Antwort auf die „Aufklärung(en)“ im Beitrag „über die wesentliche Bedeutung des Gender-Themas für Demokratien“
Freiheit, Gleichheit, Menschenliebe
(Fortsetzung aus 52/24 – Teil 3)
Zur Sexualität:
Hier möchte ich mich auf einen Gastbeitrag von Ulrich Kutschera (deutscher Evolutionsbiologe und Physiologe) beziehen, der am 10.12.2024 auf reitschuster.de veröffentlicht wurde, siehe hier: https://reitschuster.de/post/zwischen-kanzlerkandidatur-und-shitstorm-alice-weidel-familienleben-im-fokus/
Er verteidigt darin die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft von Alice Weidel mit zwei Kindern gegen die Vorbehalte eines AfD-Mitgliedes. Aber im Grunde geht es nicht um Frau Weidel, denn das ist natürlich ihre Privatangelegenheit und selbstverständlich ist es richtig, sie gegen diskriminierende Vorbehalte zu verteidigen. Herr Kutschera nimmt dies zum Anlass, um gleich ein paar grundsätzliche Fragen zu behandeln. Er schrieb, Zitat:
„Bereits das Wort „Homosexualität“ ist ein hässlicher Sprach-Zwitter – es verbindet das griechische Adjektiv „homos“ (gleich) mit dem lateinischen Substantiv „sexus“ (biol. Geschlecht). Da aber seit 1868 in den Biowissenschaften verbindlich bis heute „Sex“ als „Befruchtung“, d.h. Gameten-Kopulation – Fusion Eizelle mit Spermium und nachfolgender Zygotenbildung –, definiert ist und zwei Männer ebensowenig wie zwei Frauen einen derartigen biologischen „Sex-Akt“ vollziehen können, wurde der Terminus „Homoerotik“ geprägt, den auch ich als aktiv forschender Sexualbiologe verwende (meine Versuchstiere sind u.a zwittrige Regenwürmer und Blutegel, deren Sex-Akt auf zellulärem Niveau jenem eines Mann-Frau-Menschenpaares gleicht).
Kommen homoerotisch veranlagte Männer und Frauen mit dieser „Polung“ auf die Welt oder gibt es einen erworbenen „Homo-Lebensstil“? Diese Frage wird seit der Publikation der großen Basis-Monographie-1914 des Mediziners Magnus Hirschfeld (1864–1935) bis heute kontrovers diskutiert. Kurz formuliert: Wir müssen zunächst die gleichgeschlechtliche Veranlagung bei Männern und Frauen unterscheiden. Es handelt sich hierbei um biologisch verschiedene Phänomene. Da sich Menschen in Umfragen über die subjektive Selbst-Zuschreibung als „hetero“, „schwul“ bzw. „lesbisch“ definieren und diese „erotische Identität“ in der Jugend heranreift, sind nur die Erwachsenen-Angaben relevant. Nach aktueller Sachlage beschreiben sich in allen Kulturen ca. 2 Prozent der adulten Männer bzw. Frauen als „homosexuell“ – sie meinen damit „homoerotisch“, sollten sie im Bio-Unterricht zugehört haben.“ (Hervorhebung von mir)
Dass die „erotische Identität“ in der Jugend „heranreift“, ist ein sehr missverständlicher Ausdruck und deckt sich überhaupt nicht mit meinen eigenen Beobachtungen und zahlreichen Interviews in der Schwulenszene (Bars, Kaffees, Clubs usw.). Das Einzige was heranreift ist der Mut, sich in einer von der Kirche geprägten Umgebung zu offenbaren und die Kirche ist immernoch eine mittelalterliche Institution tiefster Rückständigkeit, die von Steuergeldern am Leben erhalten wird.
