihrer historischen Erfahrung heraus für einen Staat, der Juden eine Heimat garantieren kann, aber sie war für einen föderativen Vielvölkerstaat, der mit den arabischen Nachbarn gute Beziehungen hat und in dem Juden mit Palästinensern gleichberechtigt zusammenleben. Ich bin davon überzeugt, dass wenn sie heute noch leben würde, sie als Jüdin auch den Massenmord der Rechtsextremen in der israelischen Regierung an den Palästinensern analysieren und die Verteidigungs-Argumentation (Israel verteidigt sich gegen die Hamas) des Westens als Propagandalüge in der Luft zerfetzen würde.

Vielleicht kannst du mir einmal Literaturangaben machen, wo sie rassistische Positionen vertritt oder die Überlegenheit einer Menschengruppe über andere Menschen verteidigt. Kannst du mir solche Literaturangaben nicht bringen, brauchst du deine Beschimpfungen über sie auch nicht fortsetzen. Hannah Arendt googeln reicht nicht. Da findest du heute fast nur Propaganda gegen sie, denn Hannah Arendt hat Repräsentativsysteme vehement abgelehnt, ein Rätesystem befürwortet und wäre heute ein Fall für den Verfassungsschutz. Am besten du arbeitest hier selbst mal nach der wissenschaftlichen Methode.

2. Marx und Kapital

Eigentumsrecht bedeutet, die Verfügungsgewalt über den gesellschaftlich produzierten Reichtum auszuüben, um diesen Reichtum geschäftlich zur sozialen Erpressung Lohnabhängiger zu benutzen, damit sie gezwungen sind ihre Arbeitskraft zu verkaufen und Mehrwert zu produzieren, den sich Eigentümer aneignen. Sobald die Produzenten von der Gesetzgebung (Legislative) ausgeschlossen sind und folglich jemand anders über Produktionsmittel und Erträge verfügt, können wir die Gesamtheit der Gesetze, die dieses Produktionsverhältnis legitimieren, Eigentumsrecht nennen. Das ist politische Ökonomie.

Marx nannte sein Werk „Das Kapital“ zuerst „Zur Kritik der politischen Ökonomie“. Er hat den Kapitalismus seziert wie einen Frosch. Und da findet sich auch folgende Kausalkette (Ursache-Wirkung-Kette). Die Akkumulation (Akkumulation=Anhäufung) des Kapitals (Kapital=Eigentum) durch Aneignung von Lohnarbeit und dem daraus entspringenden Mehrwert in immer weniger Händen, ist eine gesetzmäßige Folge die Marx in seiner „Arbeitswerttheorie“ beschreibt. Die Herausbildung von Oligarchen (Superreiche, die finanzielle Macht in politische Macht wandeln) ist also eine ökonomische Folge aus einer Ursache, die sich mit mathematischer Gewissheit ergibt, so wie der Satz des Phythagoras a²+b²=c² ergibt. Natürlich wird eben dieser Reichtum den Produzenten (Klasse der Lohnabhängigen) proportional zur Anhäufung des Eigentums der Superreichen (Oligarchen), systematisch entzogen. Eben daraus entspringen die „Überproduktions“-Krisen, denn am Ende dieses Prozesses haben die Oligarchen alles, die Lohnsklaven nichts mehr und es kommt zum Stopp der Warenzirkulation. Der Krieg ist dann das Heilmittel. Marx widmete der wissenschaftlichen Begründung dieses Verelendungsprozesses einige Kapitel, Engels aber legte das viel populärwissenschaftlicher dar. Aber sie prangerten nicht das Eigentumsrecht als ein Rechtssystem an, das durch ein modernes Besitzrechtssystem ersetzt werden müsste, sondern forderten nur die Enteignung. Weitergehend empfahl Engels die „Diktatur des Proletariats“ und Lenin hat diese Diktatur begonnen, in die Realität umzusetzen, Stalin hat das dann vollendet. Lenin, machte daraus eine Theorie von der Avantgarde, die Theorie der führenden Rolle der Partei der Arbeiterklasse in einer Partei neuen Typus, aber natürlich ist das Parteien-Prinzip immer ein zentralistisches und so entstand die real existierende Macht der Parteiführer mit einem Diktator an der Spitze. Heute noch sehr gut als lebende Fossilien dieses historischen Irrtums zu besichtigen am Beispiel der Kim Jong-un-Dynastie in Nordkorea. Aber zu den schlimmsten versteinerten Fossilien dieses Irrtums gehören natürlich Stalin und Mao. Und Solschenizyn hat uns den tiefsten Blick in den Abgrund dieses Irrtums gewährt, mit „Der Archipel Gulag“.

