Die ökologische Katastrophe in Brasilien. Ökologie oder Klima?
Die Stadt Porto Alegre ist die Hauptstadt des brasilianischen Landes Rio Grande do Sul. Sie hat 1,4 Millionen Einwohner und über 3,5 Millionen Menschen in einem Ballungsgebiet das nach dem Land São Paulo das meist industrialisierte Land Brasiliens ist. Porto Alegre ist eines der drei großen Metropolen im Süden Brasiliens, das aus Rio Grande do Sul, Santa Catarina und Paraná besteht. Porto Alegre liegt am Rande des Flusses Guaiba, der in der Lagoa dos Patos mündet. Diese Lagune ist eine Bucht, die weiter südlich eine Öffnung zum Atlantischen Ozean hat. Das Land, das im neunzehnten Jahrhundert zwölf Jahre lang unabhängig von Brasilien war und Republica do Rio Grande hieß, sich später wieder angegliedert hat, grenzt südlich an Uruguay, das sich auch von Brasilien getrennt hat. Das alles könnte nur Geschichte sein, wenn zur Zeit nichts Außerordentliches geschehen wäre.
Porto Alegre ist seit einer Woche überschwemmt. Es ist nicht eine Flut von einigen Tagen, wie es sich gelegentlich in einigen Ecken Europas in Städten ergibt, die am Rande von Flüssen wie dem Rhein liegen. Aber nicht nur Porto Alegre liegt unter Wasser, sondern siebzig Prozent des Landes Rio Grande do Sul. Das Land hat eine Fläche von 251.748 km2. Es entspricht fast zwei Drittel der Fläche Deutschlands, das 357.592 km2 hat. Es hat 11,5 Millionen Einwohner. Fast ein halbes Gebiet Deutschlands ist in Brasilien unter Wasser. Einige Städte in Uruguay sind inzwischen schon in Alarmbereitschaft. In dieser Gegend befindet sich der grösste unterirdische Grundwassersee der Welt, genannt “Aquífero Guarany”, der Teile von Argentinien, Paraguay Bolivien, und Uruguay umfasst. Rio Grande do Sul ist der größte Produzent von Reis in Brasilien und in Porto Alegre sitzen seit Jahrzehnten Großindustrien aller Art.
Es hat mal in anderen Ländern der Welt große Überschwemmungen gegeben, wie in New Orleans, in den USA. Jedoch erreichten solche Überschwemmungen keinesfalls so eine riesige Fläche. Geologen und Archäologen, die die Anwesenheit von früheren Menschen und den Boden erforschen, bestätigen, dass es seit fünfzigtausend Jahren eine solche Überschwemmung nicht gegeben hat.
Eine Vorgeschichte zur klimatischen und ökologischen Problematik. Die Konferenz “Rio Öko 92”.
Außer der Überschwemmung in Rio Grande do Sul gibt es im ganz anderen Extrem Brasiliens, in Amazonien, eine Dürre. Man könnte argumentieren dass Porto Alegre schon mal vor einundachtzig Jahren überschwemmt wurde und dass es in Amazonien vor neunzig Jahren eine Dürre gegeben hat, oder sogar dass das Phänomen El Nino, ein Zyklon dass sich jährlich durch warme Luft im Pazifik bildet und winterlichen Regen in die Richtung des südlichen teils des Kontinents treibt, die Ursache des Ganzen allein ist. Logischerweise ist der Fluss Amazonas selbst nicht trocken, der dafür zu groß ist, sondern viele Nebenflüsse und deren kleinere Nebenflüsse, von denen hunderttausend Menschen leben. Porto Alegre erlitt schon im September des letzten Jahres eine kleinere Überschwemmung, die als Warnung angenommen werden sollte. Würde die jetzige sich nur auf die Hauptstadt begrenzen, könnte von menschlicher Vernachlässigung gesprochen werden.