Ausnahmslos alle von mir Befragten gaben an, nie eine andere Neigung verspürt zu haben, als die, die in der Pubertät erwacht ist und für die Meisten schon in der Kindheit spürbar war. Das Wort „Identität“ ist hier völlig fehl am Platze, denn Identität bedeutet die Gesamtheit der Eigenschaften einer Person, für welche die sexuelle Neigung nur ein einzelnes und dazu noch das privateste und intimste Detail abbildet. Die Reduzierung der Identität eines Menschen auf seine sexuelle Neigung bedeutet immer eine Herabwürdigung. „Guck mal da, da ist ein Homo (…ein Schwuler, …eine Lesbe, …eine Schwuchtel, usw. usf.). Ich denke, dass Herr Kutschera seine Zeilen so nicht verstanden werden sollten, aber wenn er so auf Korrektheit in der Sprache besteht, dann hört er sich besser an, wenn er diesen Maßstab auch an seinen eigenen Ausdruck anlegt.
Ich habe im übrigen keinen einzigen Menschen kennengelernt, der seine sexuelle Neigung im Jugendalter „erworben“ hat. Mich würde doch sehr interessieren, auf welche Erhebungen sich ein Glaube stützt, dass Menschen ihre sexuelle Neigung erwerben können. Ein solcher Glaube legt nahe, die Faktoren, die dieses „erwerben“ hervorrufen, bekämpfen- und Menschen umpolen zu können.
Herr Kutschera fährt hochwissenschaftlich darauf ab, dass Sex in den Biowissenschaften seit 1868 bis heute verbindlich „als „Befruchtung“, d.h. Gameten-Kopulation – Fusion Eizelle mit Spermium und nachfolgender Zygotenbildung –, definiert ist“. Demnach ist also jeder Sex, der nicht eine Fusion Eizelle mit Spermium und nachfolgende Zygotenbildung zur Folge hat, kein Sex, abgesehen davon, dass weder Mann noch Frau vorher wissen können ob die Voraussetzung für die Berechtigung, „Sex“ nennen zu dürfen was sie da gerade machen, tatsächlich eintreffen indem die Fusion Eizelle mit Spermium tatsächlich stattfindet. Es geht doch immer zuerst um die Lustbefriedigung, die man (und Frau) um so öfter haben kann, je mehr es gelingt, die Zygotenbildung zu vermeiden. Sex ohne Zygotenbildung aber, verleumdet der Klerus als Sünde.
Die katholische Kirche in Deutschland veröffentlichte auf ihrem Internetportal unter der Überschrift „Die Kirche und der Sex: Große Kluft zwischen Lehre und Leben“, folgendes Statement (Autor Joachim Heinz, Katholische Nachrichtenagentur), Zitat:
„Wohl nirgends klaffen Lebenswirklichkeit und kirchliche Lehre so weit auseinander wie beim Thema Sex. Zumindest in westlichen Gesellschaften. Ob vorehelicher Geschlechtsverkehr, der Gebrauch von Kondomen oder Sex zwischen Menschen gleichen Geschlechts: All das gilt in der katholischen Kirche als sündhaft oder wider die menschliche Natur. Im 2010 erschienenen Jugendkatechismus „Youcat“ etwa heißt es über Homosexualität, die Kirche nehme Menschen mit entsprechenden Empfindungen „vorbehaltlos an“. Schwule und Lesben dürften nicht diskriminiert werden. „Gleichzeitig sagt die Kirche von allen Formen gleichgeschlechtlicher sexueller Begegnung, dass sie nicht der Schöpfungsordnung entsprechen.“ .“ (siehe: https://www.katholisch.de/artikel/22953-die-kirche-und-der-sex-grosse-kluft-zwischen-lehre-und-leben – Hervorhebung von mir)
Ja, zum Glück entspricht die Menschenliebe nicht der „Schöpfungsordnung“ anmaßender Priester. Dreiste klerikale Einmischung in die Privatangelegenheiten der Menschen ist also immernoch gesellschaftliche Realität. Wenn wir mal genau nachzählen und in Prozent gegenüberstellen würden wie das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Sex aus bloßer Lustbefriedigung und Sex mit Zygotenbildung ausfallen könnte, so kann man sich ausmalen, dass z.B. bei einem Paar mit 2 Kindern innerhalb von 10 Jahren eine Zahl mit Neunundneunzig-Komma reine Lustbefriedigung dabei herauskommen würde. Nach Herrn Kutscheras Auffassung hätte dieses Paar zu 99,x% Erotik und 0,x% Sex. Ich wünsche Herrn Kutschera viel Spaß dabei, sich im realen Leben, wider die Natur zu artikulieren. Es ist schon auffällig, wie gut seine „Wissenschaftlichkeit“ in dieser Sache in die widernatürliche klerikale Ideologie passt. Die Kirche propagiert„dass sie nicht der Schöpfungsordnung entsprechen“ – Herr Kutschera meint, dass man ihnen mit „Homoerotik“ die Sexualität absprechen müsste, weil es sonst nicht in die Ordnung der Biowissenschaft passt.
