
[Der Aufstand 13/25, Seite 10]
Kriegspropaganda im 21. Jahrhundert
vom Feindbild zur Front
Texte gegen das Vergessen
(O.L. – Ein politisch denkender Bürger 2025)
Inhaltsverzeichnis
1. Unzivilisierte Russen? – Die Bundeswehr und das Comeback kolonialer Klischees
2. Der Feind im Fernseher – Wie Kriegspropaganda im 21. Jahrhundert funktioniert
3. Zivilisiert vs. Barbarisch – Die Rückkehr des rassistischen Diskurses in die politische Mitte
4. Wissenschaft als Waffe – Wenn Forschung zur Meinungsmache wird
5. Der ‚gute Krieg‘–Moralische Überheblichkeit als ideologisches Schlachtfeld
6. Demokratie im Kriegsmodus – Wie man kritische Stimmen zum Schweigen bringt
7. Frieden ist keine Utopie – Über Wege aus der Eskalationsspirale
1. Unzivilisierte Russen? – Die Bundeswehr und das Comeback kolonialer Klischees
Rassistische Stereotype feiern politische Wiederauferstehung. Was als Analyse beginnt, entpuppt sich als gezielte Dämonisierung :
Persönliche Einleitung:
Als jemand, der sich seit Jahrzehnten mit politischer Ökonomie, historischen Kontinuitäten und gesellschaftlicher Manipulation beschäftigt, kann ich nur mit wachsender Sorge beobachten, wie sich in Deutschland wieder ein ideologisches Klima ausbreitet, das ich längst überwunden geglaubt hatte. Was derzeit unter dem Deckmantel der „Sicherheitspolitik“ läuft, ist mehr als nur politische Rhetorik – es ist ein mentaler Aufmarsch.
In meinem Blog möchte ich genau diese Entwicklungen beleuchten – mit klarem Blick, ohne ideologische Scheuklappen, und mit einem festen Fundament an historischer Erfahrung. Der folgende Text ist der Auftakt einer Serie über moderne Kriegspropaganda, ihre Wurzeln, ihre Mechanismen – und warum wir alle gut daran täten, sie zu erkennen, bevor es zu spät ist.
Unzivilisierte Russen? – Die Bundeswehr und das Comeback kolonialer Klischees
In Potsdam veranstaltet die Bundeswehr eine Tagung zum Thema „illegitime Gewalt in Russlands Kriegen“. Was sich zunächst wie eine nüchterne, akademische Analyse anhört, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als gefährlicher ideologischer Nebelwurf – durchtränkt von alten, längst überholt geglaubten rassistischen Klischees: der „barbarische Russe“, brutal, unzivilisiert, triebgesteuert. Eine Vorstellung, die nicht neu ist, aber in ihrer Wiederbelebung umso bedrohlicher wirkt.
Denn machen wir uns nichts vor: Die westliche Geschichte ist keineswegs ein Märchenbuch der Zivilisiertheit. Wer glaubt, Gewalt, Grausamkeit und Massaker seien ein osteuropäisches Alleinstellungsmerkmal, sollte einmal einen Blick in die europäische Geschichte werfen – oder besser gesagt: in den Abgrund. Ob römische Eroberungskriege, die Verwüstungen des Dreißigjährigen Kriegs, die industriell organisierte Vernichtung in Auschwitz, Kolonialverbrechen wie im Kongo oder die brutale Unterdrückung indigener Völker durch die USA – an Grausamkeit mangelte es auch dem sogenannten „zivilisierten Westen“ nie.
Doch es scheint, als wolle man all das verdrängen. Stattdessen wird wieder ein klares Feindbild aufgebaut, das in erschreckender Weise an die Propagandastrategien der 1930er Jahre erinnert: Dämonisierung des Gegners, Aufrüstung der Sprache, mentale Mobilmachung. Verteidigungsminister Pistorius spricht offen davon, die Bevölkerung „kriegstüchtig“ machen zu wollen – ein Wort, das man lieber im Museum des Grauens wähnte als auf den Lippen eines deutschen Ministers im Jahr 2025.
Dabei ist die Realität weitaus komplexer als das platte Gut-Böse-Schema suggeriert. Ja, es gibt Gräueltaten in diesem Krieg – wie in jedem Krieg. Aber sind westliche Soldaten wirklich moralisch erhabener? Jeden Tag begehen dutzende westliche Soldaten Suizid, nicht wenige aus Schuld, Überforderung oder seelischer Zerrüttung. Die Personalflucht aus NATO-Armeen ist keine Randnotiz mehr, sondern ein strukturelles Problem.
