Soviel Politik, soviel Klima, Gaza, Ukraine, Impfung, Seuchen und Rezession, dass der Terror des Alltags schnell untergeht!
Dabei hatte ich mir vor 15 Jahren vorgenommen, auch den zu begleiten. Gut, mache ich das heute – mit einem kleinen Erlebnis.
Ich gestehe, ich habe einen Fehler gemacht – etwas im Internet bestellt. Bestellt man dort etwas, kommt es mit einem Lieferdienst – von denen wir inzwischen 5477 haben.
Kaum zu glauben, wie der eine Postbote das früher geschafft hat. Mir wäre der lieber – auch als Beamter, weil Post Vertrauenssache ist – aber wer fragt mich schon.
Ich dachte auch immer, dass wir ja das Klima retten wollen – da wäre doch ein Postauto besser als zwei Dutzend, die hier so um den Block fegen – aber jede neue Firma schafft ja Arbeitsplätze – im Vorstand für abgehalfterte Politiker, die sonst keiner mehr will, da verstehe ich schon, dass die Politik an Privatisierung ein großes Interesse hat.
Zurück zu meinem Paket.
Kam mit der echten Post – aber neuem Zusteller. Der alte weiß: leg es vor die Tür, da passiert schon nichts. Der neue hinterließ so einen hässlichen gelben Zettel von wegen da und da abholen. Okay. Kann ja nicht den ganzen Tag nur vor der Haustür liegen – die sind ja auch schnell weg, die Jungs. Haben es eilig, die Rendite fordert alles. Kenne sogar einen, der im Auto schläft, zwischen den Paketen, um seine Tour zu schaffen.
Nach eingehender Lektüre des Zettels erfuhr ich, dass das Paket an der Packstation war. Na prima.
Mit Geräten rede ich nicht gerne: das war früher mal eine Diagnose. Ich also mit meinem Jüngsten zur Packstation. Ich hasse ja diese Dinger. Klar, sie sparen Arbeitsplätze ein, senken Lohnkosten weshalb für uns alle Postleistungen immer billiger werden. Scherz. Noch nie ist etwas bei der Post billiger geworden, weil die Arbeitsplätze abbauen – nur das stört die neoliberalen Gurken ja nicht, die haben Personal, die ihren Paketen hinterherlaufen. Karte vorhalten, auf Geräusch warten, nur: es passierte nichts. Bei strahlendem Sonnenschein gab es da schon mal Probleme, aber jetzt?
Ich schaute nochmal nach. Die Nummer der Packstation war falsch, scheinbar war über Nacht im Dorf noch eine errichtet worden. Wir also dahin. Und dann? Eine nagelneue Packstation – ohne Lesegerät für den Barcode. Man braucht eine Post-App, um sie zu bedienen. Die hatte ich gerade nicht dabei, habe auch gar kein Handy, dass so was könnte. Also zurück – voller Grimm und Zorn. Ab ins Internet, Post-App auf Tablett installieren. Nur: mit meinem Tablett geht das nicht, „Gerät nicht erkannt“. Gut, dann eben direkt in die Onlinepost, Neulieferung beantragen. Das ging aber nicht, weil „das Paket weder in einer Filiale noch in einer Packstation liegt“. Offensichtlich hat die Deutsche Post auch keine Post-App, die ihr sagt, wo ihre Pakete sind.
Die kleine Geschichte ist symptomatisch für das ganze Land: Wir zahlen immer mehr an Preisen und Gebühren (die in erster Linie die Führungsetagen fett machen), um immer weniger Service zu bekommen. Die frei gesetzten Fachkräfte landen dann schnell beim Bürgergeld, wo sie ebenfalls Kosten verursachen, die wir tragen müssen. Alle saugen am kleinen Normalbürger, der immer mehr Geld dafür bezahlen soll, dass die Fetten noch bessere Sauger bauen können und das lassen wir uns gefallen? Warum eigentlich?
Ach ja: es ist das beste Deutschland aller Zeiten. Nur nicht für mich, das merke ich gerade. Ich merke auch, dass ich bald um ein Handy nicht mehr herumkomme – ich will diesen Mist aber nicht mehr und kenne viele, nicht nur ältere, die mit dem ganzen Techno-Terror ebenfalls nicht zurechtkommen.
An Fahrkartenautomaten der Bahn trauen sich sowieso nur noch Akademiker heran. Wo ist eigentlich in diesem Land noch Platz für Menschen, die den ganzen technischen Mist nicht wollen?
Kenne ältere Menschen, die haben Probleme, ihr Geld von der Bank zu holen. Wollen wir nicht viel lieber eine Gesellschaft mit menschlichem Gesicht, wo die Oma auch ohne Abitur noch eine Fahrkarte kaufen kann?
Ich zahle gerne für Arbeitsplätze und freundliche Mitarbeiter – aber nicht für Rendite-Experimente US-amerikanischer Hedgefonds. Und da landet das Geld letztendlich. Oder?
Und wie gut dieses beste Deutschland aller Zeiten wirklich ist, merken wir daran, dass es gerade total entmenscht wird – wobei die Mitarbeiter dann Schuld sind, wenn sie sich nicht schnell neue Arbeitsplätzchen backen können – total umgebaut, ohne dass wir gefragt werden, ob wir das überhaupt wollen. Und das kann doch nicht gut sein, oder?
Aber für so Leute wie mich wurde ja auch schon ein Wort erfunden: Sozialromantiker. Aber der bin ich gerne. Sehr gerne. Romantik macht das Leben schön – und scheint mir sinnvoller als ein Leben, dass nur der Maximierung der Vermehrung des Kapitals anderer Leute dient. Oder sehe ich das jetzt komplett falsch?
Ach ja, mein Paket?
Kann die Post behalten. Geld kriege ich wieder.
Der Eifelphilosoph
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