„Homosexuell“ im Sinne von „gleichgeschlechtlich“, soll wie Herr Kutschera meint von altgriechisch „homos“ (gleich) abgeleitet sein. Allerdings haben wir da ein „s“ zu viel und heraus kommt demnach „Homossexualität“. Das Bestimmungswort heißt jedoch „homo“, und das kommt von lateinisch hŏmō [ˈhɔmoː], und heißt „Mensch“. Homosexuell heißt also wirklich korrekt übersetzt „Mensch-sexuell“.
Herr Kutschera seine „Prägung“ geht an der Sprache vorbei, die tatsächlich gesprochen wird und der Duden kennt unter „Homoerotik“ folgende Bedeutung, Zitat: „erotische [und sexuelle] Beziehungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern“. Erotik, abgeleitet aus griechisch ἔρος (éros), kommt von Liebe. Aber partnerschaftliche Liebe ist keine Voraussetzung für die Befriedigung des Geschlechtsbedürfnisses. „Homoerotik“ trifft also auch nicht den Kern der Sache und der Duden widerspricht hier offensichtlich der Herleitung des Herrn Kutschera. Außerdem heißt „Homoerotik“ ganz korrekt übersetzt, nämlich vom lateinischen „homo“ (Mensch) = Menschenliebe. Um Menschenliebe geht es eigentlich tatsächlich und die ist überhaupt nicht an unterschiedliche Geschlechter gebunden. Genau das ist der Kern der ganzen Diskussion. Männer sollen sich nicht lieben, sie sollen ja schließlich gegen Männer in den Krieg ziehen. Wo kommen wir denn da hin, wenn Männer nicht mehr Männer hassen wollen? Das wäre ja Feindesliebe und das ist das Allerschlimmste.
Wie kommt denn diese Begriffs-Diarrhoe zustande? Alle Wörter für gleichgeschlechtliche sexuelle Neigungen, wie „Homosexualität“, „Homo“, „Schwule“, „Lesben“, usw. sollen hässlich klingen, weil sie als Schimpfwörter erdacht sind. Auch Herr Kutscheras Begriff „Homoerotik“ schwimmt wie ein Fettauge in der Suppe diskriminierender Sprachgewohnheiten.
Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera und die katholische Kirche sind sich darin einig, dass es sprachliche Regelungen geben muss, um die Liebe gleich-geschlechtlicher Paare wenigstens in einer annehmbaren Art und Weise herabsetzen zu können. Die deutsche Sprache bietet dafür genug Möglichkeiten.
Was in jedem Fall vermieden werden soll: Menschen lieben Menschen, Punkt. Menschen haben Sex mit Menschen, Punkt. Wen geht das etwas an? Wer braucht wofür, Schubladenwörter? Doch wohl hauptsächlich für die Herabwürdigung. In den anderen Fällen für staatliche und klerikale Einmischung in intime Privatangelegenheiten. Allein der Begriff „Katechismus“ ist schon eine bodenlose Frechheit, weil er auf die Belehrung in intimen Privatangelegenheiten zurückgeht, und das obendrein auch noch „wider die menschliche Natur“.
Historisch ist die Sprache von der Gewaltherrschaft rückständiger Eigentumsgesellschaften bis heute geprägt worden und noch sind diese Machtverhältnisse von Bestand. Bestes Beispiel dafür, ist das Wort „Familie“. Was sagt der Duden über die Etymologie von Familie? Es kommt von lateinisch familia, eigentlich = Gesinde, Kollektivbildung zu: famulus = Diener, also Dienerschaft. Die lateinischen Begriffe famulus und famula bedeuteten „Haussklave“ und entstammen dem Römischen Reich.