3. Zur Freiheit

Du schreibst:

„Das Gerede von „Freiheit“ ist die Freiheit der US-amerikanischen Herrscher, eine Supremacist Ideologie.“

Du ignorierst hartnäckig, dass es immer um politische Freiheit geht und daher nicht um ein leeres Wort, sondern es geht um die Macht, eine gleichberechtigte Stimme zu haben um an allen Entscheidungen teilnehmen zu können, die die eigene gesellschaftliche Situation betreffen. Kürzer gesagt geht es um einen gleichberechtigten Platz in der Legislative (Gesetzgebung). So ein politisches System nennt man Volksherrschaft und das griechische Wort dafür ist Demokratie. Weil es aber das am meisten für Propagandazwecke missbrauchte Wort ist, fügen wir noch ein Wort dazu, um alle Missverständnisse auszuräumen: Radikaldemokratie.

Hannah Arendts Verdienst war es gerade, den Freiheitsbegriff politisch zu definieren. Sie war für ein Rätesystem und übte Kritik an Repräsentationssystemen. Ich habe bei dir noch keine Kritik am herrschenden Repräsentationssystem, das nur durch Korruption zusammengehalten wird und politischer Ausgangspunkt für Faschismus und Kolonialismus ist, gelesen. Aber du beschimpfst Hannah Arendt, dafür hast du Zeit. In deinem Kopf ist der Freiheitsbegriff völlig einseitig in Freiheit für Ausbeutung als Basis neoliberaler Politik kristallisiert, wie ein Eiskristall. Freiheit ist für dich deshalb ein negativ besetztes Wort. Was ist mit Freiheit von sozialem Zwang, für andere arbeiten zu müssen. Was ist mit der Freiheit, von Lohnsklaverei befreit zu sein? Ein Sklave würde das Wort Freiheit niemals falsch verstehen. Nur Kleinbürger bekommen vom hin- und her wälzen dieses Wortes Kopfschmerzen. Eigentümer sind doch nicht frei darin, Nichteigentümer ausbeuten zu können, denn sie benötigen dafür einen Gewaltapparat. Das Lohnsklavenverhältnis ist ohne die Gewalt des Eigentümerstaates nicht möglich. Die Propaganda der herrschenden Klasse hat nicht nur den Begriff „Demokratie“ für ihre Herrschaft gekapert, sondern auch den Begriff „Liberalismus“ (Liberalismus = die Freiheit betreffend). Liberalismus ist im Kapitalismus natürlich eine Lüge, ebenso wie Demokratie. Das liberale Bürgertum meinte damit ursprünglich seine Freiheit, sich von der Herrschaft des Adels befreit zu haben und frei darin zu sein, mit Hilfe von Eigentum Lohnsklaven für sich arbeiten zu lassen. Aber diese „Freiheit“ müssen sie mit einem Staatsapparat gewaltsam erzwingen, der das Eigentumsrecht gewaltsam durchsetzt. Sie sind also nicht frei darin auszubeuten, sondern ihr Staat erzwingt dieses Verhältnis. „Freiheit“ durch Zwang ist natürlich keine Freiheit, sondern Zwang. Freiheit ist nur dort existent, wo die Freiwilligkeit gesamtgesellschaftlich herrscht und das ist nur in einer klassenlosen Gesellschaft möglich, in der Verfassung und Gesetze von allen Gesellschaftsmitgliedern gemacht werden und diese sich folglich ihren eigenen Regeln freiwillig unterwerfen, weil sie sie selbst erlassen. Nur daraus entspringt politische Freiheit.