Im Kontrast dazu meldeten sich – laut russischen Quellen – täglich über tausend Männer freiwillig zum Kriegsdienst in Russland. Ob freiwillig aus Überzeugung, wegen des Geldes oder aus gesellschaftlichem Druck, sei dahingestellt. Doch diese Realität passt nicht in das vereinfachende Bild vom unterdrückten, manipulierten Russen, der sich nach westlicher Freiheit sehnt.
Stattdessen wird mit akademischem Feinschliff an einem neuen Feindbild gebaut. Wissenschaftlich garniert, medial verbreitet, politisch instrumentalisiert. So funktioniert moderne Propaganda – und genau das ist das eigentlich Beunruhigende. Wenn man einem bestimmten Staat per seh „illegitime Gewalt“ unterstellt, dann ist der Schritt zur moralischen Kriegslegitimation gegen diesen Staat nicht mehr weit. Historisch gesehen war das stets der Anfang vom Ende des Friedens.
Als Bürger dieses Landes, als Demokrat, als jemand, der das Grauen des letzten Jahrhunderts nicht vergessen hat, kann ich diesen Weg nicht mitgehen. Ich distanziere mich ausdrücklich von jeder Form der Russophobie, von jeder Dämonisierung fremder Völker – sei es durch Politiker, Medien oder „militärwissenschaftliche“ Veranstaltungen. Kritik an Russland? Selbstverständlich. Aber ohne Rassismus. Ohne Heuchelei. Und vor allem: ohne Krieg.
Was wir brauchen, ist nicht die nächste moralisch aufgeladene Eskalation – sondern die radikale Rückkehr zu diplomatischer Vernunft, gegenseitigem Respekt und einer Friedensordnung, die diesen Namen verdient.

2. Der Feind im Fernseher – Wie Kriegspropaganda im 21. Jahrhundert funktioniert
Von Talkshows bis Twitter: Die Medien sind zum Schlachtfeld der Meinungen geworden – gesteuert, gerahmt, emotionalisiert …
Der Feind im Fernseher – Wie Kriegspropaganda im 21. Jahrhundert funktioniert
Zweiter Teil der Serie: „Kriegspropaganda im 21. Jahrhundert – Vom Feindbild zur Front“
Einleitung:
Früher marschierten Panzer, heute flimmern Narrative über den Bildschirm. Der Krieg der Gegenwart beginnt nicht auf dem Schlachtfeld, sondern im Kopf. Und das wichtigste Schlachtfeld liegt mitten im Wohnzimmer: der Fernseher, das Smartphone, die Newsfeeds. Wer glaubt, Propaganda sei ein Relikt autoritärer Regime, sollte sich die Mechanismen westlicher Medienlandschaften einmal genauer anschauen. Denn das alte Spiel von Feindbild, Vereinfachung und moralischer Überhöhung ist lebendiger denn je – nur das Design ist moderner geworden.
1. Propaganda heute: Leiser, smarter, wirksamer
Die klassische Propaganda plärrte aus Lautsprechern, dröhnte von Plakatwänden, schrieb Schlagzeilen in Blockbuchstaben. Heute ist sie subtiler. Sie kommt als Analyse, als Expertenmeinung, als aufwendig produzierte Doku. Sie verlässt sich auf Wiederholung, auf Framing, auf das Einbetten in scheinbar neutrale Formate. Talkshows, Nachrichtensendungen, „investigative“ Formate – sie alle erzählen Geschichten. Und zwar nicht irgendeine Geschichte, sondern: die Geschichte vom Guten Westen und dem Bösen Anderen.
Dabei ist die Erzählstruktur fast immer gleich:
• Wir wollen Frieden, der Gegner Krieg.
• Wir verteidigen Werte, der Gegner zerstört sie.
• Unsere Fehler sind tragische Ausnahmen, ihre Verbrechen sind systematisch.
• Unsere Soldaten zweifeln, ihre morden.
• Unsere Waffen befreien, ihre unterdrücken.