Auf dem Portal der Deutungshoheit des Imperiums finden wir eine Weltkarte der Rückständigkeit.
Die staatliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in den Repräsentationssystemen des „Wertewestens“ zielt auf die sozialrechtliche Aneinanderkettung zweier Partner ab, um sie in der Beschaffung des materiellen Lebensunterhalts füreinander verantwortlich machen zu können. Bei eingetragenen Lebenspartnerschaften in Deutschland wird bei der Beantragung von Bürgergeld das Einkommen des berufstätigen Partners stets angerechnet.
Genau das ist der Deal, eine Mathematikaufgabe und auf alle Lebenspartnerschaften hochgerechnet sind es Millionenbeträge an weniger Sozialausgaben. Es geht also mehr um ein Geschäftsinteresse als um Gleichbehandlung. Das zeigt sich schon im amtlichen Sprachterminus, in der die „Lebenspartnerschaft“ von der „Ehe“ unterschieden wird. Man legt also Wert auf die Betonung des Unterschiedes. Dennoch sind diese Gesetze besser als diskriminierende Gesetze oder gar Strafgesetze und die Todesstrafe.
Aber nur für Propagandazwecke, um noch einen feindlichen Kontrast mehr gegen Russland setzen zu können, die gleichgeschlechtliche Sexualität in aufgesetzter Art und Weise aufdringlich abzufeiern, löst bei allen anderen Menschen wieder Motivationen für Diskriminierungen aus. Die Linken Elemente in den Parlamenten der westlichen Repräsentationssysteme lassen ihre Regenbogenpolitik gern für Kriegspropaganda gegen Russland missbrauchen. Noch trauriger ist, dass die russische Regierung darauf hereinfällt und entgegen moderner Erkenntnisse aus der Genetik und den Sozialwissenschaften meint, dem Mittelalter der orthodoxen Kirche mit dem Abfeiern einer homophoben Ideologie hinten rein kriechen zu müssen, weil sie sich damit erhoffen in der Bevölkerung mehr gemocht zu werden, was in den rückständigen Teilen wohl zutreffen mag. So kann das westliche Imperium und seine Vasallen in seiner Kriegspolitik sich auch noch als den Vorkämpfer des sozialen Fortschritts gebärden.
Wir befinden uns hier also in einem menschenfeindlichen Teufelskreis der Eigentumsgesellschaften und fast alle Machthaber auf diesem Planeten finden ihren Platz darin. Auch die Machthaber des „Werte-Westens“ und auch die Machthaber des „Werte-Ostens“. Der Leser dieser Zeilen kann ihnen gern im Stillen den gebührenden Platz darin zuweisen.
Vor etwa 5000 Jahren begannen Räuber ihren Beutezug um den Planeten anzutreten, gaben sich dafür ein Rechtssystem und heute ist es das global herrschende Eigentumsrecht, in Wahrheit ein Raubrecht, das Einzelne legitimiert, sich die gesellschaftliche Produktion und damit die Arbeit von Menschen anzueignen und sie zu ihren Lohnsklaven zu machen. Die Gesellschaftsordnung, die heute auf die angeborene Menschenliebe einwirkt, ist eine gewaltsame Ausbeuterordnung und die Kinder-Erziehung in dieser Ordnung wirkt angeborener Menschenliebe entgegen, verkümmert sie wie einen Grashalm in der Wüste und das geht soweit, dass die Kinder einer Nation zum Töten und Sterben für die Reichen auf deren Schlachtfeldern erzogen und die Lehrpläne in den Schulen und die staatliche Propaganda danach ausgerichtet werden. Ein solches Gesellschaftssystem kann man nur als menschenfeindlich bezeichnen und es hat Null Zukunft, soweit die Menschheit in der Lage ist, für ihre Zukunft eine Gesellschaft zu konstituieren, die der Menschenliebe wieder den notwendigen Raum für ihre freie Entfaltung geben kann. Es ist der Intelligenztest dieser Spezies, für ihr Überleben. Da sich meine Zeilen hier auf einen Schriftsatz beziehen, der eine solche Gesellschaft schon als gegeben annimmt, muss ich doch annehmen, dass der Autor etwas abseits der Realität lebt in der alle Liebesbeziehungen vom Eigentumsrecht unterdrückt werden. Denn dieses Rechtssystem drückt der ganzen Menschheit den Fluch der Menschenfeindlichkeit auf. Erfolgreich ist der Egoistische, nicht der Altruistische.
