Zur Kritik der Kritik am Programmentwurf von Jan Müller für die “Freie Linke Zukunft”

Zur Kritik der Kritik am Programmentwurf von Jan Müller für die “Freie Linke Zukunft”

Sturmfront
[Der Aufstand 24/23, Seite 11]

In „Der Aufstand“ 22/23 hatte ich den Programmentwurf für die „Freie Linke Zukunft“ von Jan Müller, kritisiert, auch in Erwartung von Kritik an meiner Kritik. Das hilft mir dabei, meine eigenen Positionen weiter zu prüfen und ggf., wenn nötig, zu korrigieren oder nachzuschärfen. Da noch nicht allzu viel Zeit seit der Veröffentlichung vergangen ist, übe ich mich weiter in Geduld, in Erwartung von Kritik mit wenigstens einer brauchbaren Substanz.

In der Zwischenzeit kann ich aber wenigstens auf ein paar Kommentare eingehen, die mich in einem Telegram-Chat erreichten. Die Kommentare möchte ich hier zitieren. Dabei geht es mir nur um die geäußerten Positionen, ohne die dahinter stehende Person oder das Profil dieser Person, in folgender Gruppe:

Screenshot vom Gruppennamen

Die Gruppe heißt „ZK-Zukunftskomitee für die FL“. In meinem Gehörgang klingelt das nach „Zentralkomitee der SED“. Das „Zentralkomitee“ oder „ZK“ ist ein Strukturelement für die Zentralisation von Macht in der real existierenden „Diktatur des Proletariats“ gewesen, welche für alle heute sichtbar, immer eine Diktatur von Parteiführern war und eben nicht des Proletariats. Das Proletariat (veralteter Begriff), bzw. die Klasse der Lohnabhängigen braucht keine Diktatur, weil sie die zahlenmäßig stärkste Klasse ist und in radikaldemokratischen Verhältnissen jede Abstimmung gewinnen kann. Deshalb benötigt diese Klasse Radikaldemokratie und keine Diktatur. Die sogenannte „Diktatur des Proletariats“ ist eine Diktatur des linken Kleinbürgertums und somit eine Diktatur einer Minderheit. 1989 haben die lohnabhängigen Massen der DDR, sich ihrer kleinbürgerlichen Führer entledigt. Dieses real existierende geschichtliche Ereignis, sollte man vielleicht mal zur Kenntnis genommen haben, bevor man sich daran macht, die Welt aufs Neue belehren zu wollen, sie benötige angeblich eine „Diktatur des Proletariats“, wie der Programmentwurf von Jan Müller schon deutlich macht. Daraufhin hatte ich am Ende meiner Kritik an diesem Entwurf, das Angebot des radikaldemokratischen Vereins UMEHR e.V. unterbreitet, auf juristische Personen gestellte Bündnisse einzugehen, auf einer gleichberechtigten Basis. Antwort darauf, Zitat:

Die Freie Linke wurde als Bündnis gegründet, nicht, um ein Verein zu werden.
Das ist so typisch deutsch, auf Vereinsgründungen zu vertrauen.
“Der Staat an sich, ist nicht böse, sondern nur ein Machtinstrument” – hört, hört.
“Warum muss man sich „ Freie Linke“ nennen?…” – Wer das nach über 2 Jahren noch fragt, der hat sich offensichtlich nie wirklich mit der FL befasst.
Was soll eigentlich der dezidierte Hinweis auf ein fehlendes Impressum zu Beginn des Textes? So was stört normalerweise nur die Staatsantifa oder den VS. Oder Menschen, die auf bürgerliche Regeln Wert legen.“

Aha. Wer keine Bündnisse möchte, weil er nur spielen und moralisieren möchte, kann das natürlich machen. Mir geht es nur darum, die zu finden, die ernst meinen was sie sagen. Wenn ich dabei aussortieren kann, wer nur so tun will als ob, ist das auch eine Information, die uns weiter bringt. Das muss im öffentlichen Raum sichtbar werden.