Im Jahr 1992 fand in Rio de Janeiro die “Konferenz Rio Öko 92” statt, an der Vertreter aus den USA, Kanada, Europa, Afrika, Asien und sämtliche Länder Lateinamerikas über ökologische Probleme der Welt sprechen sollten und womöglich durch Abkommen und Vereinbarungen Maßnahmen treffen sollten um künftige Probleme zu vermeiden. Die amazonischen Länder Brasilien, Ecuador, Peru, Bolivien, Kolumbien und Venezuela verfassten zusammen mit Guatemala und Malaysia ein Dokument mit Vorschlägen an die Industrie Länder der nördlichen Hemisphäre, die Massnahmen zur Vorbeugung von Umweltzerstörungen enthielten, und baten um Unterstützung zur weiteren Entwicklung ihrer Industrien und Nutzung von Bodenreichtümern um mit weniger schädlichen Konsequenzen davon profitieren zu können. Damals hatten sich die großen Länder Südamerikas noch seit kurzer Zeit von Militärdiktaturen befreit. Die meisten südamerikanischen Regierungen waren mit ihren sozialen Problemen beschäftigt, die die Diktaturen hinterlassen und verachtet haben. Viele Organisationen plädieren für Agrarreformen und neu entstandene soziale Bewegungen waren an der Tagesordnung.
Die reichen Länder drehten bei “Rio Öko 92” den amazonischen Ländern Guatemala und Malaysia den Rücken. Die Latifundien, die in der Zeit der Diktaturen immer größer wurden, erfreuten sich. Die hinterlassene Misere bändigte hunderttausende Menschen, die unkontrolliert und ohne Gesetze in Richtung Amazoniens in gefährlichen Gegenden abenteuerlich das Leben in den Flüssen und Gruben auf Suche von Gold und Diamanten riskierten, die sie bald an Dritte verkauften die die Beute auf kleinen Flugzeugen außer Landes brachten. Sie landeten oft in der französischen Guyana oder in kleinen privaten Flughäfen in Kolumbien und in Venezuela, und von dort aus flogen sie weiter. Andererseits waren dort schon längst ansässige ausländische Unternehmen, die seit der Zeit der Militärs die Genehmigung zur Extraktion und Aufarbeitung von Mineralien wie Aluminium hatten. Eine alte Geschichte, die seit der Kolonialzeit bekannt ist, ist die Bestechung der lokalen Indios. Verstoßene Goldsucher wurden Banditen, Räuber und Verbrecher und aus dem Kokainhandel bildeten sich mafiöse Gruppierungen und sogar eine Untergrundorganisation die in Kolumbien die rechtmäßige Regierung bedrohte, dessen bekanntester Chef Pablo Escobar war. Das meiste begehrte Mineral aus dem brasilianischen Amazonasgebiet ist heutzutage das Niobium. Die Regierung von Lula da Silva versuchte einiges unter Kontrolle zu bringen, schaffte es im ganzen nicht. Die herrschende Korruption war unanfechtbar und reichte bis in die Politik hinaus. Lula und seiner Partei wurde den Vorwurf gemacht, die Augen zur Korruption geschlossen zu haben und nach dem gut geplanten und gelungenen Sturz von seiner Nachfolgerin Dilma Rousseff rieben sich die Großgrundbesitzer unter Michel Temer und vor allem mit Jair Bolsonaro sich wieder die Hände.
Was ist mit dem Begriff der Ökologie?
Ökologie bedeutet etwas mehr als Klima; es heisst ein Zusammenhang von mehreren Faktoren die das Gleichgewicht der Natur zerstören und unter Umständen auch das Klima mit einschließen oder sogar beeinflussen können. Das Wort “Innovativ” gab es in diesem Zusammenhang im Jahr 1992 noch nicht. Es wurde aus dem Dokument der Länder der Dritten Welt entnommen, dass “novas possibilidades” (neue Möglichkeiten) vorschlugen und unter ihnen war die Nutzung von Wasserenergie durch Staudämme. Klima schließt logischerweise das Wetter mit ein. Wenn die menschliche Hand ein System belastet und aus dem Gleichgewicht bringt, reagiert die Natur darauf.
Der Amazonas wird aber nicht nur im Interesse Brasiliens zerstört. Die Wälder werden ausgerodet und verbrannt, um Soja -Plantagen zu bauen, und um Rinder zu züchten, die nicht nur für den Konsum der Brasilianer angebaut und gezüchtet werden. Sie gehen nach China und Europa und das Soja füttert die Schweine, und das Rindfleisch landet auf dem Tisch und im Grill. Es bringt nichts, es zu verneinen, aber es geht im Prinzip um Verzicht und wiederum um eine ganze Wirtschafts- und Finanzstruktur, die die ganze Welt anbetrifft.