4. Eigentumsrecht im Sozialismus

Du schreibst:

„Kommunisten werden nie für Eigentumsrecht sein.“

Das ist falsch. Das Eigentumsrecht in den sozialistischen Staatsgebilden ist ein System von Gesetzen für „sozialistisches Eigentum“, das von einer paternalistischen Kaste verwaltet wird und den Lohnsklaven im „Sozialismus“ natürlich nicht gehört. „Kommunisten“ sind also doch für Eigentumsrecht, solange sie selbst als Verwalter Staats“eigentümer“ sein können. Zum Beispiel in der Verfassung der VR China heißt es, Zitat:

„Art. 6.Die Grundlage des sozialistischen Wirtschaftssystems der Volksrepublik China ist das sozialistische Gemeineigentum an den Produktionsmitteln, das heißt das Volkseigentum und das Kollektiveigentum der werktätigen Massen.“

Haben die chinesischen Lohnsklaven Urkunden über ihren Anteil am „Gemeineigentum“ oder „Volkseigentum“? Ich behaupte einfach mal: Nein, haben sie nicht. Sie haben nichts weiter als diesen förmlichen Verfassungsartikel. Die Verfügungsgewalt über Gemeineigentum und Volkseigentum haben Parteifunktionäre, bzw. ihre Verwalter. Die Grundlage des „sozialistischen“ Wirtschaftssystems in China ist Lohnsklaverei, unter staatlicher Kontrolle einer paternalistischen Kaste. Ja, die Lohnsklaven werden sozialer behandelt als in privatkapitalistischen Ländern, denn der Deal lautet: „Wir versorgen euch, und ihr gebt uns dafür die Macht.“ In Form der führenden Rolle einer Partei und natürlich ihres Führers. Das kenne ich schon. Du kennst das aber nicht. Ich bin in der DDR groß geworden und kenne das. Vor allem kenne ich den daraus entspringenden, immer wieder kehrenden Personenkult.

Meine Mutter hatte im Keller noch Bücher versteckt, von Trotzki. Wohlgemerkt: versteckt! Sie war Lehrerin. Eine Kollegin von ihr – ich war noch ein Kind damals – war in China während der Zeit der Kulturrevolution unter Mao Deutschlehrerin in Peking. Wenn sie zurück kam, hat sie sich mit meiner Mutter getroffen und sie haben heimlich gesprochen. Wohlgemerkt: heimlich! Chruschtschow erlaubte die öffentliche Kritik an Stalin, aber er erlaubte nicht Trotzki zu lesen und seine Nachfolger auch nicht. Es gab verbotene Bücher. Alles, was die Macht dieser paternalistischen Kaste und ihres Führers in Frage stellt, ist verboten und die Methode des Verschwindenlassens von Kritikern war bekannt. Das sind die „Macken“ der „Kommunisten“. Stalin war ein Massenmörder und seine Nachfolger haben auch Blut an ihren Händen. Wenn jemand verdient, „supremacist“ genannt zu werden, wie du es vermutlich übersetzt, dann gerade diese Parteiführer, die allesamt fest davon überzeugt waren, dass sie und ihre Kaste allen anderen Menschen überlegen sind, weil sie das Wissen über die gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten voraus haben und sie deshalb zur totalen Macht berechtigen und dazu berechtigen, wirklich gleichberechtigte Machtverhältnisse (Radikaldemokratie), und daher eine klassenlose Gesellschaft unter Anwendung aller Gewaltmethoden die man sich ausmalen kann (siehe Solschenizyn), zu verhindern. Stalin hatte alle Kommunisten, die ganze Revolutionsgarde von 1917 bis 1927, umlegen lassen. Er war ein brutaler bauernschlauer Schlächter, der mit vorbeugenden Säuberungen seinen Absolutismus gesichert hat und seine Nachfolger und die heute herrschenden roten Dynastien verfahren gelegentlich in gleicher Weise.

