Gegenantwort zur Antwort von Holger T. zu meinem Text über Bolsonaros Putschversuch in Brasilien.

[Der Aufstand 08/25, Seite 8]
Verfassungsgebende Versammlung 1988 in Brasília, Bildquelle hier

Gegenantwort zur Antwort von Holger T. zu meinem Text über Bolsonaros Putschversuch in Brasilien.

Die Geschichte Europas widerspiegelt die Geschichte Lateinamerikas und die Geschichte Brasiliens nicht. Es ist nicht meine Aufgabe, die Geschichte Brasiliens mit ihren vielen Einzelheiten seit der Entdeckung des amerikanischen Kontinents zu unterrichten. Die sich aus dieser Zeit entstandenen Kulturen, die die Haltung der Eroberer, mit ihrer Macht über die einmische indigene Bevölkerung, ist eine andere als die Kultur derjenigen, die sich durch die verschiedenen Lebensbedingungen im Laufe der Zeit ergeben. Es soll für mich eine Selbstverständlichkeit sein, dass Holger seine Unwissenheit zeigt, was und wie die Capitanias Hereditárias waren, die die erste politische Entscheidung der portugiesischen Krone war, nach dem Vertrag von Tordesillas zwischen Portugal und Spanien. Nur einige wenige Personen in Deutschland, die an der Uni Frankfurt das Fach Brasilianistik studiert haben, wissen es, oder noch wenige, die sich insbesondere für lateinamerikanische Geschichte und die Geschichte Brasiliens interessieren. Es ist aber auch nicht meine Aufgabe, lokale Geschichte zu erläutern, die im dritten Schuljahr in Brasilien unterrichtet wird. Dass darin eine spätere Entwicklung von fünfhundert Jahren ergab, die im brasilianischen Agro-Geschäft ihre Folgen fand, ist eine Redundanz. Weder Holger noch irgendjemand, der das hier liest, hat eine Schule in Brasilien besucht. Aber damit fängt es für mich leicht an und es macht mir die Aufgabe heikel.

Die ersten, die sich mit der Entstehung einer eigenen Kultur beschäftigten waren die von den Kronen Portugals und Spanien unter Obhut des Vatikans entsandten Franziskaner Mönche, die in einem Gebiet ansiedelten der anfangs als Niemandsland galt und später zum Streit und zur Bildung der verschiedenen Länder führte. Wahrscheinlich war ihre pietistische Haltung gegenüber der ursprünglichen Bevölkerung maßgebend. Es gibt nur Berichte und Erzählungen davon, wie sie sich für die indigene Bevölkerung einsetzten und versucht hatten, sie zu beschützen. Sie legten allmählich in ganz Brasilien den Grundstein für den späteren Synkretismus. Den Kolonialherren interessiert niemals die Möglichkeit der Existenz oder die Entstehung einer Kultur ihrer Unterjochten. Sie werden als minderwertig angesehen. Die Herren wissen über ihre Lakaien stets besser, so denken sie. So ist es aber nicht. Die versklavten müssen sich mit der Kultur der Kolonialherren befassen und kennen andererseits die eigene, unabhängig davon, dass sie anfänglich schwächer sein können. Nicht desto weniger war der portugiesischer König Dom João VI schockiert als er auf der Flucht vor Napoleon in Rio de Janeiro landete und sah dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung die Lingua Geral (allgemeine Sprache) gesprochen hatte: Tupi Guarani, die Sprache der einheimischen Indios, mit ihren mehreren Stämme und Dialekten. Der König verhängte als sein erstes Gesetz das Verbot der einheimischen Sprache, unter Todestraffe derjenigen die dem verhängten gesetz nicht gehorchten. Alle Briefe und handgeschriebenen Papiere, die die einheimische Sprache hatten, hatten als Folge die gleiche Strafe für ihre Besitzer. Zum Zweck der Information über das internationale Geschehen wurde die Presse in Brasilien zugelassen, die bis dato verboten war, logischerweise nur in der portugiesischen Sprache. Es war längst aber nicht mehr so, dass portugiesich sprechenden sich unbedingt der portugiesischen Krone zugehörig fühlten. Viele fühlten sich längst als Brasilianer und nicht als die weissen Oberherren der Zeit der Terra de Vera Cruz, wie die ehemaligen Seefahrer der Escola de Sagres, Erben der Kreuzzügler, das neuentdeckte Land nach dem Wunsch von Seiner Majestät nannten. Es ist auch nicht meine Aufgabe davon zu unterrichten, wie Franzosen schon ab 1530 versucht hatten, Rio de Janeiro einzunehmen und Holländer die Capitania von Pernambuco besetzten, wo sie Olinda (Recife) gründeten. Ein wenig davon soll im dritten Teil des Artikels über Bolsonaros Putschversuch kommen. Der Raubbau Brasiliens fing früh an. Wie in allen Kolonien der Welt.