Dass Vereinsgründungen angeblich typisch Deutsch wären und deswegen schlecht, ist eine typische Ausrede. Verein kommt von Vereinigung, sowas macht man um Macht zu sammeln. Vereinzelung dagegen bedeutet Ohnmacht und wer das möchte, hat eben auch dafür, seine wohl politischen Gründe. Das Misstrauen gegenüber zentralistisch verfassten Vereinen ist verständlich, weil sie „repräsentative Demokratie“ zelebrieren, mit Legislaturperioden und einem Vorstand mit vom Wähler ungebundenen (freien) Mandaten. Aber ein radikaldemokratischer Verein ist ganz etwas anderes, weil er eben mit imperativen Mandaten nur einen an die Mitglieder gebundenen Vorstand erlaubt. Das bürgerliche Gesetzbuch verbieten keine radikaldemokratischen Vereine. Warum verbieten sich Linke diese denn selbst? Nennen sie sich nicht „Freie Linke“? Im Übrigen ist es möglich, jederzeit ohne Eintragung beim Amtsgericht einen Verein zu gründen. Das ist sogar erstmal nötig um Beschlüsse fassen und legitimieren zu können. Wer in einem Programmentwurf vorsätzlich von „uns“ und „wir“ schreibt, ohne Legitimation durch Abstimmung und Protokoll, ist ein Puppenspieler, ein ganz gewöhnlicher Betrüger, der unter Vorspiegelung falscher Tatsachen seine Meinung zur Meinung anderer machen möchte ohne sie zu fragen. Das nennt man Vereinnahmung. Ein typischer Führer-Reflex in einer Diktatur. Man benötigt eine Organisation um Beschlüsse fassen zu können.

Warum muss man sich „Freie Linke“ nennen, wo nach fast 2 Jahrhunderten völlig klar auf der Hand liegt, dass „die Linke“ genug Zeit hatte sich als Fraktion von moralisierenden Sozial-Reformisten in bürgerlichen Parlamenten zu entlarven. Und diese Zeit hat „die Linke“ dann ja auch gut dafür genutzt. Wir durften sogar Zeitzeugen ihres chronischen Verrats für Pharma-Oligarchen werden, für das dicke Geschäft mit Coronaspritzen. Einen kurzen historischen Einblick in die Geschichte „der Linken“ habe ich in dem Artikel „Was ist „rechts“?“ gegeben. Wenn sich „Linke“ revolutionär gebärden, dann halte ich es für geboten, ihnen mal auf den Zahn zu fühlen, wofür sie eigentlich das Wort Revolution benutzen, wenn sie, und das tun die meisten „Linken“, nicht gleich davor zurückschrecken und solche bösen Wörter lieber vermeiden. Revolutionäre sollten sich nicht „Linke“ nennen. Es sorgt eben für Irritationen wenn linke Moralisten als Revolutionäre rumhampeln. Es geht hier also um eine Klärung im Nebel der „Freien Linken“, in der es in Mode gekommen ist, sich voreinander zu verstecken und Nebelkerzen anzuzünden. Vorm BfV (Verfassungsschutz), vorm BND, vor der NSA oder CIA usw. können sie sich nicht verstecken. Diese Dienste haben alle Privateigentümer der Telekommunikations- und Social-Media-Plattformen verpflichtet, ihnen alle Daten bei Bedarf auszuhändigen. Der bürgerliche Staat weiß also ganz genau Bescheid, wer sich hinter welcher Sim-Karte oder hinter welchem Telegram-, WhatsApp- oder Facebook-Profil verbergen möchte, wenn einer seiner autorisierten Beamten es wissen möchte. Aber potentielle Bündnispartner dürfen das nicht wissen? Dieses Verstecken voreinander, ist albern.