5. Enteignung

Du schreibst:

„Enteignung geschieht nicht ohne Gewalt, kurz gesagt.“

Das ist richtig. Genau weil es ein Akt der Gewalt ist, lehnen Radikaldemokraten die Enteignung ab. Denn eine Enteignung ist bei Umwandlung von Eigentumsrecht in Besitzrecht gar nicht nötig. Um das zu erklären, möchte ich noch einmal wiederholen was Eigentumsrecht und was Besitzrecht ist:

Eigentumsrecht: Ein System von Gesetzen, die Einzelnen Verfügungsmacht über gesellschaftlich produzierte Dinge in unbegrenztem Ausmaß durch eine bloße Förmlichkeit (Urkunde) erlauben, sodass Reichtum zur sozialen Erpressung von Lohnarbeit benutzt werden kann.

Besitzrecht: Ein System von Gesetzen für das Menschenrecht auf Inbesitznahme gesellschaftlich produzierter Dinge (soweit sie nicht schon in Besitz anderer Menschen sind) zur Gewährleistung eines Lebensstandards, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen (siehe allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 25).

Weil Besitz die tatsächliche Sachherrschaft über Dinge bedeutet, ist eine darüber hinaus gehende Anhäufung von Dingen als man selbst gebrauchen, verbrauchen oder nutzen kann, kein Besitz mehr und wird im Besitzrecht nicht mehr von der Polizei geschützt.

Es geht nur um die Verfassungsänderung, das Wort „Eigentum“ durch „Besitz“ zu ersetzen. Eine Verfassungsänderung ist ein friedlicher Akt. Die Polizei hat sofort einen veränderten Auftrag. Er umfasst den Schutz von Privatbesitz und Gemeinbesitz. Aber alles was über den Privatbesitz einer Person oder über den Gemeinbesitz einer Gemeinschaft hinaus geht, ist nicht mehr Angelegenheit der Polizei und kann von anderen in Besitz genommen werden. Ein Mensch kann 1 Haus besitzen indem er darin wohnt, aber er kann nicht in 2 Häusern gleichzeitig wohnen. Das zweite Haus wird im Eigentumsrecht vermietet, damit der Mieter für den Eigentümer arbeitet. Im Besitzrecht wird sich kein Gesetz und keine Polizei darum kümmern, wenn der Besitzer des 2. Hauses keine Miete mehr an den ehemaligen Eigentümer zahlt. Eine gewaltsame Enteignung ist also gar nicht nötig. Was ein Mensch nicht braucht, und damit nicht in Besitz hat, kann man ihm nicht wegnehmen.

In der Übergangsphase sollten alle ehemaligen Großeigentümer gefragt werden, was sie von ihrem angehäuften Reichtum in Besitz nehmen wollen. Bill Gates sollte man fragen, welches Land er von seinen ehemaligen 100.000 Hektar Land er in Besitz nehmen will, daher er selbst und seine Familie beackern oder bebauen will. Wieviel Land kann ein Mensch besitzen? 1 Hektar? 2 Hektar? Das mag unterschiedlich sein, aber gewiss nicht 100.000 Hektar. Die Polizei hat im Besitzrecht nicht mehr den staatlichen Auftrag 99.998 Hektar Land des ehemaligen Eigentümers Bill Gates zu bewachen. Es wäre frei für die Inbesitznahme durch die einheimische Bevölkerung, für die Gewährleistung ihrer Menschenrechte. Natürlich könnte es sein, dass ehemalige Großeigentümer Gewalt anwenden wollen um Inbesitznahmen der Dinge zu verhindern, die sie nicht brauchen. Aber im Besitzrecht bekommen sie dann Probleme mit der Polizei. Die Gewalt geht also bei der Umwandlung von Eigentumsrecht in Besitzrecht niemals vom Staat aus, sondern eventuell von den ehemaligen Eigentümern, die nun plötzlich alle selbst arbeiten müssen weil sie andere nicht mehr durch sozialen Zwang für sich arbeiten lassen können.