Wie Unwissenheit und Besessenheit von einer Idee, Haltungen und Standpunkte beeinflussen. Dies betrifft alle.

Dass es letztes Jahr einen E-Mail- Austausch mit Holger gab, den ich oft sagte, er sollte – oder könnte es zumindest an einige Mitglieder von Radikaldemokraten weiterleiten, wenn er es möchte, muss klar bleiben. Persönlich sehe ich mich nur als Außenseiter und sonst nichts. Politische Ambitionen habe ich nie besessen.

Es ist jedoch leichter, den eigenen Leuten in der eigenen Sprache über andere zu berichten. Deswegen heißt der Kontinent Amerika und nicht Columbia, nach Cristobal Columbus. Americo Vespúcio war ein Lügner, der nie auf dem amerikanischen Kontinent war.

Meine Rolle war bislang stets die umgekehrte. Ich schreibe auf Deutsch, nicht auf portugiesisch. Diese Aufgabe, den eigenen Leuten über eigene Umstände und – vor allem über andere zu berichten, übernehmen andere Menschen in Brasilien, die wesentlich bekannter sind als ich. Mein einziger Vorteil im Ganzen ist, dass ich mich gut mit der europäischen Kultur und insbesondere mit der europäischen Geschichte auskenne, wie auch mit den Ereignissen des zwanzigsten Jahrhunderts und der Nachkriegszeit. Ich übernahm als junger Mann fast instinktiv die aristotelische Haltung der Beobachtung und der folglichen Erfahrung, die Aristoteles in seiner Ethik beschreibt.

Es ergab sich auch dadurch, dass ich der Sohn eines Staatsanwalts und einer Gymnasiallehrerin für die französische Sprache bin. Meine Familie stammt aus dem brasilianischen Kleinbürgertum. Die Eltern von meiner Mutter waren Gründer des lokalen Theaters in Curitiba, das Teatro Guaira, dass heute existiert, und ihre mütterliche Seite stammte aus sehr armen Einwanderer aus Schaffhausen in der Schweiz, die als Deutsche nach Brasilien durch die Hamburgische Schifffahrtsgesellschaft geschickt wurden, in einer Zeit in der Armut in der Region von Schwarzwald gross war und die dort tägliche Arbeitskraft aus der Schweiz eine soziale Last war. Die Landreform, die Bismarck durchführte, und die Auswanderung Deutscher und deutschsprachiger zuerst dämmte, kam erst nach dem Deutsch Französischen Krieg im Jahre 1876. Diese Leute landeten im Hafen São Francisco (Santa Catarina) im Jahr 1856 und gründeten für eine geplante Heirat zwischen einem Neffen des brasilianischen Kaisers und einer Nichte des preußischen Kaisers die heutigen Staat Joinville, die 80 Kilometer südlich von Curitiba liegt. Die Heirat fand nie statt. Dass sie belogen worden sind, mit dem Namen São Francisco, wie nach einigen Erzählungen bekannt ist, ist es möglich, aber nicht bewiesen. Die Familie Ogg war im ersten von mehreren Schiffen mit fünf Kindern, von denen eins mein Urgroßvater gewesen sein soll.

Meine Mutter spielte Geige und Akkordeon und besuchte gute Schulen wie die Escola Alemã. Als ihr Vater starb, ging die Witwe mit der Flotte von sechs Taxis bergab. Am Ende war sie verarmt. Ihr Vater trug den Namen Bittencourt, der aus den Azoren stammt. Die Vorfahren davon hatten ein Familienwappen. Möglicherweise war der erste davon ein Steuer Beauftragten und Schleimer. Der Name ist französischer Herkunft. Im Prinzip interessiert mich das wenig. Charakter ist individuelle Sache.