Die soziologischen Probleme, die der Autor bemüht ist aufzuzählen, und seine Aufzählung widerspiegelt nur die Vielfalt der Probleme im Eigentumsrecht, haben ihre Ursache also in einem grundsätzlichen Problem der politischen Ökonomie. Sex als Ware durch Prostitution und Pornographie, als direkteste Wirkung des kapitalistischen Eigentumsrechts auf die Liebesbeziehungen der Menschen, hat er im übrigen ganz vergessen zu erwähnen. Schon in der Überschrift ist auf den Kopf gestellt, was anders herum gehört, abgesehen davon, dass wir es nicht mit „Demokratien“, sondern mit Repräsentationssystemen zu tun haben, und daher mit vorgetäuschten Demokratien, die über die Gewaltherrschaft des Eigentumsrechts hinwegtäuschen sollen. Richtig herum müsste es eigentlich heißen: „Aufklärung(en) über die wesentliche Bedeutung des Eigentumsrechts für das Gender-Thema:“ Vielleicht würde dem Autor schon bei dieser Überschrift das Problem der sozialen Ungleichheit anspringen und er würde nicht auf einen imaginären Geschlechter-Krieg kommen, den es so natürlich nicht gibt. Aber es gibt materielle Abhängigkeiten der Frauen von den Männern und dann natürlich das latente Bedürfnis sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien. Wir haben Klassenkrieg, nicht Geschlechterkrieg. Und das sagen Vertreter der Eigentümerklasse auch ganz offen und meinen, dass es ihre Klasse ist, die gewinnt. Und solange die Lohnabhängigen, und Kleineigentümer die gerade enteignet werden, nicht gemeinsam aufstehen um das Eigentumsrecht abzuschaffen und tatsächliche „Demokratien“ (Radikaldemokratien) auf Basis von Besitzrecht zu errichten, ist das wohl auch so (siehe dazu https://radicaldemocrat.news/2024/12/14/zur-philosophischen-entwicklung-eines-modernen-besitzrechtssystems/).
In einer radikaldemokratischen Gesellschaft sind die Staatsbürger der Souverän (siehe https://radicaldemocrat.news/2024/11/01/freiheit-in-einer-gesellschaft-oder-vogelfreiheit-im-tierreich-eine-radikaldemokratische-staatstheorie/). Und ein Souverän entscheidet selbstverständlich über seine Privatangelegenheiten souverän, wie ein König. Wen er oder sie liebt und mit wem er oder sie ins Bett geht oder eine Partnerschaft eingehen möchte, geht niemanden etwas an, auch und schon gar nicht den Staat. Diskriminierende Gesetze gegen welche Art von Liebesbeziehung auch immer, wären Gesetze gegen den Souverän selbst und in einem radikaldemokratischen Staat auf Basis von Besitzrecht sehr unwahrscheinlich. Und zwar deshalb unwahrscheinlich, weil alle Ausbeutungsverhältnisse aufgrund des Besitzrechts wegfallen und Partnerschaften nicht mehr durch Abhängigkeiten dominiert werden können. Auch das Steuer- und Abgabensystem für den Unterhalt eines radikaldemokratischen Staates ist im Besitzrechtssystem ein ganz anderes als im Eigentumssystem, weil eben, wo kein Eigentümer mehr die Arbeitszeit seiner Lohnsklaven zählen kann, das Geld absterben muss und die Hauptwährung ist dann die Arbeit selbst, in Form von freiwilliger Arbeit füreinander. Dann sind die Verhältnisse, die die Arbeit füreinander aufgrund der Menschenliebe hervorgebracht haben, auf höherer Entwicklungsstufe wieder hergestellt. Erfolgreich ist dann wieder der Altruistische und nicht der Egoistische. Die Kindersorge und -Erziehung wird dann auch wieder zur gemeinsamen Sache der Paare und ihrer behütenden Gruppe plus der ganzen Gesellschaft, lässt also die Paare nicht allein und kettet sie nicht ihr ganzes Leben lang aneinander, sondern wird zu einer Lust in Freiheit, was unweigerlich ein sprunghaftes Ansteigen der Geburtenrate zur Folge haben muss. Wir sehen also, dass die soziologischen Probleme den ökonomisch-politischen nachgeordnet sind. Der politische Überbau erhebt sich immer über ein ökonomisches System, und deshalb sprechen wir von politischer Ökonomie. Diese wiederum prägt die sozialen Verhältnisse in der Gesellschaft.