Nächster Kommentar, Zitat:

Das penetrante Daherkommen mit bürgerlichen Rechtsfiguren (Impressum, Verein und wer weiß was noch) geht mir echt auf die Nerven. Wer hat den von eurem sogenannten radikaldemokratischen Verein je gehört bevor Menschen spontan Revolte übten und sich unorganisiert zu Protest zusammen fanden. Habe ich euch anfänglich noch Zuspruch für eure Arbeit um die Entwirrung der Begriffe Eigentum und Besitz geben können überschreitet ihr aber mit eurem undifferenzierten Sozialismusbasching der zeigt das ihr selbst nur autoritäre Vorstellungen zu kennen scheint eine Grenze was ich für inakzeptabel halte. Der Text ist voller Fehlurteile und stellt in meinen Augen plumpe Propaganda dar deren vorrangiges Ziel Spaltung und Zersetzung zu sein scheint, jedenfalls schätze ich so seine Wirkung ein. In meiner Wahrnehmung diskreditiert ihr euch so selbst aber gut so fallen die Masken und die nicht minder autoritären Kriegerkasten Ideale eurer Fake Radikaldemokratie treten zu Tage. Wenn ihr diesen Weg weiter beschreitet werden sich unsere Wege trennen, so zumindest meine Einschätzung.“

Eine juristische Person, wie z.B. ein eingetragener Verein ist eine „bürgerliche Rechtsfigur“, die seinen Mitgliedern Deckung geben kann, sodass nicht eine einzelne Person mit Name, Adresse, Email-Adresse und Telefonnummer in einem Impressum veröffentlicht werden muss, sondern das kann der Verein übernehmen mit seiner Vereinsadresse, Vereinstelefonnummer usw.. Es geht also gerade darum, Einzelpersonen zu schützen, durch Gründung eines Vereins und Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht. Der Fortschritt des bürgerlichen Staates ist gegenüber der Ständegesellschaft des Feudalsystems, dass wenigstens formal vor dem Gesetz alle gleich sind. Warum also nicht die vollmundigen Proklamationen über den Rechtsstaat beim Wort nehmen? Politische Teilhabe als Verein oder Partei ist ein Grundrecht. Natürlich gehört Disziplin und die Übernahme von Verantwortung dazu. Wer das nicht möchte, weil er/sie nur Spaß haben will, kann das machen. Wer aber diejenigen behindern will, die mehr machen wollen und Bündnisse und Vereinigung anstreben, ist ein Hochstapler und will sich aufspielen und wichtig machen und behindert Andere. Die genannten Motive dafür sind psychologischer Art. Die Motive von Radikaldemokraten sind politischer Art.

Ich habe die Aufstände des 20. Jahrhunderts nicht verraten und eine Diktatur daraus gemacht. Sondern dies nur rückblickend resümieren müssen um mich selbst und andere nicht zu belügen. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass ich als Überbringer schlechter Nachrichten dafür nicht gefeiert werde. Dass das schöne Wort „Sozialismus“ von „sozialistischen Führern“ und ihren Apologeten, in ihren Diktaturen mit reichlich Blut besudelt wurde und von ihnen in den Dreck gezogen wurde, ist nicht meine Schuld. Ich kann es den lohnabhängigen Massen, daher also der laut Marxismus angeblichen Zielgruppe der „historischen Mission“ (der Arbeiterklasse) nicht verdenken, dass ihnen „die Linken“ mit Gerede über „Sozialismus“ auf die Nerven gehen. Man kann die Massen auf die gleiche Art eben nur einmal verarschen. Ein zweites Mal funktioniert es einfach nicht mehr. Sie wissen jetzt Bescheid. „Sozialismus = Diktatur“ hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Es tut mir sehr leid, aber so ist es nun mal.

Aber ich denke, man kommt auch ohne diese Vokabel aus, denn es geht eben nicht um das Soziale (Sozial-ISMUS), sondern um politische Macht in Form von politischer Gleichberechtigung in einer radikaldemokratisch organisierten Volksherrschaft auf Basis von Besitzrecht. Das Soziale wird sodann in einer Volksherrschaft sozial geregelt, ist also eine logische Folge der Volksherrschaft. Sozialismus als Ziel zu proklamieren ist eine Verkehrung der Kausalität. Sozialismus ist nicht Ursache, sondern Folge einer Volksherrschaft. Es ist eben nicht umgekehrt. Deswegen kann man auf diese Vokabel getrost verzichten. Ein linkes Führer-Kleinbürgertum ist für eine Volksherrschaft nicht nötig, denn das Soziale regelt ein souveränes Staatsvolk selbst, nachdem es sein ureigenstes Interesse nach Befreiung von Lohnsklaverei und politischer Bevormundung wahrnehmen kann. Und zwar Befreiung sowohl von „rechter“ als auch von „linker“ Bevormundung durch ein völlig undemokratisches Repräsentativsystem. Dann gibt es einfach kein „rechts“ und „links“ mehr.