Die Familie meines Vaters stammt aus einfachen Portugiesen, von dem ich meinen Namen erhielt. Sein Vater war Polizist, Sergent und Besitzer einer Bar in der damals kleinen Staat Ponta Grossa, auch achtzig Kilometer von Curitiba entfernt, aber nach Osten. Nach einer Geschichte die mein Vater mir erzählte, wäre ein Vorfahre meines Großvaters als Officer einer portugiesischen Fregatte im Hafen Paranaguá nach dem Mord an einem anderen Offizer an Bord, wegen Frauen und Spiele, auf freiem Fuss und auf das eigene Glück ausgesetzt. Ob die Geschichte stimmt oder nicht, ist mir nicht klar. Man findet auf der ganzen Erdoberfläche fast kein einziger Mensch, dessen ferne oder nahe Vorfahren keine Mörder waren. Ich gehe davon aus, dass diese Aussage ein paar Leute ärgern kann.

Der Vorwurf, als persönliche Attacke in einer E-Mail, kleinbürger zu sein, wirkte auf mich nicht beleidigend, sondern lächerlich, da ich stets deutlich sagte, ich stamme aus kleinbürgerlichen Verhältnissen. Ich habe das Glück gehabt, mit vielen Büchern, mit Musik und Kunst im Haus groß zu werden und Gespräche zu hören, an denen ich mich beteiligen könnte, oder zumindest Fragen stellen konnte. Jedoch waren meine Eltern keinesfalls reich. Sie waren nur ein Pärchen, das im Hinterland Brasiliens in einer wilden Gegend des Café Anbaus ihrem Beruf nachging. Nach dem Militärputsch von 1964 war die Flucht binnen das eigene Land die einzige Möglichkeit, aus den Augen der unter Aufsicht der USA eingesetzten Militärs wegzukommen, da die Flucht und Asyl im Ausland für die kleinen Leute nicht die geringste Aussicht hatten.

Wenn ich über Geschichte schreibe, dann sollte ich eher überwiegend über unsere brasilianische Geschichte sprechen. Aber dann: sollte ich über Euclides da Cunha schreiben, der in seinem Mammutwerk Os Sertões (das Hinterland) das über den Aufstand von Mystiker Antonio Conselheiro im Canudos (Bahia) erzählte und eine Analyse der brasilianischen Bauernkriege lieferte, die am Ende des neunzehnten Jahrhunderts überall explodierten, wie damals der Deutsche Bauernkrieg, aber vierhundert Jahre später.

Vielleicht sollte es meine Aufgabe sein, einen der bekanntesten brasilianischen Schriftsteller wieder zu erwähnen, Jorge Amado wie auch seine anarchistische Frau Zélia Gattai, Photographin und ebenfalls Schriftstellerin. Der Psychiater Roberto Freire, Schüler von Wilhelm Reich und den gleichnamigen aber nicht Blutsverwandten soziologen Paulo Freire, mit seinem Buch Pedagogia do Oprimido, die Pädagogik des Unterdrückten, das auch im Deutsch zu finden ist. Es ist das meistgelesene Buch im Fach Soziologie auf der ganzen Welt. Graciliano Ramos, der über das Schicksal der inneren Migranten, ein typisches Phänomen Brasiliens schrieb, wäre ebenfalls interessant. Der Exodus vom Ackerland ist ein typisches Phänomen Brasiliens, das zur weiteren Bildung der bekannten Favelas der Großstädte. Und er hat seine Ursprünge im Eigentum der Großgrundbesitzer und im heutigen Agro-Geschäft, die Holger mit Bolsonaro verteidigt.

Wenn von Kultur gesprochen wird, die Semana de Arte Moderna von São Paulo, in der im Jahre 1922 die lokalen Intellektuellen sich von europäischen Einfluss loswerden wollten und einen eigenen Weg suchten, kann dazu kommen. Von den vielen Künstlern nicht zu schweigen. Die bekannte Coluna Prestes, vom Kommunisten Luis Carlos Prestes von 1925 bis 1927 angeführt, die den Aufstand der Leutnants in ganz Brasilien auslöste und in Rio de Janeiro mehrere Tote hatte, wie in Porto Alegre, Recife und in São Paulo wäre hierzu erwähnenswert. Die Frau von Prestes, Olga Benario, eine deutsche und brasilianische Jüdin, starb im Konzentrationslager Birkenau. Der größte Meister der portugiesischen Sprache, Vertreter des Realismus, Machado de Assis, darf nicht fehlen. Es lohnt sich, von ihm “Der Alienist” zu lesen, wenn es auf Deutsch gibt, was gut möglich ist. Nun, die Angaben sind da.

