
von Leonardo da Vinci (Feder über rote Kreide 1510-1513), siehe hier
[Der Aufstand 51/24, Seite 8]
Antwort auf die „Aufklärung(en)“ im Beitrag „über die wesentliche Bedeutung des Gender-Themas für Demokratien“
Freiheit, Gleichheit, Menschenliebe
Der Autor des Textes „Aufklärung(en) über die wesentliche Bedeutung des Gender-Themas für Demokratien“ liefert eine Vorlage, um die soziologischen Probleme von Eigentumsgesellschaften, radikal, und daher von ihrer Wurzel her, zu beurteilen. Wir befinden uns mit diesem Thema zwar im Bereich der Sozialwissenschaften, aber es ist nicht möglich, etwas Substanzielles zum sozialen Verhalten von Menschen zu sagen, ohne dabei die Machtfrage als Ausgangspunkt zu nehmen. Denn die Verhaltensweisen von Menschen sind primär geprägt von der Art und Weise der Beschaffung ihres Lebensunterhalts und diese Art und Weise wird von den Machtverhältnissen bestimmt.
„Der Mensch ist frei geboren und überall liegt er in Ketten“
Das ist der Satz, den Jean-Jacques Rousseau dem 1. Kapitel seines ersten Buches „Vom Gesellschaftsvertrag oder Grundsätze des Staatsrechts“ voran setzte. Er begründete damit am Vorabend der Großen Französischen Revolution die Idee der Radikaldemokratie, ohne seine Idee vom Gesellschaftsvertrag so zu nennen. Aber sie hat die politische Freiheit zum Kern, die nur dann eintreten kann, wenn Staatsbürger die Gesetze selbst erlassen, denen sie sich freiwillig unterwerfen. Das ist Radikaldemokratie. Zu seiner Zeit stand die Befreiung des Bürgertums (der Eigentümer) vom Adel historisch auf der Tagesordnung und zur Erlangung und Festigung der Macht des Bürgertums (Eigentümer) bedurfte es natürlich nicht einer Radikal-, sondern Fassaden-Demokratie, einer politischen Simulation, damit die auf Lohnsklaverei beruhende Gewaltherrschaft demokratisch aussieht. Genau deshalb haben die Jakobiner die Revolution der Lohnsklaven aus Angst vor radikaldemokratischen Verhältnissen blutig verraten. Soweit zu einem kleinen Ausflug in die Geschichte.
Heute heißt die Simulation: „Repräsentative „Demokratie““. Sie soll über die Herrschaft der reichsten Eigentümer hinwegtäuschen, die mit Entwicklungsstand heute astronomische Zahlen von Reichtum angehäuft haben, um sich damit die Politik kaufen zu können, die sie für noch mehr Reichtum brauchen. Ihre Politik ist Fortsetzung des Klassenkrieges gegen die Lohnsklaven und Fortsetzung der Kriege gegen Konkurrenz-Nationen. Eigentumsgesellschaften tragen den Krieg in sich, wie die Wolke den Regen. Die heutigen Eigentümer an der Spitze der Machtpyramide, heißen politisch korrekt ausgedrückt: Oligarchen. Wir leben in einer Oligarchie. Die Klasse der Lohnsklaven stellt die absolute Mehrheit in allen Eigentumsgesellschaften (heute Kapitalismus im imperialistischen Endstadium) und das soziale Verhalten von Lohnsklaven zueinander wird von ihrem Lohnsklaven-Dasein und damit von Abhängigkeitsverhältnissen geprägt. Das soziale Verhalten von Angehörigen des Kleinbürgertums (Kleineigentümer mit national gebundenen Kapital) wird von ihrer Partizipation am Lohnsklavensystem, aber auch von Abhängigkeitsverhältnissen geprägt. Das soziale Verhalten der reichsten Eigentümer (Großbürgertum) wird von ihrer Herrschaft geprägt. Wir haben hier also eine Kausalkette, und es ist nicht möglich, einem Schriftsatz mit soziologischem Thema Substanz zu verleihen, ohne Beachtung der politisch-ökonomischen Kausalitäten (Ursache-Wirkung-Beziehungen).