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Die „Fehlurteile“ in meinem Text hätte ich doch gern etwas genauer. Ich kann mich auch irren und bin gern bereit, Fehler zu korrigieren. Aber ich bitte darum, sie mir aufzuzeigen. Die Spaltung der Gesellschaft an der Frage des Eigentumsrechts und an der Frage ob jemand für oder gegen eine Gesellschaft der Gleichen ist, kann ich nicht aufheben, sondern nur sichtbar machen. Die Frage der Zersetzung der „Freien Linken“ stellt sich gar nicht, weil sie nicht organisiert sind, sondern nur eine unverbindliche lose Sammlungsbewegung. Sie befinden sich real in einer zersetzten Verfassung. Erst nach Bildung verbindlicher Strukturen einer Organisation, gibt es etwas zu zersetzen. Ja, daran arbeiten sich dann wohl Geheimdienste ab. Das ist erwartbar. Aber wenn eine revolutionäre (radikaldemokratische) Organisation auf einem theoretischen Fundament fußt, das durch Übereinstimmung mit der objektiven Realität eine klare Orientierung liefert, ist es nicht mehr so einfach, sie zu zersetzen. Geheimdienstbeamte sind auch nur Menschen und gelegentlich kommt es unter diesen funktionierenden Söldnern auch zum Selbstdenken, siehe z.B. Edward Snowden. Es ist gut, wenn sie von radikaldemokratischer Propaganda Strahlung abbekommen bei ihrem Mitlesezwang. Möglicherweise müssen sie also Zersetzung in ihren Reihen fürchten. Hört also bitte auf euch vor Angst in die Hosen zu machen. In einem Impressum zeigt man Gesicht gegenüber potentiellen Verbündeten und Freunden, vor denen man sich nicht verstecken sollte.

Nächster Kommentar, Zitat:

das formelle bei den radikaldemokraten ist ausdruck ihres bemühens um verbindliche konsensfindung. in ihren texten steht auch eine dezidierte kritik am anarchismus, die fronten sind also von IHRER seite aus zu vermutlich ALLEN strömungen der FL(Z) geklärt.
auseinandersetzen sollte man sich vllt trotzdem.
drüben in der ZK FL hab ich mal versucht MEINE kritik hinzuschreiben:
mein problem mit dem ansatz (aber bei weitem nicht nur diesem) lässt sich festmachen an einer kurzen passage dort:
“Kein Mensch kann Fachmann auf allen Gebieten sein. Aber in einer radikaldemokratisch organisierten Gesellschaft wird das Potential der Fachkräfte sofort zum Zuge kommen und was wir dann an Lösungen und blühenden Landschaften erleben, können wir uns nur ausmalen, jedoch nicht vorherbestimmen.”
es geht nicht mehr um die kollektivität des entscheidens, sondern die des lernens und wissens, als voraussetzung allen planens. unser wissen um grundlagen der technik muss nicht kollektiv sein, denn man kann darauf beruhende geräte, materialien, verfahren, lernen sachgerecht zu nutzen, ohne zu wissen, wie sie funktionieren, welche elemente und naturgesetze ihre erzeugung ermöglichen, und wie man sie herstellt. maw worten: hier geht arbeitsteilung. zumindest die zwischen wissenschaftler, techniker, produzent, und anwender (“konsument”, auch produktiv.) nicht hingegen je systemischer die zusammenhänge, auch schon in der technik, werden (energiesystem, verkehrssystem, oder auch: produktionssystem…). und erst recht, wenn es um geophysik (klima?) oder biologie (agrar, medizin, umwelt…9 also natursysteme geht. da nehmen kenntnissse und erkenntnisse die form von prognosen an. die kann man incht einfach nutzen, ohne zu wissen, wie sie zustandekommen. ausser… man traut den experten BLIND. wie es nicht erst seit corona STAATSRÄSON ist..“

Es gibt nur eine Front, von der Seite der Radikaldemokratie aus, und das ist Undemokratie. Selbstverständlich ist eine politische Position, die für eine Diktatur eintritt, eine gegenüber Demokraten feindliche Position. Die Masse der Lohnabhängigen will sich nicht ohnmächtig von einer Regierung tyrannisieren lassen, von einer Regierung ihrer Ausbeuter und Enteigner. Dabei ist sekundär, ob nun von einer Oligarchie („repräsentative „Demokratie“), oder einer „rechten“ oder „linken“ Diktatur. Heute sind diese Herrschaftsformen mit ihren Herrschafts-Tricks kein Geheimnis mehr.