Das Bankett ist serviert.

Die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika gehörte in den öffentlichen Schulen, die ich besuchte, zum sechsten Schuljahr. Da lernte man auch über den nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg und wie und warum er sich ergab. Anders als einige meinen, lügt die Schule nicht. Heute,m nach dem Aufstieg der neuen rechten, eher als proto Faschisten zu bezeichnen, kann es allmählich wieder gefḧarlich für ein Lehrer über diese Themen in der Schule zu reden. Wie auch über die Frankfurter Schule, die sich zur Kriegszeit in die USA begab. Dabei ist auch Arendt, Schülerin von Heidegger, der einzige von ihnen, der Deutschland nicht verließ und von wem die Idee des Kollektiven Verhaltens stammt. Mit “Die Banalität des Bösen” wird im Prinzip diese Idee gegenüber dem freien Willen untersucht. Eine Kollektivschuld erleichtert das individuelle Bewusstsein. Das macht für mich – aber nicht für mich allein – das Ganze nur von außen betrachtet, der Hacken einen Bogen um die Kurve.

Die von mir erwähnten Einstellungen von Arendt befinden sich in den Büchern Between Past and Future und in The Human Condition. Das zweite ist anscheinend nicht in der deutschen Sprache zu finden. Ich würde mich freuen, wenn ich mich damit irre. Leider finde ich in Brasilien nicht alle Bücher in der deutschen Sprache, die ich brauche. Beide gibt es auf Portugiesisch und Englisch, womit ich mich begnügen kann. Ich habe sie für mich in portugiesich in der Staatsbibliothek geliehen. Im Internet vergleiche ich die Texte und Übersetzungen. Mir geht es nie darum, Texte zu lesen und sie nachzuplappern. Die Haltung übernahm ich aus der Musik, eine Einstellung, die jedes Mal seltener zu finden ist. Die Show ist kapitalistisch, der Tiefsinn nicht unbedingt.

Nur um kurz über Philosophie zu reden, die aus Ethik, Ästhetik, Logik, Politik und Metaphysik besteht, ist es Schade dass einige Philosophen oder Historiker die Ideen und überlegungen eines Roger Penrose und Gedanken vom italienischen Physiker Federico Faggin über Quantenmechanik, Bewusstsein und freien Willen nicht mehr erlebt haben. Es hätte ihnen einiges leichter gemacht. Und da hätte Carl Gustav Jungs Individuation einen gewissen Sinn gemacht.

System Links! Eine mehr als merkwürdige Bezeichnung.

Der Kapitalismus beherrscht alles. Dumm waren die Chinesen nicht, die sich des westlichen Kapitalismus aneignen und ihn unter Kontrolle des Staates brachten. Dort pfeifen Elon Musk und seine Räuber der Welt nicht. Dort könnte der reichste Mann der Welt nicht mit überlegener Haltung wegen seinem Interesse an bolivianischem Lithium in seinem X schreiben: ,,Wir putschen gegen wen wir wollen”, wie er sich spöttisch über Bolivien vor zwei Jahren äußerte.

Mir fällt es aber leicht, den unglaublichen Widerspruch zu entkräften, der nur aus einem für mich verständlichen Grund erklärbar ist, wenn der reichste Ausbeuter der Welt ausgerechnet von denjenigen verteidigt wird, die sich gegen das Eigentum stellen. Der Marshallplan, wie der Progressivismus, wurde in der Schule von Chicago vom Ökonomen Milton Friedman ausgedacht. Bitte, nicht mit Georg Friedman, dem Politologen verwechseln. Soziale Ausgaben sollten den Abstand zwischen Reichen und Armen im Kapitalismus lindern, um den schleichenden Marxismus zu bekämpfen. Hierzu fühle ich mich wie jemand, der einem Kind die Süßigkeit aus dem Mund weg nimmt. Mit dem guten brasilianischen Spruch: Eine Schweineschnauze ist keine Steckdose.

