Bericht über den 1. Bürgerratschlag am 15.09.2024

[Der Aufstand 38/24, Seite 5]

Bericht über den 1. Bürgerratschlag am 15.09.2024

Der zuvor als „Club der Selbstdenker“ bekannte Debattenraum hat nun den Namen „Bürgerratschlag“ angenommen.

Am 15. September 2024 hatte der Bürgerratschlag unseres Vereines zum Meinungsaustausch ein brisantes Thema ausgewählt, was oftmals hitzige Debatten und auch Spekulationen ausgelöst hat. Ich schildere hier über diesen Meinungsaustausch zu dem Thema: („Das Kaiserreich von 1871 ein Obrigkeitsstaat?“) meinen Eindruck und möchte ein wenig über dieses Thema und den Grund der Themenwahl aufklären.

Das Thema wurde notwendig, als auf einer Veranstaltung, zu der wir als Bündnispartner eingeladen waren, zum Thema: „Frieden mit Russland“, eine Reichsfahne mit Kaiserwappen präsentiert wurde. Der Initiator des Bürgerbündnis Hamburg und Mitglied des Ortsvereins „Demokratie für die Straße“ (DfdS) bei UMEHR e.V., hatte sich diesbezüglich schon im Vorfeld von solchen Positionen entschieden distanziert, die einen Obrigkeitsstaat mit Untertanen verlangen, weil es eine genaue Gegenposition zu unserem Eintreten für „Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung“ bedeutet. Wir betrachten alle Verfechter eines autoritären Systems, wie zum Beispiel einer Monarchie, als Gegen-Demonstranten zu unserem Wunsch nach Selbstbestimmung.

Natürlich ist das Eintreten für eine Reichsbürger- und Kaiserreichsbewegung überhaupt nicht mit einer radikaldemokratischen Zielsetzung vereinbar. Trotzdem reden wir im Bürgerratschlag gern in einem demokratisch organisierten Rahmen, mit allen Gegnern unser Positionen, um die Möglichkeit zu erhalten, politische Differenzen friedlich zu verhandeln, verfestigte Positionen aufzuweichen und vernünftige Argumente wirken zu lassen.

Gerade in einem Bürgerratschlag muss es ermöglicht sein, kontroverse Themen, die nicht unseren radikaldemokratischen Positionen entsprechen, kontrovers zu verhandeln und vernünftige Lösungen, die zu einem friedlichen Miteinander führen können, anzubieten. Jede andere Orientierung zur Lösung unserer politischen Differenzen als auf der Ebene des Wortes, kann nicht anders als in stumme extremistische Gewalt führen.

Nach einer verkürzten Darstellung monarchistischer Positionen, durch eine vermeintliche Anhängerin des Kaiserreiches von 1871, kam es nach kurzer Zeit bei den anderen Teilnehmern zu Fragen über die Widersprüche in ihren vertretenen Positionen. Die auffallenden Widersprüche in den Positionen der vermeintlichen Monarchisten, spiegelten grundsätzlich nicht das wieder, was die Teilnehmer vom Bürgerratschlag in der Verfassung des Kaiserreichs von 1871 vorfanden. In dieser Verfassung ist nämlich das Frauenwahlrecht nicht vorhanden und ein Untertan ist alles andere als selbstbestimmt. Die vermeintliche Monarchistin tritt aber für das Frauenwahlrecht ein und möchte auch keine Untertanin sein.

Alleine diese und weitere Widersprüche, können nach meiner Meinung ein Auslöser dafür sein, dass bei einigen vermeintlichen Anhängern des Kaiserreichs von 1871 ein Umdenken einsetzt, da sie sich offensichtlich gar nicht ernsthaft für die Wiedererrichtung des Kaiserreichs von 1871 einsetzen, sondern für irgend eine nicht greifbare Version davon.

Ich persönlich finde es sehr gut, wenn sich Menschen verschiedener politischer Zielsetzungen friedlich austauschen können, um so die Gelegenheit zu erhalten, ihre Positionen zu vergleichen, zu überprüfen, zu überdenken und gegebenenfalls zu korrigieren.

Alle Menschen die ihre politische Selbstbestimmung zum Ziel haben, wie die bei uns erschienene vermeintliche Monarchistin auch, sollten sich darüber bewusst werden, dass ein Kaiser uns keine Selbstbestimmung zugestehen wird, weil wir dann seine Untertanen sind. In der nächsten Pandemie würde dann der Kaiser entscheiden, ob seine Untertanen geimpft werden, oder nicht. Untertanen haben dann einfach nur zu gehorchen, egal was der Souverän/der Kaiser befiehlt. Wer dem Kaiser als Souverän nicht gehorcht, wird von diesem Souverän dann natürlich bestraft werden.

Das führt uns zu der Frage, wer sich in der erlebten Pandemie eigentlich als Souverän erwiesen hat und uns um Haaresbreite zwangsgeimpft hätte? Sind wir als Bürger wirklich der Souverän, oder nur die Untertanen „unserer Repräsentanten“?

„Unsere Repräsentanten“ machen uns diesbezüglich immer wieder klar, dass sie von unserem Willen entbunden sind. Wollen wir das als Bürger wirklich so beibehalten?

Meiner Meinung nach müssen wir eigenverantwortlich in die Selbstverantwortung kommen. In diesem Sinne: „Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung“.

Gretchen Faust

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Von Redaktion

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