6. Nationaler Blickwinkel und Glaubwürdigkeit

Ich lese bei dir immer wieder heraus, dass du uns aufforderst, wir Deutschen sollen uns um die deutschen Angelegenheiten kümmern und Basilianer sollen sich um brasilianische Angelegenheiten kümmern. Dazu möchte ich dir, da du ja Kommunist bist, ein paar sehr bekannte Worte von Marx entgegen halten, weil du mich ja aufforderst in seinen Büchern zu lesen: „Proletarier aller Länder vereinigt euch.“ Kennst du das? Natürlich befindest du dich mit „kommunistischem“ Nationalismus gerade mit Marx im Widerspruch. In Marx (und Engels) seinen Schriften haben wir die Theorie von der Weltrevolution. Deine Überzeugung, dass wir Deutschen von den Verhältnissen in Brasilien nichts wissen können, deutet auf einen latenten Nationalismus in deinem Denken. In Detailfragen weißt du wohl besser Bescheid, keine Frage, aber wir reden hier nicht über Detailfragen sondern über allgemeine Prinzipien. Auch die Corona-Tyrannei unterliegt einem allgemeinen Prinzip, nämlich dem Profit-Prinzip aus dem Eigentumsrecht.

Du schreibst:

„Theorien wie die Mondflug-Lüge. Jede wissenschaftliche Erkenntnis ist der Überprüfung durch die wissenschaftliche Methode stets unbedingt zu untersuchen. Ich schrieb auch, dass es unmöglich wäre, so viele Wissenschaftler weltweit unter Druck zu setzen, wie es in Europa, vor allem in Deutschland, behauptet wird. Die Deutschen (!) haben ihre Gründe dafür und das ist mir klar.“

und an anderer Stelle schreibst du:

„In Brasilien haben die Impfungen Menschenleben gerettet, nicht umgekehrt.“

Das ist eine Propagandabehauptung der Machthaber, sozusagen ein Werbecoup für das Spritzengeschäft. Dass Impfungen gegen SARS-CoV-2 Menschenleben gerettet hätten kann man nur glauben, vermuten, annehmen, aber belegbar ist es nicht. Die wissenschaftliche Methode, daher also die experimentelle Methode, auf die du mich so nachdrücklich hingewiesen hast, kam für die mRNA-Spritzenstoffe gar nicht zum Zuge. Sondern man nannte die Entwicklungsphasen dieser „Impfstoffe“, „teleskopiertes Verfahren“. Das ist ein Propagandawort für die Rechtfertigung des Verstoßes gegen den Nürnberger Kodex durch massenhafte Menschenversuche mit völlig unzureichend getesteten mRNA-Spritzenstoffen, die Jahrzehntelang nicht ohne Grund, verboten waren. Aber sie sind eben billig herzustellen, und nur das zählt im Kapitalismus.