Schlimmer noch ist es dass Holger nicht zu wissen scheint, dass die erwähnten brasilianischen Milliardären die er ausführt nicht im geringsten zum Progressivismus stehen und im Kongress in der Hauptstadt Brasilia Lobbyisten bezahlen, die die Liberalen und die Mitte Parteien wie das brasilianische Agro- Geschäft und Bolsonaro unterstützen.

Die zwei Gründe für die Empathie mit den brasilianischen Neo-Faschisten sind zwar verständlich. Der erste ist nichts mehr als das: Es sind die billigen Sojabohnen, mit denen in Europa Schweine gefüttert werden, ohne die die Lebenskosten explodieren. Der zweite Grund ist ebenfalls logisch:

Wenn ich gestern noch die Aussprache von Frau van der Leyen sah, die in der Münchner Sicherheitskonferenz sprach und im brasilianischen Fernsehen auch ausgestrahlt wurde, kann ich die Panik und Ängste gut verstehen die eine Aussage wie “wenn die Ukraine verliert, verlieren Europa und die Vereinigten Staaten zusammen”. Damit sind gewiss auch Rheinmetall und andere gemeint, die nicht in der gleichen Jackentasche von Trump liegen. Und da kann ich nur wünschen, dass Europa diesmal nicht wieder die ganze Welt in den Abgrund treibt, wie es schon oft der Fall gewesen ist.

Da meine Einstellungen aber nicht nur von Lesen und durch eine privilegierte Bildung stammen, zu der ich das Glück hatte und zum Guten nutzen konnte, sondern aus persönlichen Erlebnissen und Beobachtungen die ich nicht nur in Brasilien aber auch in Europa – vor allem in Deutschland – und in den USA stammen, wo ich auch mal als Gast zu künstlerischen Events war, kam ich dadurch zu meinen persönlichen Einsichten. Eine davon ist traurig: Man schätzt nur das eigene Leiden und nicht das der anderen.

Ich sah eine mir lieben Person mit fast weinender Stimme in München vom Trümmerberg reden, über der das Olympiastadion gebaut wurde. Diese mir sehr nah gewordene Familienmutter, die mich in mancher Not unterstützte, war eine Musikerin, die in einer lokalen Kirche Orgel spielte und der ich damit auch eine Zeit lang half. Ich nahm es ihr nicht übel, dass sie mir erzählte, dass ihr Bruder in Stalingrad fiel (wie könnte ich die Anmaßung besitzen…). Ihr Schmerz war für mich verständlich, als wäre er meins. Dass sie nicht wusste – oder gar nicht wissen wollte – was in Stalingrad passiert ist, war ein logischer Schluss. Böse sind immer die anderen, was mich an Jean Paul Sartres Der Ekel erinnert. Das letzte Mal dass ich sie in München besuchte und als sie noch ihre Erinnerungen schrieb, gestand sie mir leise, wie es oft mit Menschen passierte, die mich als zuversichtlicher aussenstehenden Beicht Freund sahen: weis Du Noel…die Juden. Sie waren klug und gescheit und wir waren dumme, arme Bauern. Sie kamen und haben uns betrogen. Wir waren neidisch auf sie! Diese liebe Frau, die mich anfangs als Finderlohn als Scherz nannte, war einfach menschlich, sonst nichts. Das Menschliche ist manchmal schrecklich. Nicht desto weniger schrieb Marx: Die Gewalt ist die Hebamme der Menschheit.

Für Religionen habe ich nichts über. Glaube ist ein Wort, das mich nur an Scharlatane erinnert. Von dort aus gelangt man auch zu Hyperborea und sonst noch was. Himmler sagte, er wäre Buddhist und Hitler schickte Leute auf die Suche nach dem heiligen Gral. Überbleibsel des Afrikakorps mussten zum Tibet, auf der Suche nach Särge und Leichen von fünf Meter großen Übermenschen. Diese Soldaten, die nicht so blöd waren, blieben im Tibet bis zu Kriegsende (Arnim, Das Schwarze Reich) und wanderten ih nach hinein nach Kanada. IBM und Ford unterstützten die National Sozialisten und Sebottendorf, der die Anfänge der Nazis finanzierte, war ein Doppelagent Englands. Der Fachismus ist stets der längste Arm des versagenden Kapitalismus. Damit rettet sich der Kapitalismus. Ob es diesmal noch mal klappt, und zugunsten der reichsten Nationen der Welt, da bin ich nicht derjenige, der es voraussagen könnte. Vielleicht könnte Elon Musk die Antwort dazu geben. Sein Mars Projekt kann ihn mehr bereichern. Währenddessen gibt es auf unserem schönen Planeten Probleme, die nicht besonders schwer zu lösen sind, aber keinen Profit einbringen. Einige Auserwählten können vielleicht bald dahin. Ich sterbe aber lieber hier.