Was aus “Rio Öko 92 wurde“.
Im Jahr 2000 versammelten sich die Nationen der Welt wieder in Tokio um über “das Klima” zu reden, fanden einige Punkte zusammen aber einigten sich wegen Einwände der USA noch nicht, und schließlich trafen sie sich 2006 wieder in Paris, als sie dann Vereinbarungen treffen konnten. Die Vorschläge der „Entwicklungsländer“ zur Beachtung von ökologischen Zusammenhängen blieben ungeachtet.
In wessen Küche die Rohre verstopfen, dort kommt die Scheisse hoch und ihm ist es zu blamieren, dass er sich nicht darum gekümmert hat, es zu reparieren.
Deutsche Welle machte in Porto Alegre eine Reportage und deutete an, dass die Regierung Lula zu spät was unternahm.
Der Gouverneur des Landes Rio Grande do Sul, der sich als konservativ bezeichnet, bedankte sich für die sofortige Hilfe Zustellungen von 20 Milliarden der Regierung, erwähnte Lula aber nicht. Seit seiner Wahl begünstigt er mit verabschiedeten Landesgesetzen das brasilianische Agro-Geschäft und Unternehmen wie Bayer Monsanto für freie Einsetzung von Glyphosat, um die Produktion von Agrarprodukten zu steigern. Jair Bolsonaro, der am 8. Januar einen Putsch in Brasilia versuchte, schien dem jungen, konservativen und selbst erklärten schwulen Gouverneur sowie auch DW insgeheim besser gefallen zu haben.
Den Sozialisten Lula darf man nicht loben. Er muss erpresst und kontrolliert werden. Notfalls wirft man ihm wieder Korruption vor. Und er wird sowieso zu alt sodass bald jemand anders kommen kann, der besser den Gürtel der Armen enger schnallt.
Mit Ökologie und Klima scheint es eine Menge Verwirrung gegeben zu haben und das Wort Klima wurde stets bevorzugt, ohne die grösseren Zusammenhänge zu erwähnen, als wenn nur einige für inkompetent erklärt werden können und andere als Opfer die sich davon beschweren oder es lieber aus Angst davor, das wenige was ihnen bleibt zum essen zu verlieren, verneinen. Und dies wird ausgerechnet von denjenigen als Argument benutzt, die die eigenen Ureinwohner vernichtet haben, ihre Urwälder vollkommen verwüstet haben und in der Arktis auf der Suche nach Erdöl mit Fracking bohren.
Fast zur gleichen Zeit, eigentlich noch ein Jahr vor der Konferenz “Rio Öko 92”, haben zwei Prominente Politiker in Deutschland Selbstmord begangen. Es waren Petra Kelly und Gert Bastian. Bewusst dass der Selbstmord von Paare der seltendste Fall unter Selbstmörder ist, weil praktisch niemals beide es gleichzeitig wollen (wenn einer es will, möchte der andere es, guckten mich erstaunt und drückten das Lachen zusammen. Die anderen lachten und verzogen sich. Das werde ich bis zu meinem Lebensende wiederholen. Sie haben sich nicht selbst umgebracht. Sie waren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, warum sollten sie das tun?
Seitdem ist Greta Thunberg da, die ein naiver Fisch auf einem alten Boot ist und anderen Interessen dient wie denen von Elon Musk, der Lithium aus Bolivien, Chile und Brasilien will und sich als “Freund” von Bolsonaro gezeigt hat, der als Opfer von Verfolgung posiert, schließlich redet jeder Räuber und Verbrecher über “Freiheit” , einen Begriff mit dem sehr Vorsichtig umgegangen werden muss. Aus den Grünen wurde eine kriegerische Partei, gegen wen sich nicht ergibt und sein Land und Bodenschätze nicht einnehmen lässt und umso weniger betrügen lassen wird.