2. Der Feind hat viele Gesichter – aber selten eins aus dem Westen
Je nach Lage der Weltpolitik wechseln die Gesichter des Feindes: mal Saddam Hussein, dann Gaddafi, Assad, Putin, jetzt ganze Völker – Russen, Chinesen, Araber. Aber was immer gleichbleibt, ist die emotionale Dramaturgie. Der Feind wird moralisch entmenschlicht: irrational, brutal, gefährlich. Die westliche Öffentlichkeit wird emotional vorbereitet: mit Bildern von Gräueltaten (aus dem Kontext gerissen), mit Expertenaussagen (meist aus „vertrauenswürdigen Quellen“) und mit einer Dauerbeschallung, die Empathie nur noch in eine Richtung lenkt.
Ein russischer Soldat mit einem Gewehr – bedrohlich.
Ein ukrainischer Soldat mit einem Gewehr – heldenhaft.
Ein westlicher Panzer – Verteidigung der Freiheit.
Ein russischer Panzer – Symbol der Unterdrückung.
Diese simplifizierenden Schemata sind nicht Ausdruck von Wahrheit, sondern von gezielter Steuerung.
3. Wissenschaft als Feigenblatt
Besonders perfide wird es, wenn diese Propaganda wissenschaftlich verbrämt daherkommt. Militärhistoriker, Sicherheitsexperten und Geopolitiker, die erstaunlich synchron mit der politischen Agenda argumentieren, sorgen für „objektive“ Unterfütterung der Erzählung. In Talkshows sitzen sie regelmäßig zwischen Schauspielern, Ex-Generälen und „Besorgten Zivilisten“ – alle mit dem gleichen Drehbuch: Russland böse, Westen gut.
Was dabei völlig verloren geht: Differenzierung. Historische Einordnung. Der Versuch, das Denken des „Anderen“ zu verstehen. Stattdessen: Empörungsbewirtschaftung und moralische Mobilmachung.
4. Warum das alles? Die Funktion der medialen Kriegsführung
Die Ziele dieser Propaganda sind klar:
• Legitimation von Aufrüstung: Wer einen Feind hat, braucht Waffen.
• Ablenkung von innenpolitischen Problemen: Wer Krieg führen will, muss Einigkeit schaffen.
• Disziplinierung der Bevölkerung: Wer widerspricht, ist verdächtig.
• Zerstörung von Friedensbewegungen: Wer Frieden will, wird als naiv oder gefährlich diffamiert.
Die psychologische Wirkung ist nicht zu unterschätzen: Angst macht gefügig, Empörung macht bereit – und Wiederholung schafft Realität.
Schluss: Wer nicht mitmacht, wird zum Feind erklärt
Inzwischen reicht es, eine differenzierte Meinung zu vertreten, und man gerät selbst ins Fadenkreuz. Wer fragt, wird verdächtigt. Wer widerspricht, wird diffamiert. Frieden wird zum Problem, wer ihn fordert, zur Gefahr.
Genau deshalb braucht es unabhängige Stimmen, braucht es Gegenöffentlichkeit, braucht es Menschen, die den Mut haben, die Mechanismen zu benennen – nicht aus Sympathie für irgendein Regime, sondern aus Verantwortung für die Demokratie.
Denn wenn die Freiheit im Namen der Freiheit abgeschafft wird, ist niemand mehr frei. Auch nicht im Kopf.

3. Zivilisiert vs. Barbarisch – Die Rückkehr des rassistischen Diskurses in die politische Mitte
Kultureller Rassismus wird wieder salonfähig – durch Sprache, Bilder und akademische Zwischentöne …
Dritter Teil der Serie: „Kriegspropaganda im 21. Jahrhundert – Vom Feindbild zur Front“
Einleitung:
Es beginnt mit kleinen sprachlichen Verschiebungen: Der andere ist „rückständig“, „brutal“, „nicht wie wir“. Bald wird daraus: „barbarisch“. Und wir? Wir sind natürlich: „zivilisiert“. Diese Unterscheidung klingt wie aus einem alten Kolonialhandbuch – und doch ist sie wieder salonfähig. Politiker, Kommentatoren, sogar Wissenschaftler bedienen sich erneut einer Sprache, die tief in einem rassistisch konnotierten Weltbild wurzelt: Die Welt wird aufgeteilt in gute, aufgeklärte, demokratische Gesellschaften – und solche, die eben noch nicht so weit sind.
Was früher „Zivilisierungsmission“ hieß, heißt heute „Wertegemeinschaft“. Und wieder steht das westliche Selbstbild über allem – moralisch, kulturell, zivilisatorisch. Doch wohin führt diese gefährliche Überheblichkeit?