Was bedeutet eigentlich „Gendern“? Der Duden gibt an: „Geschlechtergerechter Sprachgebrauch“. Es geht also um die Sprache. Aber die Sprache ist immer Ausdruck der sozialen Verhältnisse einer Gesellschaft, die wiederum von der politischen Ökonomie geprägt werden. Die Kausalkette (Ursache-Wirkung-Kette) sieht wie folgt aus: Ökonomie (tiefste Ursache) » Politik (Wirkung) » soziale Verhältnisse (Wirkung) » Sprache (Wirkung). Die Sprache ist in dieser Kette erst das 4. Glied. Wer die Sprache ändern möchte, muss die ökonomischen Verhältnisse (das Eigentumsrecht) ändern, wodurch sich die politischen und sozialen Verhältnisse ändern und dann erst ändert sich die Sprache infolge dessen. In welcher Form sich die Sprache in einer Gesellschaft ändert, in der ökonomische- (Besitzrecht) und folglich politische Gleichberechtigung (Radikaldemokratie) herrscht, ist schwer vorherzusagen. Wir können nur darauf vertrauen, dass in einer Welt, in der die Menschenliebe wieder die Oberhand gewinnt, sich eine geschlechtergerechte Sprache als kultureller Spiegel dessen entwickeln wird.
Jetzt geht es bei dem lächerlichen Versuch, Gendern in der Eigentumsgesellschaft zu verordnen, nur um Geräusche, die wir mit dem Mund machen sollen und dabei also gar nicht um reale Geschlechtergerechtigkeit, sondern um Mundakrobatik im Sprechen, indem das Anhängsel „..innen“ (im Schriftlichen mit Tüddelchen, Sternchen, Doppelpunkt, Unterstrich usw. angekoppelt) das Ende eines maskulinen Wortes bildet und damit in i-Stimmlage mit der Zunge zweimal der vordere Teil des Gaumens berührt werden muss, um mit diesem Klang einem maskulinen Wort geschlechtsübergreifende Bedeutung zu verleihen. Wenn wir sprechen sollen, als gäbe es Geschlechtergerechtigkeit obwohl die Realität ganz anders aussieht, dann ist das eine verordnete Selbsttäuschung. Das Gendern ist also nichts weiter als ein Täuschungsmanöver derer, die im Parlament links sitzen, das Eigentumsrecht nicht in Zweifel ziehen möchten, aber altruistisch tun wollen, wenigstens mit der Zunge. Das ist mindestens heuchlerisch, passt genau auf die Parteiführungen der SPD, der Grünen und der Linken, die als Vormünder im Parlament sitzen und von ihren Mündeln bestens ernährt werden. Aber sie wollen gute Menschen sein, wenigstens mit der Zunge.
Die Bedeutung des Gender-Themas in Repräsentationssystemen besteht darin, über soziale Ungleichheiten hinwegzutäuschen, die durch das Lohnsklavensystem des Eigentumsrechts erzeugt werden.
Holger Thurow-N.
[Korrektur 03.01.2025): Im PDF der Wochenzeitung hat sich ein sachlicher Fehler eingeschlichen: Es heißt dort, Zitat: „Bei eingetragenen Lebenspartnerschaften in Deutschland wird bei der Beantragung von Arbeitslosengeld oder Bürgergeld das Einkommen des berufstätigen Partners stets angerechnet.“ Das ist falsch, das Einkommen des Partners wird nur bei Bürgergeld angerechnet.]