
Bericht und Kommentar zur Foto-Ausstellung „Tag der Befreiung von Leningrad“ und „Krieg & Kinder“ in Hamburg, vor der Europapassage
Die Verblüffung zahlreicher Passanten war sichtbar, als sie am 25.01.2025 endlich ihrem wohlverdienten Einkaufsbummel in der Europapassage am Jungfernstieg Hamburg, entgegenstrebten. Der Weg zum Haupteingang war beidseitig von Foto-Ausstellungen gesäumt, mit den Themen „Tag der Befreiung von Leningrad“ sowie „Krieg & Kinder“.

Die Veranstalterin der Ausstellung „Tag der Befreiung von Leningrad“ durfte ihre Fotos und Texte an einem Fahrzeug befestigen. Sie hatte für diese Aktion Rückenstärkung vom Verein UMEHR e.V.. Ein Passant überreichte ihr spontan einen Strauß Rosen (siehe rechts im Bild) für ihre mutige Aktion mitten im Nato-Gebiet, das gegen Russland wieder kriegstüchtig gemacht werden soll. Die Resonanz aus dem Passantenstrom heraus, war überwiegend positiv. Aber es gab vereinzelt auch Gegnerschaft. Eine ukrainische Frau und ein Deutscher mit einem blau-gelben Button an der Brust, nahmen das Thema zum Anlass, um sich für Krieg gegen Russland auszusprechen. Insgesamt zählte ich noch 4 weitere Personen von Hunderten, die im vorbeigehen ihre Ablehnung gegen Frieden mit Russland gestikulierten.
Fast alle Passanten zeigten erstaunte Gesichter und verringerten ihr Tempo, um einen Hauch frische Friedenspropaganda wahrzunehmen, der ihnen wohl wie ein besonders wohltuender, aber ganz seltener Anblick unter die Augen gekommen ist. Immer wieder blieben Leute stehen und gingen nahe an die Fotoausstellungen heran, um die Texte lesen zu können. Die pauschale Unterstellung, die ich immer wieder höre und lese, dass die Masse der Bevölkerung angeblich politisch desinteressiert wäre und nur Konsum im Kopf hätte, bestätigte sich nicht. Die verantwortlichen Damen und Herren für die laufende Propaganda, um Deutschland gegen Russland wieder kriegstüchtig zu bekommen, müssen sich also noch gehörig anstrengen und noch viel mehr false-flag-Operationen mit Hilfe ihrer Geheimdienste aushecken, um die Bevölkerung im wehrfähigen Alter wieder für das Sterben für die Gewinne der Reichen der Nato-Länder anzuwerben oder falls das nicht gelingen sollte, zu schanghaien. Wie so etwas im Endstadium aussieht, können wir aktuell gerade in der Ukraine beobachten, wo die jungen Männer gelernt haben, vor ihrer Regierung um ihr Leben davon zu rennen, um in ganz Europa irgendwo unterzutauchen.
Die Veranstalterin erlaubte, obwohl es eigentlich um das Thema „Tag der Befreiung von Leningrad“ und damit um ein historisches Ereignis von vor 81 Jahren ging, die Einrichtung eines offenen Mikrofons zum aktuellen Thema „Ukrainekrieg“. Denn inzwischen hatten sich 2 Vertreter hinzu gesellt, die mit Frieden mit Russland nicht einverstanden sind und ihre Position auch öffentlich kundgeben wollen. Da die Veranstaltung nach radikaldemokratischen Prinzipien organisiert ist und Debattenräume in diesem Rahmen immer nach dem Prinzip der Gleichberechtigung eröffnet werden, hatten alle die gleiche Redezeit. Insgesamt meldeten sich 4 Redner, 2 sprachen sich für Frieden mit Russland aus, 1 nur bedingt mit der einschränkenden Frage „Warum Frieden mit Russland, wenn Russland andere Länder angreift?“ und 1, mit einem Blau-gelben Ukraine-Button geschmückt, vertrat im wesentlichen die Nato-Position.