Die Lügen der Propagandamedien der Machthaber sind tausendfach gefährlicher als die Verirrungen einer völlig unbedeutenden Anzahl Menschen, die nicht daran glauben wollen, dass die Amerikaner tatsächlich auf dem Mond gelandet sind, weil sie ihrer Obrigkeit einfach nichts mehr glauben. Die CIA kreierte für derartige „Theorien“ ihren Kampfbegriff: „Verschwörungstheorie“ (nach dem Kennedy-Mord) und wenden ihn nun auf alle Systemkritiker an. Ja, „Verschwörungstheorien“ schießen wie Pilze aus dem Boden. Das ist nur ein Zeichen für den totalen Zusammenbruch der Reputation eines Machtsystems. Es geht gar nicht darum, ob die Mondlandung stattfand oder nicht, sondern es geht um die Tiefe der Erschütterung in das Vertrauen der Repräsentanten der Machthaber. Diese massenhafte Loslösung von den Propaganda-Apparaten der Machthaber ist eine unbestreitbare Tatsache und diese Machterosion geht immer weiter, wie Krebs am Körper der Repräsentationssysteme der Oligarchien. Dieser Reputationsverlust frisst sich durch die korrumpierten Staatsgebilde, wie Säure durch einen faulen Komposthaufen. Mit der Corona-Tyrannei haben die Machthaber Turbokrebs an ihrem eigenen politischen System ausgelöst. Genau dieser Aspekt wäre für einen Kommunisten interessant, weil Kommunisten das Heranreifen einer revolutionären Situation beobachten. Aber du verhedderst dich in Nebensächlichkeiten, die für die Beurteilung einer gesellschaftlichen Situation völlig ohne Bedeutung sind. Du hast den Blickwinkel für das Wichtige verloren.

Jetzt zu COVID-19:

Der französische Virologe Luc Montagnier hat am deutlichsten erklärt, dass die künstlich hervorgerufene Gefährlichkeit des Virus durch Mutation in natürlicher Umgebung zurück mutiert, wieder zu einem normalen Erkältungsvirus. Die erste Todeswelle, die vor allem sehr alte und kranke Menschen mit geschwächtem Immunsystem betraf, gleich nach Ausbruch aus dem Labor in Wuhan, flachte wieder ab als das Geschäft mit den Spritzen noch gar nicht angelaufen war. Guck dir die Diagramme von Statistiken an. Außerdem wiesen nichtkorrumpierte Wissenschaftler darauf hin, dass generell eine Grund-Immunität gegen natürliche Coronaviren (Erkältungsviren) besteht, und das kann auch gar nicht anders sein, denn sonst wären gleich alle Menschen auf diesem Planeten gestorben. Das menschliche Immunsystem hat sich über Jahrmillionen an Coronaviren angepasst. SARS-CoV-2 ist nur ein Erkältungsvirus, das künstlich verändert wurde und die ganze Sache ist zu einem Geschäftsmodell von Pharma-Oligarchen mutiert.

Du scheinst überhaupt nicht zu verstehen, dass die meisten Wissenschaftler in institutionellen Hierarchien arbeiten und sozial von ihren Auftraggebern abhängig sind. Die Forschung ist nicht frei, sondern es geht immer ums Geschäft. Über institutionelle Korruption hat der namhafte Arzt und Epidemiologe Dr. Wolfgang Wodarg einen Artikel geschrieben, wie dieses Korruptions-System funktioniert, siehe hier Korruption – eine Notlage internationaler Tragweite“:

Was nun die russischen und chinesischen Impfstoffe betrifft, so sind es nicht die gleichen mRNA-Gentherapien der westlichen Welt. Während der Coronatyrannei war der Konkurrenzkampf der Pharma-Oligarchen gegeneinander unübersehbar, und zwar boxten sich die Geschäftemacher in ihrer Profitgier gegenseitig durch ihren politischen Einfluss auf die Zulassungs-Verfahren aus. Die mRNA-Produktion im Westen ist wohl die profitabelste Variante, weil sie die geringsten Produktionskosten verursachen. So kam trotz Zensur und staatlicher Unterdrückung von Informationen an die Öffentlichkeit, dass Chargen billigst zusammengepanschter Pfizer-“Impfstoffe“ mit der zeitlichen Correlation von zahlreichen Todesfällen kurz nach den „Impfungen“ zusammen fallen. Was die russischen und chinesischen Impfstoffe betrifft, habe ich noch keine so deutliche Veröffentlichungen über tödliche Impfnebenwirkungen gefunden, wie es bei den westlichen Spritzen der Fall war. Das kann an der staatlichen Zensur liegen oder diese Impfstoffe sind nicht ganz so tödlich wie die westlichen. Gleichwohl regen sie ebenfalls den Körper an, die gefährlichen Spike-Proteine des SARS-CoV-2 zu bilden, die zwar das Immunsystem auf den Virus vorbereiten, es aber gleichzeitig schwächen und die Schwelle für Entzündungsreaktionen im ganzen Körper wesentlich herabsetzen und die Krankheitsanfälligkeit für alle möglichen Krankheiten, vor allem Krebs (Turbokrebs) erhöhen. Zwischen den Spritzenwirkungen der westlichen und östlichen Pharmageschäfte mag es Unterschiede geben. Vielleicht sind Sputnik V und CoronaVac nicht so tödlich wie die westlichen Marken Pfizer und Moderna usw.. Gleichwohl war es auch für die russischen und chinesischen Pharma-Eigentümer ein einträgliches Geschäft. In Russland und China haben wir auch Kapitalismus. Und daran denkt ein Kommunist immer zuerst, bevor er sich allen anderen Fragen zuwendet.

7. Der Begriff „Oligarchie“

Du schreibst:

„Kommunisten sprechen immer vom (gegen) Kapitalismus, nicht von „Oligarchien“. Das Wort Oligarchie stammt aus dem Griechischen und ist eine Ausweichung, wie bei Arendt. Alle ihre Schriften, mit denen ich mich noch etwas beschäftige, sind eine Wischerei des englischen kapitalistischen Kolonialismus.“

Ja, das ist genau das „marxistische“ Stehenbleiben, von dem ich in meiner letzten Antwort sprach. Du erinnerst meine Worte? Ich schrieb:

„ Marx ist im Eigentumsrecht stehen geblieben und seine Jünger verteidigen dieses Stehenbleiben bis heute. Sie blockieren die Weiterentwicklung der Menschheit mit ihrem Dogma, weil sie Marx seine Schriften wie eine Bibel umhertragen…“

Danke für das Paradebeispiel für das Stehenbleiben. Ich habe hier unter „2. Marx und Kapital“ bereits die Ursache der Akkumulation (Anhäufung) des Kapitals (Kapital=Eigentum) angesprochen. Die Herausbildung der Schicht der Superreichen, die an der Spitze der Eigentümerklasse stehen, ist nicht eine Erfindung von Hannah Arendt und im übrigen habe ich bei dem was ich von ihr gelesen habe, das Wort „Oligarchie“ noch nicht gefunden. Da bringst du wohl was durcheinander. Marx und Engels lebten im 19. Jahrhundert und hatten den Manchester-Kapitalismus dieser Zeit vor Augen. In seiner Theorie lieferte Marx schon einen Ausblick auf die im Eigentumsrecht gesetzmäßige Konzentration und Zentralisation des Kapitals in immer weniger Händen. Lenin entwickelte diesen Ausblick weiter in seiner Schrift „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ und überschrieb seine Kapitel wie folgt:

„I. Konzentration der Produktion und Monopole
II. Die Banken und ihre neue Rolle
III. Finanzkapital und Finanzoligarchie
IV. Der Kapitalexport
V. Die Aufteilung der Welt unter die Kapitalistenverbände
VI. Die Aufteilung der Welt unter die Großmächte
VII. Der Imperialismus als besonderes Stadium des Kapitalismus
VIII. Parasitismus und Fäulnis des Kapitalismus
IX. Kritik des Imperialismus
X. Der Platz des Imperialismus in der Geschichte“