Ansonsten bleibt den jetzigen Umweltschützern nur eines übrig; irgendwelche Inkompetenten zu suchen, sie für die eigenen Probleme zu blamieren und wenn notwendig für alles für schuldig zu erklären und zu verlangen, sie sollten einiges besser tun. Ansonsten, wer weis,man kann unter Umständen Amazonien besetzen, um es zu schützen. Oder vielleicht, sie nochmal zu betrügen, durch die Finanzwelt in die Knie zu zwingen und anzubinden, neue Auslandsschulden anzunehmen. Schließlich gehen inzwischen einundfünfzig Prozent des brasilianischen Bruttosozialproduktes wieder an Banken im inneren und äußeren Finanzmarkt. Bolsonaros Wahlkampagne zur Präsidentenwahl, die er trotzdem verlor, kostete “nur” zweihundert Milliarden Reais, umgerechnet vierzig Milliarden Euro*. Es wurde dafür ein “geheimes Budget” verabschiedet, das dreißig Jahre lang nicht veröffentlicht werden kann. In der Zentralbank Brasiliens ließ Bolsonaro einen Mann der Schule von Chicago, den Lula bis Dezember 2024 nicht kündigen kann und Zinsen in eine Höhe lässt, die alles verbieten außer dem Gewinn der Banken selbst. Und das Klima ist keine Ökologie mehr.
Es sind die ungebildeten Brasilianer selbst daran schuldig, wenn sie ertrinken und ihre Häuser unter Wasser sehen, und die fremden Malaysier die auf Bezahlung sogar den Plastikmüll von anderen im eigenen Ozean entsorgen und die eigenen Wälder zerstören. Eine Million Menschen werden überflutet, Tiere und Plantagen gehen verloren. Aber Schuld daran hat das Klima allein.
- * Brasilien ist die achtgrößte Wirtschaft der Welt und sein Brutto-Sozialeinkommen beträgt jährlich 1,3 Billiarde Reais (umgesetzt 430 Milliarden Euros) . Auf englisch würde man sagen 1,3 trillion Reais. Unser größtes Problem ist es, dass ein guter Teil davon an die Parlamentarier geht, auf folgende Art: um regieren zu können muss das Executiv Ministerien an verschiedene Parteien vergeben, sonst schafft man nichts zu verabschieden, auch so eine notwendige Hilfe wie jetzt, als Beispiel. Von den Ministerien der Parteien, die an der Regierungskoalition teilnehmen, erhalten die Parlamentarier Geld für ihre jeweiligen Gebiete, die über das ganze Land verstreut sind, um dort in notwendigen Dingen „zu investieren“. Darin liegt in Brasilien der Hund begraben, wie ein lokaler Spruch sagt. Es ist unsäglich, was hier mit unserem Geld geschieht. An und für sich ist Brasilien gar nicht arm: es ist ein reiches Land. Von unseren 1,3 Milliarden werden 51% von Banken und Finanzmarkt verschluckt, der Rest wird so „verbraucht“. Wie diese Leute dann verfahren, in der Vergabe von diesen Gelder, ist ein anderer Gegenstand. Und es gibt noch die Landesparlamenten und Städtisch dazu. Es ist unglaublich, dass ein Gesetz sogar für ein GEHEIMES BUDGET abgestimmt und verabschiedet wurde. Lula wurde dazu genötigt, ein sog. „Dach-Etat“ durch das Parlament anzunehmen. Damit wurden Sozialabgaben gestrichen. Diie Gegner von rechts nutzen das aus, zu sagen dass er nichts tut was er verspricht. Dazu braucht man ein ungebildetes Volk, das nichts versteht… Fast kein einziger Politiker wird in Brasilien nicht reich. Wenn einer kommt und sagt, dass er der Korruption ein Ende setzen will, wird er gewählt, und der Zirkus geht wieder von vorne an. Meist sind es Politiker von rechts die den Trick benutzen, wobei das Land seit seiner Existenz 512 Jahre in der Hand von Aristokraten und Konservativen gewesen ist, wenn die Kolonialzeit mitgezählt wird.
Noel Nascimento-Filho
Studierte Musik an der Hochschule der Künste Berlin und an der Westfälischen Hochschule für Musik der Universität Münster. Wirkte in Brasilien auch als Dozent und Kunst, Kultur und Literaturkritiker. Lebt zur Zeit in Curitiba Brasilien.