Wir leben ja im besten Deutschland aller Zeiten

Screenshot aus Google-Suche zum Begriff „marode Brücken“, am 05.10.2024
[Der Aufstand 40/24, Seite 9]
 Sahra Müller

Wir leben ja im besten Deutschland aller Zeiten

Das ist ja jedem klar. Man muss sich nur die Zahlen anschauen: 1600 Brücken im Bundesgebiet gelten als marode, 13500 Brücken im kommunalen Verantwortungsbereich sowie 1000 Brücken im Verantwortungsbereich der Deutschen Bahn. Warum ist das so?

Die Antwort ist einfach: es ist kein Geld da … für die Lebensadern der Nation. Wird auch Tote geben, das weiß man ja jetzt schon, aber was soll man machen: wir brauchen das Geld für andere Dinge – zum Beispiel Diätenerhöhungen.

Eigentlich zahlen wir ja Steuern dafür, dass die Straßen in Ordnung gebracht werden, dass wir lebendig zur Arbeit erscheinen können – aber die, die die Steuern verwalten, scheint das nicht zu kümmern. Wir protzen da lieber als Großmacht vor der chinesischen Küste – oder als Waffenlieferant gegen Russland, was zählt da schon noch das Leben deutscher Autofahrer.

Aber jetzt kommt ja einer, der uns retten wird: Friedrich Merz. Er hat auch einen tollen Plan: er will unsere Mentalität ändern. Reichtum soll wieder geschätzt werden. Ich weiß nicht, ob das jetzt bedeutet, dass es in Zukunft eine Gruß- und Jubelpflicht für „Minderleister“ geben soll, wenn Merz mit seinem Privatflieger vorbei schwebt, ob man sich vor jedem Porsche verbeugen soll und kleine Altäre im Land aufbaut für die zehn reichsten Gauner im Land: „Respekt für finanziellen Erfolg“ kann verschiedene Ausprägungen haben.

Der Bundesverband der Menschenhändler sieht das genauso: die haben eine Mega-Rendite, man verdient super an Frauen und Kindern – aber so richtig wertgeschätzt wird man nicht.

Wir haben auch einen Ausblick auf das neue Sozialprogramm „Macht es nach“ ruft der neue Kanzler dem Volk zu.

Wen kümmern schon die Brücken, wenn man doch einen Privatflieger hat? Und ist jeder erst mal Millionär, dann braucht es auch kein Bürgergeld mehr. Ob Black-Rock wohl alle einstellt?

Aber noch besser ist ja seine Klage an uns elendigen Kosten auf zwei Beinen, die große Frage, warum wir mit 45 Millionen Werktätigen heute weniger Arbeitsleistung bringen als noch vor 30 Jahren? Wie blöde oder ignorant muss man sein, um diese Frage nicht beantworten zu können?

Ich helfe da gern: 10 Mini-Jobber bringen mehr Rendite als ein Festangestellter. 2003 hatten wir noch 5,6 Millionen dieser Jobs, 2019 7,9 Millionen. Für jemanden der Kanzler werden will, eine ganz schwache Leistung. Der schwebt da wohl in ganz anderen Sphären jenseits jeglicher Realität.

Gibt jetzt übrigens eine neue Studie. Faulheit und Intelligenz hängen da eng zusammen – und bringen richtig guten Erfolg. Kommt aus den USA. Nur die Blöden ackern wie die Doofen und bringen es zu nichts – außer zu Tod durch Überarbeitung, für das es in Japan jetzt ein eigenes Wort gibt, so häufig ist es geworden.

Und wer bringt die beste Leistung? Die Glücklichen. Blöd nur, dass unsere Jungend gerade neue Rekorde im unglücklich sein einfährt und auch das ganze Land im Glücksindex immer weiter absackt. Israel liegt da auf Platz 5 (März 2024) – trotz Terror – Deutschland inzwischen auf Platz 24, trotz aller Wirtschaftskraft. Aber die … nützt ja nur immer weniger Menschen.

Aber jetzt kommt ja das neue Deutschland. Das Merzland. Wo Reichtum sich wieder lohnt, der Kanzler für Abgreifer Respekt einfordert und die moralische Peitsche über seine Galeerensklaven schwingt: jetzt ist mal Schluss mit Faulheit, der Kanzler will Wasserski fahren! Also an die Ruder und Gas geben!

Oder habe ich da jetzt wieder was falsch verstanden und die große historische Mission des neuen Kanzlers nicht richtig interpretiert?

Der Eifelphilosoph

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Von Redaktion

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