Das solltest du mal lesen. Eine wirklich wissenschaftliche Analyse zu einer Zeit, als die Herausbildung von Oligarchien im Zeitalter des Imperialismus bereits in vollem Gange war. Dann kannst du auch die heutigen Herrschaftsmechanismen viel besser verstehen und vor allem verstehen, dass das Repräsentationssystem heute, also nochmal 100 Jahre nach Lenin, eine Herrschaftsform der reichsten Eigentümer, der Oligarchen ist, die ihre finanzielle Macht in politische Macht verwandeln und sich die Politik kaufen können, die sie für ihre Geschäfte brauchen. Wir haben in der politisch westlichen Hemisphäre also Oligarchien, während Russland und China staatskapitalistische Systeme sind. Beides sind Herrschaftsformen des Eigentumsrechts.

8. Zusammenbruch der Sowjetunion

Du schreibst:

„Bei der Sowjetunion ist es mir klar, dass die Kriegs-Paranoia und die sich daraus ergebende Militarisierung wie die enormen Ausgaben für Waffen es war, die schließlich das Brot vom Tisch der Menschen weggenommen und zum Zusammenbruch geführt hat in einem Land dass wenn mit dem damaligen China verglichen schon eine Industrie Kapazität hatte, aber diese auch zum größten Teil ins militärische stecken musste.“

Wie könnte das politische System eines Landes aufgrund seiner Waffenproduktion zusammenbrechen, obwohl es über die größten natürlichen Ressourcen verfügt und eine Bevölkerung von ca. 286 Millionen Menschen, in dem Staatseigentum herrscht und der Staat daher seine Waffen gar nicht von Privaten kaufen musste? Das ist doch nicht logisch. Die Rüstungsspirale war überhaupt nicht der Grund für den politischen Zusammenbruch, sondern die Gewaltexzesse des Paternalismus haben dieses vormundschaftliche System so verhasst gemacht, dass sich fast die gesamte Bevölkerung darin einig war, sich ihrer Vormünder zu entledigen. Hast du denn „Der Archipel Gulag“ von Solschenizyn wirklich gelesen? Es gibt auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion, und ganz besonders in der Ukraine kaum eine Familie, die nicht Tote zu beklagen hatten. Erschossen, verhungern lassen, erschlagen usw., zu Millionen an der Zahl. Solschenizyn verglich die Ströme der Lager-Massen durch das „sozialistische“ Land mit dem Blutkreislauf eines Menschen und wenn man die Lager wie kleine Inseln (Archipel) auf die Karte der ehemaligen Sowjetunion einzeichnet so erhält man ein Bild wie Pocken auf der Haut. Du hast das Ausmaß dieses Abgrundes eines paternalistischen Systems anscheinend überhaupt nicht begriffen und die weltweite abgrundtiefe Depression, die sich für die lohnabhängige Klasse daraus ergeben hat, sich jemals von der Lohnsklaverei und der Kriegs-Tyrannei ihrer Beherrscher befreien zu können. Die Menschheit wurde 100 Jahre zurück geworfen. Die Phase, die mit „Perestroika“ bezeichnet wird, ist die Phase in der die Kommunistische Partei der Sowjetunion jegliche Reputation verloren hatte. Alles schien plötzlich besser, selbst der schlimmste Turbokapitalismus, als das was man unter „Sozialismus“ erleiden musste. Der Zusammenbruch war ein politischer, kein ökonomischer. Die Armut setzte erst nach 1990 ein, als die ehemaligen „sozialistischen“ Bonzen sich als die cleversten Räuber am „Volkseigentum“ erwiesen. Nun wissen alle Bescheid: Kapitalismus ist auch keine Lösung und Vormünder haben sie nun auch wieder, denn Repräsentanten eines Repräsentationssystems sind natürlich auch Vormünder. Die Lösung ist so einfach, dass man wegen ihrer Einfachheit so schwer darauf kommt. Das Staatsvolk muss die Gesetze selber machen, ohne Vormünder: Radikaldemokratie und Besitzrecht!

Grüße

Holger T.N.

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Von Redaktion

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