Zum Idiotischen Proto – Faschisten und Scharlatanen Brasiliens.

Die fehlende juristische Kenntnis, die Holger leider zeigt, um nicht zu wissen, was ein Mordversuch und ein Totschlag bedeuten, ist erstaunlich. Beides sind Verbrechen, und das gilt in fast allen Ländern der Welt, schon seit der ursprünglichen deutschen Gesetzes Verfassern der Theologischen Juristischen Interpretation, noch vor der französischen Revolution.

Ein Mordversuch ist ein gescheitertes Verbrechen, als das Töten des Opfers wegen einer nicht erwarteten äußeren Situation nicht möglich war, über die der Täter keine Kontrolle hatte. Hätte er diese Kontrolle gehabt wäre der Mordversuch nicht ein Versuch als solches sondern eine Tat, ein Mord. Weil dieser Mord nicht zustande kam, aber doch zur Tat ergriffen wurde, ist es trotzdem ein Verbrechen. das gleiche gilt für einen gescheiterten Putschversuch.

Die Verfassung Brasiliens von 1988 bekräftigt es. Sie wurde mit Anteilnahme von verschiedenen Institutionen und deren unterstehenden Räte debattiert, die schließlich nach einem ermüdenden Jahr abgeschlossen waren, und in der alle Interessierten sich beteiligen könnten. Es sind weder Holger noch Radikaldemokraten, die ohne Kenntnis über die Geschichte dieses Landes reden, die es abstreiten können. Als Brasilianer unterstehe ich diese Verfassung, wie jeder andere, der in Brasilien lebt, zu Besuch kommt oder hier auf irgendeine Art und Weise tätig ist. Mir geht es nicht anders, wenn ich mich in Deutschland oder anderswo aufhalte.

Ist es nicht so, dass derzeit genau diese die größte Beschwerde in Europa ist, mit den dort sich aufhaltenden emigrierten Ausländern und Flüchtlingen, dass sie sich nicht der gesetzmäßigen Ordnung und Kultur anpassen können? Mit Erlaubnis des Wortes; Was soll dann der Käse mit anderen Ländern? Da darf man sich willkürlich einmischen? Mehrere Einzelheiten wissen alle Brasilianer, wie das Bombenattentat im Flughafen von Brasilia, der wieder aus reinem Zufall nicht hochging, oder über die Anwesenheit einiger Ordnungskräften beim Ansturm auf den Kongress am 8. Januar 2022, die die schützenden Kräfte überraschte. Die Anfahrt mehrerer hundert Busse, die hauptsächlich aus dem Süden Brasiliens und aus dem Agro-Geschäft Land Mato Grosso kamen, und die Bezahlung dieser Ausgaben wird noch untersucht. Das Sägen von Strom Maste in mehreren Bundesländer und die Sperrung der Landstrassen durch die Bundes Verkehrspolizei im Nordosten Brasiliens, die unter Bolsonaros Befelh stand, wodurch die Wähler von Lula fahren mussten um wählen zu gehen, ist allgemein bekannt. Aufgrund der Landesgröße können Menschen in einigen Gegenden mehrere Dutzend Kilometer fahren müssen, um wählen zu gehen. Davon weis jemand, der niemals in Brasilien war, nichts.

Internetverbrechen, das Teilen von Hass und Lügen ist ebenfalls strafbar wie im allgemeinen Leben. Das Internet ist kein Gesetzloses Land und darf als solches nicht bleiben. Verleumdungen sind im Internet wie im allgemeinen Leben auch Verbrechen. Sich etwas ausdenken, was man möchte, ist ein Gegenstand. Verantwortung für die Konsequenzen und Folgen davon zu übernehmen, ist es was anderes? Freiheit für verantwortungsloses Vorgehen, soll das gehen?