Unterdessen kam ich mit einem sehr interessierten Passanten ins Gespräch, der mir seine Unterstützung für die Veranstaltung erklärte und mir Fotos vom Grab Stepan Banderas im alten Teil des Waldfriedhofs in München zeigte, die er selbst gemacht hat.

Die Friedhofsverwaltung hat an diesem Grab ein Schild mit der Bitte aufgestellt, nur Blumen und Kerzen abzulegen. Wahrscheinlich trauen sich die Angestellten nicht, die rot-schwarze Flagge der OUN zu entfernen.

OUN-M-Mitglieder stellten die Freiwilligen für die Waffen-SS-Division „Galizien“. Bandera arbeitete mit den Nazis zusammen und seine OUN-B-Milizen übernahmen teilweise die Polizeigewalt in der Ukraine. Sie trugen maßgeblich zu den Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung bei und bereiteten unter anderem Verhaftungen und Massenerschießungen vor.
Der Redner mit der Nato-Position und dem blau-gelben Button postierte sich später auf der anderen Straßenseite mit Pappschildern.

Diese Art von Gegendemonstranten ist inzwischen gut bekannt. Fast jede Kundgebung, die sich gegen die Geostrategie des US-Imperiums richtet, wird von 1 oder 2 Personen begleitet, die deren Kriegspropaganda hochhalten.
Dagegen ist es ratsam, einzelne Kriege in einem Gesamtzusammenhang einordnen zu können, um das ganze Bild zu sehen und zu verstehen. Wir befinden uns in der 3. Runde der Gewaltspirale des global herrschenden Eigentums-“Rechts“ eines Räubersystems und der gegenwärtig (noch) mächtigste Räuber ist das US-Imperium, das mit allen Mitteln versucht, seine Weltherrschaft gegen die aufstrebenden Mächte zu verteidigen, die eine Neuaufteilung der Weltmärkte fordern und sich um Russland und China scharen. Es geht im Kampf um die Beherrschung des Weltmarktes um Rohstoffquellen, Absatzmärkte und Einflusszonen.
Der Vertreter der Nato-Position und spätere Einzeldemonstrant leugnete die Rolle der Nato für die Eroberungspläne des US-Imperiums zur Gewinnung strategisch wichtiger Rohstoffe in der Ukraine. Die geschäftlichen Verwicklungen des Biden-Clans in die Ausbeutung der Ukraine kam in der Diskussion noch nicht einmal zur Sprache. Die kleine „Talk-Runde“ verlief friedlich und obwohl Kriegstreiber den ganzen Apparat der privaten und staatlichen Hauptmedien für ihre Propaganda zur Verfügung haben, durfte selbst auf dieser Friedenskundgebung ein Kriegsbefürworter sprechen. Natürlich bleiben offensichtlich unrichtige und kriegsbefürwortende Reden nicht unwidersprochen stehen und gehen in mehreren, im Gegensatz dazu, logisch nachvollziehbaren Gegenreden unter. Kriegspropaganda hat in der von Lohnabhängigen dominierten Bevölkerung noch keine Chance, von einer Mehrheit bejubelt zu werden. Und so tappte unser Gegendemonstrant mit seiner Rede einfach ins Leere. Ein gleichberechtigt organisierter Debattenraum wirkt für das Ansinnen solcher Leute immer toxisch.
