So, nach der großen Weltpolitik mal wieder zurück ins BEDAZ – ins beste Deutschland aller Zeiten
Jedenfalls: für manche. Ntv klärt uns gerade anhand eines Beispiels auf (vom 01.10.2023, 11:17 Uhr), wie dieses beste Deutschland aller Zeiten aussieht. Das Beispiel ist ein 55-jähriger Frührentner aus dem reichen Süden Deutschlands, Beruf: Chemikant, schwerbehindert mit sage und schreibe 1678 Euro Nettoeinkommen im Monat. Wahnsinn, oder? Das ist ja wirklich gut. Gut – das Durchschnittseinkommen in Deutschland liegt bei 4100 Euro – brutto. Es sei denn, man ist eine Frau, dann sind es 500 Euro weniger. Was für ein reiches Land! Gut – in unserem geschätzten Niedriglohnsektor … der für tolle Gewinne in der oberen Etage sorgt und momentan unser Wirtschaftsmotor ist, um den uns ganz Europa beneidet … also: genau genommen nur die obere Speckschicht von Europa … sind es 2248 Euro brutto. Netto dürfte da ohne Kinder in NRW 1.621,37 Euro herauskommen.
Jetzt kommt aber der Kostenhammer … den wir ja alle kennen. Es gibt krankheitsbedingte Kosten, Unterhalt für die Ex-Frau und eine Latte von normalen Ausgaben … die GEZ-Gebühr nicht zu vergessen: die Traumgehälter der Intendanten müssen ja irgendwie reinkommen.
Unterm Strick – oh … Fehler: unterm Strich bleiben unserem Frührentner 240 Euro zum Leben: für Kleidung, Nahrung, Seife, Urlaub (seit 13 Jahren nicht mehr) und Geburtstagsgeschenke für den Freundeskreis (hat hoffentlich keine…also: Freunde). Da jetzt mal so eine Strompreiserhöhung von 50 Euro, eine Erhöhung des Unterhalts für die Ex-Gattin oder der Miete (20 Prozent alle drei Jahre hält man ja seitens des Gesetzgebers für völlig normal…): da fällt das Rechnen schwer. Aber: wie der Artikel ja beschreibt, hat das Beste Deutschland aller Zeiten ja eine Lösung. TÜTENSUPPEN! Damit das ökonomische Vernichtungsprogramm für Minderleister nicht sofort voll durchschlägt, hat man im Rahmen der Aktion „Vernichtung durch Armut“ für Lösungen gesorgt, die das Leiden noch ein wenig verlängern: Tütensuppen sorgen für eine langsamere Auslöschung.
Der Mann ist aber Rentner. Die Belastungen des Arbeitslebens bleiben ihm erspart. Bei der Latte an Krankheiten könnte der auch nichts mehr. Doch für den Niedriglöhner – immerhin 19 Prozent der Bevölkerung – sieht es ähnlich aus. Jeder fünfte Arbeitnehmer … lebt am Rande des Abgrundes. Und da gehen einige im Zuge der „Gierflation“ hin und drehen nochmal genüsslich an der Preisschraube, um den Elektroporsche in der besseren Version ganz neu kaufen zu können.
Das beste Deutschland aller Zeiten.
Mehr und mehr fallen ´raus, die mit den guten Verbindungen (dank Papa und Opa) werden immer fetter – dank einfachster Mechanismen.
Warum dieses harte Wort „Vernichtung“?
Nun – Arme sterben im Schnitt 10,8 Jahre früher (Männer). Damit übertrifft Armut als „Killer“ das Rauchen: das kostet im Schnitt nur 9 Jahre. Während aber das Rauchen eine individuelle Entscheidung ist, ist Armut ein Produkt der gesellschaftlichen Mechanismen und der politischen Entscheidung. Darum: „Vernichtung durch Armut“.
Mal eine andere Rechnung: 16 Millionen Arme, 10 Jahre verloren, macht: 160 Millionen Lebensjahre. Dies geteilt durch das Durchschnittsalter von 78 Jahren (Männer) – da kommen wir auf 2 Millionen komplette Leben, die im Besten Deutschland aller Zeiten vernichtet werden. Durch Armut. Fällt nur nicht so auf, weil man es auf viele verteilt – und weil die Tütensuppen einiges abfangen.
Aber das ist sicher eine zu harte Betrachtung, oder? Mir war aber mal wieder danach.…
Aber wäre es nicht langsam sinnvoll, die öffentlichen Wände mit „Armut gefährdet ihre Gesundheit“ zu schmücken? Mit Gruselbildern von Armut in Deutschland – wie beim Rauchen?
Ach – ich vergaß: im Besten Deutschland aller Zeiten ist Armut ja … gewollt. Übrigens: die 16 Millionen Arme – das sind nur die, die arbeiten. Dazu kommen noch mal knapp 4 Millionen Armutsrentner. 20 Millionen Menschen am Abgrund. Dazu noch 5,5 Millionen Bürgergeldempfänger – kannte dieses Land jemals soviel Armut – außer 1946? Wäre mal spannend, da nachzuschauen.
Der Eifelphilosoph