Aber die Position der Anarchisten, soweit sie ernst gemeint und in die Tat umgesetzt wurde, führte stets zur Willkürherrschaft einer Person und endete infolge dessen in einem Blutbad. Bekannte Namen von Anarchisten sind z.B. Buenaventura Durruti (Spanien) und Nestor Machno (Ukraine). Kennzeichnend für den Anarchismus ist, dass er jegliche Regeln im menschlichen Zusammenleben und infolgedessen auch den Staat, also Volksherrschaft, ablehnt. So hat natürlich der Lauteste, Verschlagenste und Stärkste die Gewalt, was letztlich Willkürherrschaft bedeutet. Kein Plan, kein Programm, keine disziplinierte Organisation: so programmiert man Niederlagen vor. Die historischen Erfahrungen mit dem Anarchismus bestätigen das und die Resultate liegen offenkundig vor aller Augen, soweit man sie sehen möchte. Empfehlenswert für das Kennenlernen des Mikrokosmos des Anarchismus ist das Buch „Der kurze Sommer der Anarchie“, das zwar als Roman ausgewiesen wird, wofür der Autor Hans Magnus Enzensberger allerdings eine Recherchearbeit geleistet hat, die einer wissenschaftlichen Leistung gleichkommt.

Wer also nicht nur ein bisschen Anarchist spielen möchte, um mit reizenden Symbolen geschmückt, Aufmerksamkeit für sich erheischen zu wollen und es ernst meint, sollte wissen, worauf er/sie sich einlässt. Anarchismus ist keine Spaßveranstaltung. Aber genau das, nämlich eine Ansammlung verkleideter Spaß-Anarchisten lässt diese „Front“ unter den Akteuren der „Freien Linken“ vermuten. Sie wollen zu den Guten gehören, das halte ich ihnen zugute. Aber irgendwann sollte man die Albernheiten ablegen, wenn man in der Masse ernst genommen werden möchte. Anarchismus und Diktatur liegen nah beieinander. Wer ein bisschen Spaß-Anarchie betreiben möchte, kann das ja gern im privaten Raum machen. Kennzeichnend für Spaßanarchisten ist, dass sie Verbindlichkeiten scheuen. Sie betrachten ihr Engagement als unterhaltsame Freizeitgestaltung und möchten da natürlich gegenüber Anderen keine Verpflichtungen eingehen. Genau das ist der Grund ihrer Organisationsfeindlichkeit. Deshalb möchten sie auch lieber im Nebel bleiben. Dafür sind sie sehr erfinderisch in allerlei Ausreden.

Im gleichen Kommentar:

…es geht nicht mehr um die kollektivität des entscheidens, sondern die des lernens und wissens…“

Radikaldemokratie ist organisierte Form kollektiver Entscheidung. Der Autor lässt erahnen, dass es ihm wohl nicht vergönnt war, in einem Kollektiv zu arbeiten, um mal beobachten zu können, dass Wissen und Planung nur durch disziplinierte Organisation entstehen kann, in der sichergestellt werden kann, dass jeder das machen kann, was er am besten kann. Das funktioniert am besten radikaldemokratisch, weil dann sichergestellt werden kann, dass Leute mit nur großer Klappe und nichts dahinter, keine verantwortungsvolle Aufgabe übertragen bekommen. Dafür gibt es in Arbeitskollektiven Lohnabhängiger eine ganz feine Antenne.