Die Liebesbeziehungen der Menschen sind deshalb nach der politischen Ökonomie der Gesellschaften ausgerichtet, wie Eisenspäne in einem elektrischen Feld, in dem eine Spannung anliegt. Im Politischen ist es die Spannung zwischen den Lohnsklaven und den Eigentümern, die sie ausbeuten, die sich in allen Beziehungen der Menschen untereinander innerhalb der Klassen der Lohnabhängigen und des Kleinbürgertums darin entladen möchte, sich von sozialen Abhängigkeiten befreien zu wollen. Es geht primär also immer um Freiheit, und zwar um die Freiheit, dass Menschen nicht tun müssen, was sie nicht tun wollen. Nicht für die Bereicherung einzelner Eigentümer arbeiten zu müssen (Kapitalismus). Das! ist Freiheit. Nicht für die Bereicherung einer paternalistischen Kaste, die als Eigentümer fungieren, arbeiten zu müssen („Sozialismus“). Das! ist Freiheit. Sondern für eine Gesellschaft in der politische Gleichberechtigung herrscht, einen freiwilligen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Das! ist Freiheit. Die erste Forderung müsste also lauten: Freiheit!
Im vorliegenden Schriftsatz lese ich etwas von einem Kriegsbeil zwischen Mann und Frau, Zitat:
„Der Kern meiner Antwort ist ein Appell an alle friedens- und dialog-orientierten Feminist*innen, Maskulist*innen und an die ganze LGBTQIA+-Gemeinde: Lasst uns das „Kriegsbeil“ der letzten Jahrzehnte zwischen den Geschlechtern endlich gemeinsam begraben! → JETZT ist der beste Zeitpunkt dafür! – Es geht darum, dass wir den großen Fortschritt an menschlicher Toleranz in den Demokratien seit den 1960er Jahren und die Fülle von neuen Erkenntnissen und allgemeinem Bewusstsein, die diese Toleranz ermöglicht hat (neben der Verbesserung des Lebens von Millionen vormals diskriminierter Menschen!..), nie wieder verlieren! …“ (Hervorhebung vom Autor)
Der Kern meiner Antwort auf seine Antwort ist ein Appell, nicht von der Hauptsache abzulenken, nämlich vom Klassenkampf. Klassenkampfleugner gibt es schon genug in den Mainstream-Medien der Machthaber. Es gibt keinen Geschlechter-Krieg. Männer lieben ihre Frauen und Frauen lieben ihre Männer, aber: Lohnsklavenverhältnisse machen Frauen von ihren Männern abhängig und deshalb lässt sich sagen, dass wir es bei den Frauen mit einem latenten Drang zu tun haben, sich von Abhängigkeiten zu befreien, nicht von ihren Männern zu befreien, sondern von der ökonomischen Abhängigkeit von ihnen zu befreien. Das ist ein Unterschied. Es geht hier um Klassenkrieg, nicht um Geschlechterkrieg. Und was „Feminist*innen, Maskulist*innen“ betrifft, so scheint mir hier das Bestreben, von den politisch-ökonomischen Ursachen der sozialen Probleme abzulenken, ins Extreme abzugleiten.
Männer und Frauen sind in Eigentumsgesellschaften bei der Beschaffung des Lebensunterhalts nicht gleichgestellt. Frauen sind in Eigentumsgesellschaften benachteiligt weil sie Kinder gebären und während der Zeit der Schwangerschaft nur eingeschränkt arbeitsfähig (für Eigentümer verwertbar) sind und nach der Geburt sich ununterbrochen um ihre Kinder kümmern müssen. Das macht sie von den Männern abhängig, die, wenn sie ihre Frauen lieben, natürlich für ihre Frau und die Kinder arbeiten wollen. Lohnsklaven-Männer und -Frauen müssen in Eigentumsgesellschaften die ganze Last der Verantwortung für die Kinder allein tragen und bleiben in monogamer Ehe sozial aneinander gekettet, unabhängig davon, wie lange das Gefühl der Liebe anhält.
Eine derartige Zwangsgesellschaft entspricht überhaupt nicht dem natürlichen Wesen des Menschen und einer menschlichen Gesellschaft, in der die ganze Gesellschaft für ihre Nachkommen Sorge trägt, die Männer entlastet und die Frauen von der Abhängigkeit von den Männern befreit sind. Die Ursache liegt im Zwang zur Lohnsklaverei, und daher in sozialer Ungleichheit. Zunächst haben wir die soziale Ungleichheit zwischen Eigentümern und Lohnsklaven, und dem entspringt die soziale Ungleichheit zwischen den männlichen und den weiblichen Lohnsklaven. Die zweite Forderung müsste also lauten: Gleichheit!
Es geht also zuerst um Freiheit und Gleichheit, und dann erst, kann sich die Liebe wirklich entfalten. Aber was ist eigentlich Liebe?
Holger T.N.
Fortsetzung in der nächsten Ausgabe
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