Deutsches Ostasiengeschwader? An wessen Wesen soll die Welt genesen?
Ein HURRA! Ein dreifaches HURRA, HURRA, HURRA! Dem deutschen Kaiser und dem deutschen Ostasiengeschwader! Am deutschen Wesen soll die Welt genesen – aber hallo!
Also – moment mal. Irgendwie … ist da doch was … seltsam. Wir haben doch den Kaiser abgesetzt, damit nie wieder deutsche Kriegsschiffe irgendwo herumfahren und andere Länder bedrohen? Und erst recht nicht in Asien? Das hatten wir doch hinter uns gelassen. Schon vor 110 Jahren? Jedenfalls das Geschwader, das wurde 1914 vernichtet – der Kaiser dann 1918.
Und warum schickt jetzt irgendjemand MEIN Kriegsschiff mit MEINEN Steuergeldern in den Pazifik, wo es unnütz knappe Ressourcen verbraucht? Schon 2021 hatten wir die Fregatte Bayern dorthin geschickt – was nicht allen gefallen hatte, die wollte auch nicht jeder dort haben. 2024 verdoppeln wir unsere Präsenz – mit zwei Kriegsschiffen.
Wie kann das eigentlich sein, dass demokratisch gewählte Kanzler einer friedliebenden Demokratie das gleiche Verhalten an den Tag legen wie der imperialistische Kaiser? Wollen wir wieder Kolonien? Provozieren sinnlos einen unserer wichtigsten Handelspartner? Was sollen die da eigentlich – und warum fragt uns keiner, ob wir das überhaupt wollen?
Immerhin sind wir der Souverän – nicht der Kanzler. Nun – so heißt es bei Wiwo – wir machen uns Sorgen über die Ambitionen von China. Da könnte man doch – anstatt Kanonenboote – mal einen Diplomaten hinschicken? Der kostet auch nicht soviel – und wir haben ja kein Geld? Der Kanzler sagt nun, dass wir da unten die regelbasierte internationale Ordnung schützen – so wie wir die deutsche Freiheit am Hindukusch verteidigten – was gnadenlos in die Hose ging, uns aber insgesamt 17,3 Milliarden Euro kostete … und einige Menschenleben. Wer macht eigentlich die Regeln für diese „internationale Ordnung“, die es erlaubt, andere Länder ohne Kriegserklärung anzugreifen? Fragen über Fragen – auf die wir – die Bevölkerung dieses Landes – keine Antworten bekommen werden.
Wozu haben wir eigentlich den Kaiser und seine Adelsblase zum Teufel gejagt (bzw. nach Holland), wenn der demokratische Bundeskanzler dasselbe macht – allerdings feiner in Worte verpackt? Was müssen wir eigentlich noch machen, damit die neuen Kaiser nicht unsere Kinder wieder mit Waffen um die Welt schicken? So eine deutsche Flotte da unten – könnte ja falsch verstanden werden. Da könnte auch was schiefgehen. Was würden wir davon halten, wenn chinesische Kriegsschiffe in der Nordsee kreuzen – einfach mal so? Nun – wahrscheinlich werden die kommen, weil wir gerade Standards definieren – die dann auch für andere gelten.
Kann man eigentlich nicht einmal morgens Zeitung lesen, ohne die Krise zu kriegen? Aber wahrscheinlich verstehe ich das alles wieder falsch – oder?
Der Eifelphilosoph
Sozial? Gerecht?
Solange Arbeitslose nur als Masse begriffen werden, die natürlich faul, asozial und gemeingefährlich sind, können solche Ideen blühen, schaut man sich jeden einzelnen genauer an – nun ja: da entdeckt man viele „tote Pferde“.
Man könnte den Spieß natürlich umdrehen und die Arbeitgeber mal in die Pflicht nehmen, genug Jobs zu schaffen, die angemessen bezahlt werden – aber das würde dem obersten Ziel unserer Wirtschaft zuwiderlaufen, dass wir alle für das Geld der meist ausländischen Anleger rennen dürfen, bis auch wir nicht mehr können. Hört sich böse an, wenn man das so formuliert, oder?
Aber noch böser ist es, wenn man da leben muss und eine Arbeitsverdichtung nach der anderen erlebt. Früher fanden „tote Pferde“ auch noch Platz im Unternehmen. Pförtner, Nachtwächter, Bürobote – man sorgte sich um „seine Leute“, das war einfach eine Frage des Anstandes.
Heute haben wir wieder unwertes Leben – und das erinnert nicht wenige an die dunkelsten Zeiten dieses Landes, doch da schweigen die Stimmen gegen „Rechts“. Mit der Babycashmerealliance der ewig vollversorgten Erben will sich niemand anlegen – die haben die Macht, egal, wie viele Trecker nun gerade herumtuckern: Hauptsache, die kommen nicht in den Golfclub. Machen die auch nicht.
Währenddessen zeigt das Oligopol des Nahrungsmittelhandels (nur noch vier Konzerne: Aldi. Lidl, Edeka und Rewe) den Bauern, wo der Hammer hängt: Aldi senkt einfach mal die Brotpreise. Da muss der Trecker bald schneller tuckern, wenn man nicht draufzahlen will. Aber da wird es bald auch schnell politisch: wir schließen ja Freihandelsabkommen ab, die unsere Bauern unter Druck setzen – aber unseren Autokonzernen neue Kunden beschaffen, weil da in Brasilien auf einmal Geld für den neuen Audi da ist. Kompliziert, diese Weltwirtschaft. Dazu gab es unter Merkel schon 2019 einen Krisengipfel.
Wer nun den Babycashmere trägt, dem ist das egal: er verdient auch an Autos. Aber auch lokal bleibt es kompliziert: ohne die Billigpreise der Discounter – die auch die Bauern gewaltig unter Druck setzen – wäre das Millionenheer der Niedriglöhner, Armutsrentner, Arbeitslosen und dauerhaft Kranken gar nicht mehr zu ernähren. Aber man könnte sie natürlich durch noch mehr Peitsche unter Druck setzen: womöglich wird das tote Pferd dann doch schneller, oder?
Der Eifelphilosoph