Auch bin ich nicht derjenige der behaupten wird dass jeder AfD Wähler ein Nazi ist. Ein solcher Idiot bin ich nicht. Ich kenne viele und die meisten sind nette Menschen. Es sind Ängste, die die meisten Menschen in ihrer Machtlosigkeit bewegen. Bei vielen sogar Naivität. Ein inneres Bewusstsein hat gewiss jeder. Andere lösen sich davon in der Menge.Oft ist es auch eine Charaktersache. Aber auf allen Seiten.

Gleich nach der Wiedervereinigung Deutschlands gab es zumindest einen Ausländer, der seinen staunenden Freunden und Bekannten sagte, dass Deutschland aufgrund seiner Vergangenheit neutral sein müsse. Dieser merkwürdige Ausländer war ich. Bald war es mir klar, dass unter Helmut Kohl mit seiner Frau Hannelore, Erbin eines Krupp Schmidt Bulow Imperiums (wenn ich mich dabei nicht irre) niemals der Fall sein könnte. Dass so viele verkappte Nazis noch überall zu finden waren, wusste ich logischerweise. Nur wusste ich damals nicht, dass die USA hunderte von ehemaligen Nazis mitgenommen haben. Einige davon kamen wieder, darunter der Sekretär von Konrad Adenauer und auch der Gründer des BND.

Bekannte und tolle Kommunisten gibt es in Brasilien wenige. Jonas Manoel, der schwarze Mann aus Recife, von PC do B und Rui da Costa Pimenta von PCO. Sie verstehen sich nicht, da Jones in seinen Einstellungen die Problematik des Rassismus bespricht. Breno Altman, den jüdischen Kicker des Zionismus und der Abka und die größte und meist gebildete marxistische Frau, Virginia Fontes. Höchstens vielleicht ein Prozent aller Brasilianer werden sich als Kommunisten zu erkennen geben. Nach Bolsonaro, für den alle, die ihm nicht folgen, kommunistische Kinderfresser sind, wagt es fast keiner mehr zu sagen. Die Hysterie ist los. Die kubanische Revolution kann ich gut verstehen und ich stehe dazu, weil mir die dort früher herrschende gewalt geschichtlich bekannt ist. Gewalt schafft Gewalt und der Zyklus hat kein Ende. Zu einem gewissen Nationalismus, wenn damit die Aufbewahrung kultureller Eigenschaften gemeint ist, stehe ich auch. Nichts ist vollkommen rein, keine Kultur, kein Wissen und wissenschaftliche Kenntnis, umso weniger. Wir sind die menschliche Spezies. Wir sollten die gleichen Rechte haben, aber wir sind keinesfalls alle gleich. Dass Herrn Trump die BRICS droht, freut mich erheblich. Er wirft alle in den Armen Chinas, sogar einige traditionelle Partner der USA.

Menschen, die meinen, für die freie Meinungsäusserung andersdenkenden zu stehen, und heftig reagieren, wenn man nicht genau so denkt wie sie, und wenn sie es sogar wagen, ihnen etwas entgegenzusetzen, habe ich genug im Leben gesehen. Es reicht. Ich fühle mich schlecht und Penitent, wenn mir die Geduld verloren geht. Aber es reicht.

Mit einem ganz tollen Gruss lässt sich vielleicht alles diesmal regeln. Also, viel Glück, meine Freunde.

Noel Nascimento Filho


das könnte auch interessant sein

Avatar-Foto

Von Redaktion

Die Redaktion wird gestellt vom Ortsverein „Gesellschaft der Gleichen“ des UMEHR e.V. mit der Zielstellung, die öffentliche Debatte durch radikaldemokratische Prinzipien zu fördern. Sie erstellt die Publikationen auf PDF und stellt die Beiträge hier online. Die Redaktion ist nicht Autor der Beiträge. Die Autoren sind unter ihren Beiträgen auf den Beitragsseiten zu finden. Eingereichte Beiträge geben nicht die politische Position der Redaktion wieder. Eingereichte Beiträge von Parteien bedeuten nicht, dass die Redaktion Mitglied dieser Partei ist oder Positionen dieser Partei vertritt. Jeder Autor ist für seinen Beitrag selbst verantwortlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert