
[Der Aufstand 18/25, Seite 8]
Rede von Bernward Otte, aus der Gruppe Fulda, beim „Fest der Demokratie“ in Kassel, am 22.03.2025
(Anfang fehlt) … als ich das gemacht hatte, rief das Ordnungsamt zurück und sagte: „Ihr dürft doch am Rathaus vorbei.“
Die Gegen-Demo, das habt ihr ja gesehen, war überschaubar, dass spricht auch für sich.

Ich muss mich entschuldigen, ich bin an der Stelle am Mikrofon, ein bisschen emotionaler geworden. Dort standen nämlich der ehemalige Pressesprecher der letzten Öl Firma Deutschland „Wintershall Holding GmbH“, für die 26 Jahre gearbeitet haben.


Keine große Firma, ca. 2.500 Mitarbeiter, aber eine sehr besondere Firma, die in guten Zeiten mit zweieinhalbtausend Mitarbeitern, über 50% des Nettoumsatzes der BASF produzierte. Das nur so nebenbei. Das Besondere war, dass die Firma sehr, sehr gute, sehr besonders gute Beziehungen zu Russland hatte. Man vertraute sich, die Büros wurde nicht abgeschlossen. Und als ich diese Person sah, dieses Subjekt, ist mir so ein bisschen die Hutschnur gerissen.

Ich habe ihn natürlich nicht beleidigt. Aber ich habe ihm gesagt, dass er seine libyschen Kollegen, die bei Wintershall arbeiteten, verraten und im Stich gelassen habe. Ich selbst war drei Jahre in Libyen. Genauso wie er die „Deutsch-Russische Freundschaft“, die diese Firma besonders pflegte, verraten habe. Ich selbst arbeitete zwei Jahre in Russland.
Ganz kurz noch: Ich war zwei Jahre in Wolgograd und wenige Monate bevor ich dorthin ging, wusste ich gar nicht, dass das heutige Wolgograd das alte Stalingrad ist. Das war eine Wissenslücke von mir, aber die war dann schnell geschlossen.
Im Jahr 2000, an einem sonnigen Tag, bin ich mit dem ältesten russischen Kollegen, einem Geologen, (er war damals, im Jahr 2000, 70 Jahre alt, also 1930 geboren), zu dem großen Ehrendenkmal Mamajew, eine 50 m hohe Statue, gewandert.
Und jetzt kommt’s. Während wir dorthin gingen, sagte er zu mir: „Bernward, mach Dir keine Sorgen. Es gibt in dieser Stadt Stalingrad keine Ressentiments mehr gegenüber Deutschen.“
Haben Sie das gehört, junger Mann (mit der Brille) ?
Ich bin Jahrgang 61, hätte mich rausreden können. Aber das Ganze hat mich so tief bewegt. Ich habe es nie vergessen. „Sie hatten uns vergeben !“ Und das hört man immer wieder, wenn man mit Russen spricht. Ich hoffe inständig, dass wir die Kurve noch kriegen und dass dieses Gefühl, welches die Russen hatten, nicht kippt.

Ich habe vorhin schon mal gesagt, mein Schild ist vorhin am Rathaus abhanden kommen, ist jetzt nicht so schlimm.
Wir dürfen aber auch den Blick auf den Südosten, auf Gaza, auf das Westjordanland, auf Syrien, auf den Irak nicht vergessen. Denn wer Bereit ist Kinder zu töten, wird an keiner anderen Stelle dieses Globus zögern, weitere Menschen umzubringen.
Ich kann also nur inständig bitten, wenn ihr den Krieg thematisiert, nehmt doch ein paar Schilder mit, welche die Sinne für den Völkermord in Gaza, wach halten.

Eine letzte Anekdote, dann ist der Zug auch hier angekommen: Ich habe eine Woche nach der Hamas-Attacke, eine Versammlung angemeldet hier in Kassel, mit dem Thema: Versammlungsrecht für Palästinenser! Warum? Weil zwei Tage vorher, alle Demonstrationen mit der Intention, Menschenleben in Gaza zu retten, „hessenweit“ verboten wurden. Auch meine Versammlung wurde verboten.
Jetzt kommt der spannende Part: In der Begründung für dieses Verbot stand explizit drin, Zitat: „Kurden, lokale Linke, Querdenker, (und jetzt kommt es) bürgerliches Klientel, stellen aus Sicht des Oberbürgermeisters von Kassel Dr. Sven Schoeller (Grüne), ein erhöhtes Sicherheitsrisiko dar.“
Ja, bürgerliches Klientel, Kurden sowieso, logisch wissen wir ja, Querdenker auch, …
Bürgerliches Klientel, jeder der hier steht, stellt aus Sicht des links-grünen Oberbürgermeister Dr. Schoeller. ein erhöhtes Sicherheitsrisiko dar. Im ersten Moment …, (ich habe gesehen, Paar die geschmunzelt haben). Er meint es tatsächlich ernst. Die Linksextremen und die Rechtsextremen, haben diese System-Chargen unter Kontrolle, Staatsschutz, Verfassungsschutz, die ganze Palette.
Der schlimmste Feind für den Oberbürgermeister Dr. Schoeller und Andere, ist das friedliche bürgerliche Klientel. Warum? Genau aus dem Grund, weil wir friedlich sind und deshalb haben mir die letzten zwei Tage super gut getan. War sehr arbeitsam, aber es war super gut. Richtig tief ins Herz ging das und ich danke jedem der hier war. Der uns unterstützt hat. Ich danke explizit denjenigen, die nicht zur „Orga“ gehören. Ich nenne tatsächlich die Namen Susanne und Arthur. Aber auch alle anderen, die sich irgendwie aktiv eingebracht haben, denn das ist das, was wir brauchen und es war richtig gut. Dankeschön!
Hier eingereicht von Dennis L.