Aber was ist in der Ukraine wirklich passiert? Um der mörderischen Politik einer Bandera- und OUN-affinen ukrainischen Putsch-Regierung seit 2014 gegen die russischsprachige Bevölkerung in den östlichen Oblasten zu widerstehen, entstanden aus Notwehr heraus, durch Sezession, im Einklang mit dem Völkerrecht neue Staaten, gegen die die Putsch-Regierung und ihre Nachfolger dann militärisch intervenierten. Die militärische Antwort der russischen Föderation wurde dann ebenfalls durch einen Redner angesprochen, aber unter objektiver Abwägung der tatsächlichen politischen Lage. Dass die russische Führung kurz vor ihrer militärischen Operation noch abstritt militärisch eingreifen zu wollen, kam dabei auch zur Sprache, ebenso, dass sich der Angriff so wie er geführt wurde, als politisch und militärisch untauglich erwiesen hat. Aus radikaldemokratischem Blickwinkel waren die Möglichkeiten, es anders zu machen als so, noch nicht ausgeschöpft.
Dazu mein Kommentar:
Der radikaldemokratische Ansatz ist stets der, alle Macht in die Hände des Staatsvolkes zu legen. In den von den ukrainischen Neonazis angegriffenen Oblasten gab es spontane Großversammlungen und ein kurzes Zeitfenster für die Konstituierung radikaldemokratischer Staaten. Aber es lag kein Plan dafür vor und keine radikaldemokratische Staatstheorie. Diese wurde erst viel später entwickelt, und ist erstmalig hier zu finden:
Eine radikaldemokratische Staatstheorie
und wurde im Diskurs gegen den Anarchismus hier weiterentwickelt:
Erst wenn man bei der Beurteilung der politischen Lage die Klassenherrschaft mitdenkt und einbezieht, dass die Geopolitik im allgemeinen und der Ukraine-Krieg im Besonderen dem Eigentumssystem der Klasse der Großeigentümer entspringt, ist es überhaupt möglich objektiv beurteilen zu können, was die Ursache der Konflikte ist und wo die Lösung liegt.
Diese theoretische Vorarbeit fehlte in der Ukraine und so blieb den Angegriffenen nichts weiter übrig, als nach 8 Jahren Verteidigung, zunächst im Bürgerkrieg, dann zur Verteidigung der aus Notwehr neu konstituierten Staaten, und ca. 14.000 Toten, den Militärapparat der russischen Föderation zur Hilfe zu rufen um einem Genozid zu verhindern. Aber die russische Föderation basiert leider ebenfalls auf dem Eigentumsrecht und in ihr gibt es auch superreiche Oligarchen. Die Oligarchen, die durch diesen Krieg riesige Gewinne machen, sind natürlich nicht auf den Schlachtfeldern zu finden, sondern dort kämpfen Lohnsklaven, die sie für ihren Profit aufeinander hetzen damit sie sich gegenseitig umbringen müssen, nachdem sie Jahrzehnte vorher schon, vor allem durch Nato-Propaganda, kriegstauglich gemacht wurden.
Ein Anhalten der Gewaltspirale, die durch das Lohnsklavensystem auf Basis des Eigentumsrechts angetrieben wird, und 3 sich feindlich gegenüberstehende Klassen erzeugt: die Klasse der Lohnabhängigen, die Klasse des Kleinbürgertums und die Klasse des Großbürgertums (Oligarchen), ist nur möglich, wenn die Staatsbürger selbst die Macht ergreifen und einen radikaldemokratischen Staat auf Basis eines modernen Besitzrechts errichten, in dem alle Staatsbürger bewaffnet sind und Verfassung und Gesetze selbst erlassen, ohne irgend eine vom Wählerwillen losgelöste Vertreterschaft. Aber dafür blieb keine Zeit mehr.

Immer wieder verraten die Räuber-Strategen des Eigentumssystems selbst ziemlich genau, was sie vor haben, und zwar lange bevor sie ihren Eroberungsplan umsetzen. Zu diesem Thema habe ich im Zusammenhang mit Vorträgen prominenter Militärs, wie Oberst Reisner und General a.D. Harald Kujat, bereits 2 Artikel verfasst und es ist deshalb nicht nötig, die Details an dieser Stelle zu wiederholen. Den ersten Artikel hatte ich in „Der Aufstand“ 49/24 veröffentlicht.