Nächster Kommentar:

Ein Verein bildet ein Adressat welches ein Ziel für Staat, “Antifa” und alle möglichen uns feindlich gesinnten Kräfte darstellt. Dieses kann dann zur Verantwortung gezogen werden. Das es wäre dann die Haftungsebene und eine Möglichkeit die Bewegung zu eliminieren. Besser wäre weiterhin ungreifbar & undurchsichtig zu bleiben.

Wenn eine Vereinigung Ziel eines Angriffs wird, so hat der Angreifer, wer auch immer das ist, nicht eine Einzelperson vor sich, sondern eine Vereinigung und dann ist es eine Frage des Kräfteverhältnisses wer gewinnt. Einer allein, hat da wohl ungleich weniger eine Chance als ein Verein, der Viele vereinigen kann. Normal denkenden Menschen ist der Grundsatz: „Gemeinsam sind wir stark!“ völlig klar. Ich will dem Autor des Kommentars nicht das Maß an Intelligenz absprechen, das auch zu wissen. Aber es geht hier um etwas anderes: Es geht um Angst. Angst vor dem bürgerlichen Staat, Angst vor der „Antifa“ usw. Angstgefühle sind nicht falsch, soweit sie zur Vorsicht mahnen. Wenn allerdings die Schwelle zur Feigheit überschritten wird, weil Angst Anlass wird, gegen radikaldemokratische Organisation zu polemisieren, Radikaldemokraten zu zensieren und auszuschließen, dann ist es geboten dies im öffentlichen Raum sichtbar zu machen, damit jeder sehen kann: Wer ist wer? Im Übrigen haben der bürgerliche Staat und die „Antifa“ allen Grund Angst vor Radikaldemokratie zu haben, weil nur sie es vermag, die lohnabhängigen Massen zu ermächtigen. Und das ist laut Grundgesetz sogar ausdrücklich erlaubt, siehe Artikel 146 GG und der bürgerliche Staat versucht sich mit Hilfe des Begriffs „Volkssouveränität“ zu legitimieren. Das ist doch toll! Hört bitte auf mit euren Knien zu schlottern!

Nächster Kommentar:

Absolut richtig [bezieht sich auf den Kommentar davor]
, jede Organisationsform die der Staat vorgibt und somit auch reglementiert ist zu meiden. Das Wirken dieser Radikaldemokraten in Gruppen der FL erscheint mir zunehmend aggressiv entristisch, sie versuchen Keile zu treiben um Kräfte die ihren Positionen zuneigen aus der FL herauszubrechen und sich diese einzuverleiben. Das Gastrecht von dem sie sogar selbst schreiben interessiert sie in der FL nicht. Ob sie die FL nur schädigen oder mit den so einverleibten auch tatsächlich etwas aufbauen wollen bleibt abzuwarten. Sie haben offensichtlich Kernelemente linken Selbstverständnisses zu Feindbildern erklärt und sind was mich besonders anzündet richtige Staatsfans und gerade letzteres ist für mich unvereinbar.“

Was für eine Organisationsform möchte denn der Schreiber dieses Kommentars vorgeben? Vermutlich gar keine. Sonst hätte er das ja gleich hingeschrieben. Er möchte keine Organisation. Er möchte Vereinzelung und predigt damit Ohnmacht. Wer hätte denn Interesse an einer ohnmächtigen Opposition im bürgerlichen Staat? Liegt das nicht im Interesse des BfV (Verfassungsschutz)? Ich will dem Autor dieser Zeilen nicht diese Absicht unterstellen, aber mit seinem Anliegen wird er zumindest Bündnisfähig mit dieser Institution, die ja fleißig mitliest, was alles so geschrieben wird in den Chats.

Ich verstehe die Position des Autors, der sich sogar traut, sich als Anarchist zu outen. Aber seinen Namen nennt er lieber nicht, dafür reicht der Mut dann doch nicht aus. Über das Wirken von Spaßanarchisten habe ich mich ja ein paar Absätze vorher schon geäußert. Ansonsten erlauben sich Radikaldemokraten, in öffentlichen Debattenräumen, auch in denen der „Freien Linken“, ihre Positionen zu äußern. Wer das aggressiv nennt, ist jemand, der Andere dazu aufstacheln möchte freie Meinungsäußerung mit Gewalt zu beantworten. Der erste Schritt ist Löschung und Entfernung aus dem Chatraum. Das kennen wir schon von:

Screenshot

aus:

Screenshot

Ein Gruppenmitglied bemerkte seine Lösch- und Sperraktionen wie folgt:

Screenshot

Freie Meinungsäußerung erscheint nicht nur dem Autor des Kommentars als „zunehmend aggressiv entristisch“, sondern auch dem Inhaber des Privat-Chats„Freie Linke – offener Chat“. Diktatur-Reflexe sind also kein Einzelfall in diesen losen Zusammenhängen, in denen man abgesehen von Chats nirgendwo eintreten kann, um überhaupt den Begriff „Entrismus“ mit dem Inhalt füllen zu können, den der Anwender hier im Kommentar wahrscheinlich gar nicht kennt, sonst würde er wissen, dass dafür eine Organisation nötig ist, welche zu gründen Spaß-Anarchisten ja vehement ablehnen. Einige Spaß-Linke haben so ihre Probleme mit Kernelementen freiheitlichen Selbstverständnisses, schmücken sich aber immer fleißig mit „Freiheit“ und „Offenheit“ in den Namen ihrer Spaß-Vehikel.

Nächster Kommentar (der Autor hat ein Zitat als Textfoto eingestellt, aus dem online gestellten Artikel „Die „Freie Linke Zukunft“ hat keine Orientierung“ und bezieht sich darauf):


Man kann also nur ein “wir” sein, wenn man “in einem Verein und damit die Anwendung der Personalpronomen „wir“ oder „uns“ legitimiert hat”.
Klingt für mich nach typisch bürgerlichem, staatstreuem Kleingärtner(verein).
Alles weitere wurde ja bereits dazu gesagt.“

Man kann sich auch wie ein Aal um die Tatsache winden, dass es einfach Betrug ist, wenn man ein „wir“ oder „uns“ in einem Programmentwurf nicht durch einen gemeinsamen Beschluss legitimiert hat und sich zum Fürsprecher für Andere aufschwingt um sie für die eigene Auffassung zu vereinnahmen. Genau so wird es gemacht in der bürgerlichen Staatsform „Repräsentative Demokratie“. Das! ist „typisch bürgerlich staatstreu“. Vereine gründen zu können, ist ein Grundrecht, eine Freiheit, die uns vom bürgerlichen Staat gewährt wird. Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen der Demokratie in einem „Kleingärtnerverein“ und einem radikaldemokratischen Verein. Aber darum geht es dem Schreiber nicht. Er sucht nach Ausreden, um seine Organisationsfeindlichkeit zu begründen.

Nächster Kommentar:

Ja genau, ich war früher 8 Jahre selbstständig und weiß genau was es bedeutet eine Gesellschaftsform zu erstellen… Am Anfang der FL wäre das evtl. Noch eine Option gewesen… Gut das wir das nicht gemacht haben, sonst wäre es sehr schnell vorbei gewesen.
Das passt aber mittlerweile überhaupt nicht mehr zur freien linken…
Wenn man schaut wie die FL bekämpft wird, wäre dies dann sowieso das direkte Ende.
Zumindest für diejenigen die dort mitwirken würden. Denjenigen wünsche ich dann viel Glück, dass Freunde, Familie, Besitz & Eigentum heile bleibt… Nächste Ebene wäre dann eben die der staatlichen Einwirkung… Man muss ja einfach nur reflektieren was die letzten 3 Jahre passiert ist und wie viele von uns angegriffen wurden usw. Das wäre wirklich suizidal… Echt abzuraten davon… Vergleichbar mit einer privaten Investition in ein insolventes Unternehmen.“

Ja, Organisation bedeutet Verantwortung zu übernehmen, Verpflichtungen einzugehen, Gesicht zu zeigen, Spaß vorbei. Das passt überhaupt nicht in die Welt von Spaß-Linken, die beim ersten bisschen Gegenwind spüren, dass Klassenkrieg herrscht und anfangen zu jammern. Was machen diese „Linken“ dann? Polemisieren gegen revolutionäre (radikaldemokratische) Organisation? Toll!

Holger Thurow-N.

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Von Redaktion

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