1. Die alte Logik in neuem Gewand
Der Diskurs über „zivilisierte“ und „barbarische“ Gesellschaften hat eine lange, dunkle Geschichte: Er diente zur Legitimation von Sklaverei, Kolonialismus und Krieg. Der „edle Wilde“ wurde spätestens dann zum „blutrünstigen Barbaren“, wenn er sich gegen Ausbeutung wehrte. Die eigene Gewalt wurde zur Ordnungsmacht verklärt, die fremde Gewalt zur Bestie stilisiert.
Heute erleben wir eine Renaissance dieser Muster – nur subtiler. Wenn deutsche Generäle oder NATO-Strategen von „besonderer Brutalität russischer Kriegsführung“ sprechen, dann klingt das zunächst wie eine legitime Kritik. Doch zwischen den Zeilen schwingt eine pauschale kulturelle Herabwürdigung mit: Die Russen – als Kollektiv – seien gewaltbereit, unmenschlich, archaisch. Das ist kein Zufall, sondern ein kalkuliertes Framing.
2. Rassismus in Reinform – aber hochglanzverpackt
Diese Narrative haben längst den Weg in die Mitte der Gesellschaft gefunden. Medien berichten mit doppelten Standards: Wenn westliche Bomben „chirurgisch“ zuschlagen, wird das als technische Meisterleistung verkauft. Wenn russische Raketen Zivilisten treffen, ist es Beweis für Bösartigkeit.
Aber ist das nicht genau die Art von Entmenschlichung, die wir im 20. Jahrhundert so bitter gelernt haben zu verurteilen?
Die kollektive Zuschreibung kultureller Rückständigkeit, moralischer Defizite oder brutaler Neigungen an ganze Völker ist nichts anderes als Rassismus – nur eben im staatsmännischen Ton. Heute wird nicht mehr vom „minderwertigen Volk“ gesprochen, sondern von „autoritären Kulturen“, „postimperialen Denkmustern“ oder „Unfähigkeit zur Demokratie“. Klingt besser, meint dasselbe.
3. Die Funktion des neuen Rassismus: Feindbilder festigen
Diese Form des „kulturellen Rassismus“ hat einen klaren Zweck:
• Sie schafft emotionale Distanz.
• Sie legitimiert Gewalt als „notwendig“ oder „gerecht“.
• Sie verhindert Empathie mit dem Gegner.
• Sie stärkt den inneren Zusammenhalt durch Abgrenzung nach außen.
Wer ständig hört, „wir“ seien zivilisiert, beginnt irgendwann zu glauben, dass „die anderen“ es nicht sind – und dass man gegen solche „Barbaren“ anders, ja härter, vorgehen müsse.
4. Die moralische Überheblichkeit des Westens
Doch ein Blick auf die Realität zeigt: Die Gewalt des Westens war nie zivilisierter, sie war nur besser organisiert. Kolonialverbrechen, Angriffskriege, Regimewechsel-Operationen, wirtschaftliche Erpressung und Drohnentötungen haben ebenso unzählige Opfer gefordert – meist ohne Konsequenzen für die Täter.
Und während man in Talkshows über russische Grausamkeit debattiert, werden gleichzeitig Waffen an Diktaturen geliefert, Zivilisten in Jemen oder Gaza bombardiert, Geflüchtete im Mittelmeer ertrinken gelassen. Was daran ist „zivilisiert“?
Schluss: Wenn Rassismus wieder regierungsfähig wird
Dass dieser Diskurs inzwischen nicht nur in rechten Zirkeln, sondern offen in politischen und akademischen Debatten geführt wird, ist alarmierend. Denn die Wiederkehr des Rassismus im Kleid der Geopolitik ist mehr als nur ein Rückfall – sie ist ein Warnsignal. Wer die Welt in zivilisierte und barbarische Völker einteilt, öffnet die Tür zur Rechtfertigung von Gewalt, Unterdrückung und Krieg.
Es ist an der Zeit, diesem Diskurs offen entgegenzutreten. Nicht aus Naivität gegenüber realen Konflikten, sondern aus Klarheit darüber, was auf dem Spiel steht: unsere Menschlichkeit.

Wer bestimmt eigentlich, was zivilisiert ist?
4. Wissenschaft als Waffe – Wenn Forschung zur Meinungsmache wird
Objektivität war gestern. Heute wird geforscht, was politisch passt – gefördert, was nützt …

Vierter Teil der Serie: „Kriegspropaganda im 21. Jahrhundert – Vom Feindbild zur Front“
Einleitung:
In einer idealen Welt ist Wissenschaft der Fels in der Brandung – unabhängig, nüchtern, faktenbasiert. Doch in einer Welt im Krieg oder im Krisenmodus wird auch die Wissenschaft Teil der Rüstung. Sie wird selektiv zitiert, politisch gelenkt oder gleich ganz vereinnahmt. Und plötzlich wird aus dem Historiker ein Ratgeber für Militärstrategien, aus der Soziologin eine Expertin für „Feindverhalten“ – und aus der Universität ein Rüstungsstandort der Meinung.
Was in autoritären Staaten kritisiert wird, geschieht längst auch im Westen – nur feiner verpackt. Willkommen im Zeitalter der Instrumentalisierung von Wissen.
1. Experten mit eingebauter Agenda Schalten wir den Fernseher ein, lesen die großen Medien oder hören politische Reden – stets sind „Experten“ zur Stelle. Sie geben ein wissenschaftliches Mäntelchen über das, was politisch längst beschlossen ist. Besonders beliebt:
• Geopolitiker, die Kriege für „notwendig“ erklären
• Militärhistoriker, die Feindbilder legitimieren
• Politikwissenschaftler, die Aufrüstung zur „demokratischen Pflicht“ erklären
Auffällig: Die Auswahl dieser Experten folgt keinem wissenschaftlichen Pluralismus, sondern einer klaren Linie – die oft erstaunlich deckungsgleich mit der Regierungsposition verläuft.
2. Akademische Kriegspropaganda – ein altes Spiel
Das ist kein neues Phänomen. Schon im Ersten Weltkrieg verfassten Intellektuelle patriotische Manifeste. Im Dritten Reich dienten Anthropologen zur „Rassenkunde“, Historiker zur Legitimation des Lebensraums. Und auch im Kalten Krieg wurden Universitäten zu Schlachtfeldern ideologischer Vormacht.
Heute läuft es eleganter: „Forschungscluster“ zur Sicherheits- und Verteidigungspolitik werden staatlich gefördert, „wissenschaftliche Beratung“ in Ministerien institutionalisiert.
Die Folge: Wer mitmacht, bekommt Drittmittel. Wer kritisiert, bekommt keine Bühne.
3. Der neue Auftrag: Krieg erklären – nicht erklären, wie man ihn vermeidet
Viel zu selten ist heute das Ziel wissenschaftlicher Kommunikation die Deeskalation.
Stattdessen dominiert die Erklärung des „Feindverhaltens“ – oft mit klarer Schuldzuweisung. Dabei wird das komplexe geopolitische Feld zu einer moralisch aufgeladenen Bühne reduziert: der böse Aggressor, das bedrohte Opfer, der rettende Westen. Das mag für ein Narrativ reichen, aber nicht für echte Aufklärung.
4. Wie sich Wissenschaft dagegen wehren kann – und muss
Es ist höchste Zeit, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich wieder ihrer Verantwortung bewusstwerden – nicht als Zuarbeiter der Macht, sondern als Korrektiv, als Aufklärer, als Suchende nach Wahrheit. Dazu gehört:
• Der Mut zur Ambivalenz
• Die Verteidigung pluraler Perspektiven
• Die Ablehnung politischer Instrumentalisierung
• Die Bereitschaft, auch unbequeme Fragen zu stellen
Denn wenn die Wissenschaft sich in den Dienst der Macht stellt, wird aus Wissen Meinung – und aus Forschung Propaganda.
Fazit: Die Freiheit der Wissenschaft endet dort, wo sie sich selbst verkauft
Wissenschaft darf nie zur Waffe werden. Sie muss sich dem Frieden verpflichtet fühlen – nicht der Rüstungsindustrie, nicht der Parteipolitik, nicht der Medienlogik. In einer Zeit, in der der Druck wächst, „das Richtige“ zu sagen, ist das Schweigen oder Abweichen selbst ein Akt der Zivilcourage.
5. Der ‚gute Krieg‘– Moralische Überheblichkeit als ideologisches Schlachtfeld
Wer den Krieg für moralisch erklärt, legitimiert jede Gewalt. Der Mythos vom „guten Krieg“ist keine Lösung …
Ein Bild sagt mehr als tausend Rechtfertigungen: Zwischen Heroismus und Heuchelei
Einleitung:
Kriege sind schmutzig. Immer. Und doch hören wir immer wieder: Dieser Krieg ist anders. Dieser Krieg ist gerecht. Dieser Krieg ist notwendig. Willkommen im Reich des „guten Kriegs“. Ein Konzept, das weniger mit Fakten als mit Ideologie zu tun hat – und mit einer gefährlichen moralischen Überheblichkeit, die jede Gewalt rechtfertigt, solange sie von „uns“ ausgeht.
Was im Mittelalter als „gerechter Krieg“ theologisch begründet wurde, wird heute medial, politisch und kulturell neu aufgelegt: Wir kämpfen nicht gegen jemanden, sondern für etwas – für Demokratie, Menschenrechte, Freiheit. Wer könnte da schon dagegen sein?
1. Die moralische Aufladung militärischer Gewalt
Der „gute Krieg“ beginnt mit der Sprache. Man spricht nicht mehr von Angriffen, sondern von „Interventionen“. Bomben werden „chirurgisch“ genannt. Getötete Zivilisten sind „Kollateralschäden“. Und jeder Einsatz dient natürlich nur einem Ziel: der Rettung der Menschheit – oder zumindest eines Teils davon.
Diese rhetorische Maschinerie ist kein Zufall. Sie dient dazu, Schuldgefühle zu minimieren und Zustimmung zu maximieren. Wer sich moralisch im Recht fühlt, hinterfragt keine Panzerlieferungen. Wer glaubt, die Welt retten zu müssen, rechtfertigt fast jede Zerstörung.
2. Wenn das Gute zur Waffe wird
Doch genau hier liegt das Problem: Wenn das Gute zum Kriegsgrund wird, gibt es keine Grenzen mehr. Der Gegner wird nicht mehr nur politisch bekämpft, sondern moralisch vernichtet. Er ist nicht einfach anderer Meinung – er ist böse, inhuman, barbarisch. Und wer sich ihm in den Weg stellt, wird automatisch Teil des Problems.
So wird aus einem politischen Konflikt ein heiliger Krieg. Und wer sich der Erzählung vom „guten Krieg“ nicht anschließt, wird schnell zum „Verharmloser“, „Putin-Versteher“ oder „Friedensromantiker“. Eine offene Debatte? Fehlanzeige.
3. Die Geschichte des „guten Krieges“ – ein Missbrauch der Moral
Die Geschichte zeigt: Der „gute Krieg“ war schon immer ein ideologisches Konstrukt.
• Die Kreuzzüge? Für Gott.
• Die Kolonialkriege? Für die „Zivilisation“.
• Der Vietnamkrieg? Für die Freiheit.
• Die Invasion im Irak? Gegen Massenvernichtungswaffen (die es nie gab).
• Die Kriege im Namen der NATO? Für die „regelbasierte Ordnung“.
Immer wurden edle Gründe vorgeschoben – und immer endete es in Leid, Tod und Instabilität. Dass sich dieser Mythos bis heute hält, ist kein Beweis seiner Wahrheit, sondern seiner Nützlichkeit für jene, die Krieg führen (lassen).
4. Die Verantwortung der Zivilgesellschaft: Fragen stellen statt Fahnen schwenken
Die zentrale Frage lautet nicht: Wer ist der Böse?
Sondern: Was legitimiert Gewalt? Wer entscheidet über Gut und Böse? Und wer profitiert davon?
Wir dürfen moralische Kategorien nicht länger als Waffe einsetzen. Wenn wir Frieden wollen, müssen wir anfangen, die eigene Rolle zu hinterfragen. Warum akzeptieren wir Kriege, wenn sie nur gut genug verpackt sind? Warum schweigen wir zu den Toten anderer, solange unsere Seite das Narrativ kontrolliert?
Schluss: Der gute Krieg ist eine gefährliche Lüge
Es gibt keine „guten“ Kriege – es gibt nur unterschiedliche Rechtfertigungen.
Und wer Krieg führt, weil er sich im Recht fühlt, ist nicht besser als der, der es aus Machtinteresse tut – nur vielleicht besser darin, es zu verkaufen.
Frieden beginnt, wo diese Erzählung aufhört.

6. Demokratie im Kriegsmodus – Wie man kritische Stimmen zum Schweigen bringt
Widerspruch wird zur Bedrohung, Differenzierung zum Verrat. Eine Demokratie, die Kritik nicht aushält, hat ihren Namen nicht verdient …
Sechster Teil der Serie: „Kriegspropaganda im 21. Jahrhundert – Vom Feindbild zur Front“
Einleitung:
Die Demokratie lebt vom Streit. Vom Austausch, vom Widerwort, vom unbequemen Argument. Doch was passiert, wenn Staaten sich im Ausnahmezustand sehen – ob real oder inszeniert? Dann kippt der Ton. Plötzlich wird Kritik zur Gefahr, Zweifel zur Illoyalität, Neutralität zur Feigheit. Und wer nicht mitmarschiert, gilt schnell als fünfte Kolonne des Feindes.
Im Schatten des Krieges beginnt ein schleichender Prozess: Die demokratische Debatte wird eingeschränkt – nicht mit Gewalt, sondern mit Moral. Das Ergebnis? Eine Demokratie im Kriegsmodus – formal intakt, inhaltlich gleichgeschaltet.
1. Kriegsrhetorik als Disziplinierungsinstrument
Begriffe wie „Zeitenwende“, „Kriegsfähigkeit“ oder „wehrhafte Demokratie“ klingen zunächst harmlos. Doch sie verschieben das politische Klima tiefgreifend. Wer solche Begriffe übernimmt, akzeptiert implizit auch ihre Konsequenzen:
• Ausnahmezustand statt Normalpolitik
• Loyalität statt Kritik
• Geschlossenheit statt Vielfalt
Medien, Parteien, selbst zivilgesellschaftliche Organisationen übernehmen diese Logik oft bereitwillig – aus Angst, als „unsolidarisch“ zu gelten.
2. Wer Frieden will, steht unter Verdacht
Noch vor wenigen Jahren war es gesellschaftlicher Konsens, dass Diplomatie und Verhandlung keine Schwäche sind. Heute genügt es, das Wort „Friedenslösung“ in den Mund zu nehmen, um sich in Erklärungsnot zu bringen. Wer eine differenzierte Sicht auf den Ukrainekrieg hat, gilt schnell als „Putin-Versteher“. Wer Waffenlieferungen infrage stellt, als „Saboteur westlicher Werte“.
So wird die öffentliche Debatte nicht durch Zensur eingeschränkt, sondern durch moralischen Druck, durch mediale Ausgrenzung und politische Stigmatisierung.
3. Die Rolle der Medien: Wächter oder Mitläufer?
In Kriegszeiten wird die Medienlandschaft oft zum Transmissionsriemen der Staatsräson.
Kritik findet – wenn überhaupt – nur noch in wohl dosierten Formaten statt. Talkshows inszenieren „kontrollierten Widerspruch“, der letztlich doch wieder zur Mehrheitsmeinung führt. Investigativer Journalismus? Eher selten. Stattdessen: Meinung als Nachricht, Haltung als Fakt, Emotionalisierung als Ersatz für Analyse.
Der Pluralismus wird formal gewahrt – aber inhaltlich entkernt.
4. Der Rückbau von Grundrechten im Namen der Sicherheit
Auch juristisch geht es in eine bedenkliche Richtung: Einschränkungen von Versammlungsfreiheit, Zensur in sozialen Medien, politische Einflussnahme auf Plattformen – all das geschieht unter dem Banner der Sicherheit. Besonders gefährlich wird es, wenn neue Gesetze und Überwachungsmaßnahmen als „vorübergehend“ eingeführt und dann dauerhaft etabliert werden.
Was als Reaktion auf Bedrohung beginnt, wird schnell zur neuen Norm.
5. Der gefährlichste Satz lautet: „Jetzt ist nicht die Zeit für Kritik“
Dieser Satz fällt oft – und ist immer ein Warnsignal. Denn wenn Demokratie nur dann gelten soll, wenn alles ruhig ist, dann war sie nie wirklich da.
Demokratie bedeutet gerade in der Krise Widerspruch auszuhalten. Kritik nicht nur zu dulden, sondern ernst zu nehmen. Und Dissens nicht zu verdächtigen, sondern als notwendigen Bestandteil des Diskurses zu schützen.
Fazit: Nur eine streitbare Demokratie ist eine wehrhafte Demokratie
Es gibt keinen Widerspruch zwischen Friedensliebe und Verantwortung, zwischen Kritik und Solidarität, zwischen Demokratie und Sicherheit. Aber es gibt einen fundamentalen Widerspruch zwischen Freiheit und Gleichschaltung.
Wer in Kriegszeiten die Demokratie bewahren will, muss genau dann für sie einstehen, wenn es unbequem wird.

7. Frieden ist keine Utopie – Über Wege aus der Eskalationsspirale
Frieden beginnt im Kopf – mit der Entscheidung, den anderen wieder als Mensch zu sehen. Es braucht Mut, um aus der Spirale auszubrechen …
Siebter und letzter Teil der Serie: „Kriegspropaganda im 21. Jahrhundert – Vom Feindbild zur Front“
Einleitung:
Nach all den Artikeln über Propaganda, moralische Überheblichkeit, Rassismus, Wissenschaftsmissbrauch und Meinungsunterdrückung stellt sich am Ende eine einfache Frage: Und jetzt? Was tun, wenn wir erkennen, dass wir in eine Spirale hineingezogen wurden – emotional, medial, politisch – die uns vom Frieden wegführt?
Die Antwort liegt nicht in Resignation, sondern im Mut zur Alternative. Frieden ist keine naive Träumerei, sondern eine politische Entscheidung – genau wie Krieg. Es braucht dafür keine Illusionen, sondern Klarheit, Wille und die Fähigkeit, wieder Menschlichkeit in die Politik zu bringen.
1. Frieden beginnt mit Sprache
Wer Frieden will, muss aufhören, in Feindbildern zu denken. Der erste Schritt aus der Eskalationslogik ist sprachlich:
• Keine Entmenschlichung des Gegners
• Keine moralische Überhöhung der eigenen Seite
• Keine Tabuisierung von Verhandlungen
Solange wir vom „bösen Feind“ sprechen und „bedingungslose Unterwerfung“ fordern, ist jede Friedensoption verbaut.
2. Diplomatie ist keine Kapitulation – sondern höchste Staatskunst
Verhandlungen sind keine Schwäche, sondern Stärke. Sie verlangen Mut, Weitblick und Kompromissfähigkeit. Stattdessen erleben wir oft das Gegenteil: Politiker, die ihre Stärke daran messen, wie viele Waffen sie liefern oder wie hart ihre Sanktionen sind.
Dabei war jede nachhaltige Friedenslösung in der Geschichte das Ergebnis zäher Gespräche – nicht von Siegen auf dem Schlachtfeld.
3. Zivilgesellschaft als Friedensmacht
Die Friedensbewegung ist nicht tot – sie wurde nur medial marginalisiert. Doch sie lebt in Initiativen, in Briefen, in Kunst, in Gesprächen am Küchentisch. Die öffentliche Meinung verändert sich nicht von oben – sondern von unten. Jeder Mensch, der widerspricht, Zweifel äußert, empathisch bleibt, ist Teil der Gegenbewegung.
Frieden ist nicht nur Aufgabe von Regierungen. Er beginnt im Alltag – in der Haltung, in der Sprache, im Umgang mit anderen.
4. Realismus statt Romantik
Natürlich ist Frieden nicht einfach. Es gibt Interessen, Widersprüche, Schmerz, Hass, offene Rechnungen. Aber genau deshalb ist Frieden der härtere, der mutigere Weg. Und der notwendigere.
Wer glaubt, dass nur durch militärische „Lösungen“ Gerechtigkeit entsteht, hat aus der Geschichte nichts gelernt.
5. Vision: Eine Welt nach dem Krieg
Stellen wir uns vor, der Krieg ist vorbei. Was dann? Wollen wir ein Europa voller Rüstungsabkommen, Besatzungsregime, zerstörter Beziehungen? Oder eine neue europäische Sicherheitsarchitektur, die alle einschließt – auch jene, die heute Gegner sind?
Frieden bedeutet: den Gegner wieder als Partner denken. Nicht weil man ihm zustimmt, sondern weil man sonst immer wieder im Krieg endet.
Fazit: Der Weg aus der Spirale führt durch uns selbst
Frieden ist keine Utopie. Er ist möglich – wenn wir den Mut haben, den medialen Lärm zu durchbrechen, die Narrative zu hinterfragen und wieder menschlich zu denken.

Nicht als Schwäche, sondern als größtmögliche Stärke.
Blogger Ossi