Krieg der Begriffe

[Der Aufstand 29/23, Seite 20]

Im Krieg der Begriffe gibt es –

neben der Liebe, dem Mitleid und dem Glück – noch andere, die auf den Scheiterhaufen der Moderne gelandet sind. Einer ist besonders populär: Querdenker. Eigentlich Menschen, die Fakten jenseits von schwarz und weiß erkennen können, die gedanklich unterschiedliche Positionen wahrnehmen können und einen unverzichtbaren Beitrag für den Fortschritt in allen Lebensbereichen – auch und vor allem in Unternehmen – leisten können. Jetzt sind sie umgedeutet worden zu einer Mischung aus Charles Manson, Alister Crowley und Heinrich Himmler … also: das Böse schlechthin, Dabei – wenn die so böse sind, was ist denn dann gut? Geradedenker? Gehorsame Untertanen, die blind der Obrigkeit vertrauen? Ein Menschenbild, das an dunkelste Zeiten menschlicher Geschichte gemahnt – und zeigt, dass die Demokratie (also das, was wir aktuell so nennen) – ihr Endstadium erreicht hat. Da, wo der Bürger nur noch Befehlsempfänger ist, haben wir andere politische Realitäten, die man nennen kann, wie man will – die aber absolut autoritär sind.

Und dann gibt es da noch einen sehr schönen Begriff, der im Sterben liegt: Frieden. Er wurde verdrängt von „Verantwortung übernehmen“. Das könnte man auch ohne Waffen, doch davon sind wir weit entfernt. Hollywood zeigt uns täglich hunderte Helden, die mit der Waffe in der Hand alle Probleme schnell und effektiv lösen. Kenne nicht einen Helden, der mit der Kraft von Worten Krisen friedlich löste – jedenfalls nicht im Fernsehen.

Zum Frieden gibt es eine schöne Aussage der Seite „Wissenschaft und Frieden“: „Im Kapitalismus sind Krieg und Gewalt nie weit. Sie sind sogar konstitutiver Teil unseres Zusammenlebens und betreffen sowohl autoritäre Staaten wie auch demokratisch organisierte. Gewalt ist dabei im Kapitalismus vielgestaltig und durchdringt fast alle Lebensbereiche – vom Lohnverhältnis bis zur Kriegswirtschaft.“

Ja – Gewalt im Lohnverhältnis haben Hartz IV-Empfänger live erlebt. Kriegswirtschaft kriegen wir gerade. Seit über 200 Jahren haben wir nun Demokratie – doch wie wir erleben müssen, schützt die nicht vor Kriegen – im Gegenteil: die werden immer schlimmer. Wo früher noch bezahlte Söldnerheere aufeinandertrafen, werden heute ganze Generationen auf das Schlachtfeld geführt. Warum? Weil der Kapitalismus wieder mal am Ende ist. Bald ist alles umverteilt, wir haben die maximale Zahl von Millionären und Milliardären erreicht – und keiner geht mehr arbeiten, weil sich das für Hungerlöhne nicht lohnt. Gut, dass Niedriglöhner nicht denken dürfen wie Unternehmer – sie würden alle daheim bleiben, Kosten reduzieren und in Wohngemeinschaften das Leben genießen: Sonne, Strand und Waldspaziergänge. Immer mehr junge Menschen bemerken das – und suchen das Glück jenseits der Arbeit. Kein Problem: wir können ja noch ärmere Menschen importieren. Hauptsache, wir produzieren weiterhin Millionäre – nicht auszudenken, wo wir landen würden, wenn wir davon zu wenig haben, oder? 2022 hatten wir 1,6 Millionen Millionäre – ihre Zahl stieg trotz Pandemie um 6,4 Prozent. Das sind jetzt 5,1 Prozent der Gesamtbevölkerung. Und jetzt ratet mal, wer die alle so reicht macht? Ja – die Fleißigen. Oder? Und jetzt gibt es nochmal richtig was oben drauf – wegen Krieg – nicht wahr?

Der Eifelphilosoph

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Von Redaktion

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