Am Ende hatte ich resümierend dazu geraten, „das gute Leben“ zu verteidigen. Angewendet auf die Ereignisse am 25.01.2025 vor der Europapassage, geht es also gerade nicht darum, der Bevölkerung vorzuwerfen, dass sie nur gut leben wollen. Sondern es geht genau darum, das gute Leben einzufordern.
Herr Oberst Reisner hatte so wunderbar offenbart, wie sich die Planer der Kriegstüchtigkeit darüber ärgern, wenn die Masse der Bevölkerung vor allem im wehrfähigen Alter, keine Opfer erbringen will, wenn sie nicht verzichten will und weiter gut leben will. Genau da liegt das strategische Kalkül der Friedensbewegung, denn hier haben wir eine strategische Synapse zu den Gewerkschaften, ohne die es kaum möglich ist, Masseneinfluss zu gewinnen. Jede Forderung der Gewerkschaften nach mehr Lohn, mehr Urlaub und besseren Verträgen, sollte von der Friedensbewegung aufgegriffen und unterstützt werden. Davon hat man aber auf den Ostermärschen z.B. wenig entdecken können. Stattdessen Regenbogenfahnen, Friedenstauben und die üblichen ausgeleierten Phrasen. Diese Versäumnisse und das gehorsame Befolgen der Ratschläge des Verfassungsschutzes „gegen Rächts“, ein Umkehrpropaganda-Framing gegen regierungskritische Positionen aus dem eigentlich links verortbaren Spektrum des Widerstands in der Bevölkerung, wird uns allen aufgrund des Wirkungsverlustes der Friedensbewegung in den kommenden Kriegen noch sehr teuer zu stehen kommen und in Kriegen werden alle Rechnungen mit Menschenleben beglichen.
Den zweiten Artikel hatte ich in „Der Aufstand“ 02/25 veröffentlicht.

Darin hatte ich resümiert:
„Letztendlich wird jeder vor die Wahl gestellt sein, sich zu entscheiden, entweder den Kriegskurs von Räubern und Banditen in ihrem Eigentumssystem zu unterstützen, oder die Gewaltspirale dieses Räubersystems radikal zu beenden, durch Radikaldemokratie auf Basis eines modernen Besitzrechtssystems.“
Die Gewaltspirale wird sich weiterdrehen und es werden weitere Kriegsherde entstehen, sodass mit massiven Zerstörungen auch überall dort gerechnet werden muss, wo man es jetzt vielleicht noch für ausgeschlossen hält. Rückblickend in die Geschichte der Menschheit bleibt nur einzugestehen, dass es Kriege waren und der Schock aus den Leiden und Zerstörungen, die radikale Veränderungen möglich machten. Natürlich wünsche ich mir einen humaneren Türöffner für den Fortschritt der Menschheit und eine unblutige Geburt des Neuen. Aber was ist dieses Neue, das das Alte ersetzen wird? Wer hat die Antwort auf diese Frage? Seit der großen französischen Revolution von 1789 wurden schon einige Macht-Systeme ausprobiert und auch die Repräsentative „Demokratie“ auf Basis des Eigentumsrechts, endet in einer imperialen Gewaltspirale und führt zum Weltkrieg.
1762 veröffentlichte Jean-Jacques Rousseau zum ersten Mal eine in den Grundzügen radikaldemokratisch angelegte Schrift, unter dem Titel: „Du contract social ou Principes du droit politique“ (Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des politischen Rechtes). Sie wurde damals sofort verboten und der Autor verfolgt. Seit dem wird die Idee der Radikaldemokratie von den Machthabern mit allen Mitteln bekämpft. Trotzdem wurde Rousseaus Vorarbeit durch herausragende Denker weiterentwickelt.
Jetzt haben wir eine radikaldemokratische Staatstheorie vorliegen.
Holger Thurow-N.
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