Warum soll man Menschen hassen, die sind, wie man selbst?

Warum soll man Menschen hassen, die sind, wie man selbst?

Redebeitrag von Katja (@getup_standup) von der Freien Linken Berlin anläßlich des 78. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus gehalten in Marburg/Lahn am 08. Mai 2023

[siehe auch https://freier-funke.de/redebeitrag-getup_standup-befreiung-vom-faschismus]

Fast 80 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs hat die Kriegshetze Hochkonjunktur

Man muss sich, wenn man den Frieden dem Krieg vorzieht, als Friedensschwurbler und Lumpenpazifist beschimpfen lassen, der die „Deutschen gegen den Krieg aufwiegeln“ will (so wurde es wirklich in der Schweizer Zeitung „Blick“ – ungefähr mit der „Bild“ vergleichbar – geschrieben).
Und man wird schon, wenn man nicht Ukraineflaggen schwenkend „Frieden durch totalen Sieg“ fordert, sondern sofortige Verhandlungen für besser hält, als russische Marionette diffamiert. Der Feind ist also bei den PR-Akrobaten schon klar umrissen.
Es ist erschreckend, wie wenig die Kriegspropaganda unserer Intellektuellen darauf verzichtet, rassistisch zu sein. Bei den europäisch unterstützten US-Kriegen gegen arabische Länder haben das fast nur die Gossenjournalisten fertiggebracht.
Und wenn man sich anschaut, wer da am meisten FÜR den Krieg aufwiegeln will, entdeckt man schon auf den ersten oder zweiten Blick Verbindungen zur Nato. Entweder stehen die Journalisten, Intellektuellen (meist westlich orientierte sogenannte Osteuropaexperten) u.s.w. im direkten Zusammenhang zu Nato-Strukturen oder es sind ihre Arbeitgeber (Stiftungen, Think Tanks, Unis, Waffenproduzenten), die sich oft genug sogar selbst als Nato- oder US-nah bezeichnen.

Diese Edelbellizisten nehmen immer weniger Abstand davon, in ihrer Kriegsrhetorik wie billige NAFO-Trolle zu agieren und rassistische und kulturrassistische Phrasen zu verwenden. Sie greifen damit nicht die russische Regierung und ihr Handeln an, sondern werten die gesamte russische Bevölkerung ab und stellen sie als barbarischen, entmenschlichten Haufen dar. Florence Gaub – die Generalsekretärin des Rates der Europäischen Union, ließ sich bei Markus Lanz sogar dazu hinreißen, von „Menschen, die nur europäisch aussehen, aber keine Europäer sind“ zu fabulieren – zu ihrem Glück ergänzte sie noch schnell den Satz mit „im kulturellen Sinne“. Sonst hätte man es wahrscheinlich ZU leicht gehabt, an Zeiten zu denken, in denen Russen und Slawen allgemein als „Untermenschen“ bezeichnet wurden, um ihre geplante und zu Millionen durchgeführte Vernichtung zu rechtfertigen. Und nichts anderes sollte wohl auch die Erklärung implizieren: „Den Russen ist der Tod der Mitmenschen egal, das ist in ihrer Kultur so angelegt.“ Man muss es klar benennen: Das IST gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit! Das ist Russophobie! Russophobie ist Rassismus. Für ihre Stammeleien hat Florence Gaub einen massiven Shitstorm geerntet. Zu Recht!

Bis heute trauern Russen um die Mitglieder ihrer Familien, die im 2. Weltkrieg gegen die Vorväter der heutigen Kriegshetzer ihr Leben ließen. Und jede Familie hat mindestens einen Menschen in diesem Krieg verloren. Ihnen überhaupt die Fähigkeit zur Trauer abzusprechen, ist angesichts dieser Tatsache einfach hanebüchen und absurd.

Das sollte uns ein Alarmzeichen sein. Wie bei Corona brauchen sie wahrscheinlich maximal ein paar Jahre, in denen rassistische Propaganda kontinuierlich aus allen Medienrohren fetzt und nach denen die meisten Hirne kriegsreif geschossen sind. Dessen muss man sich bewusst erwehren und wachsam bleiben! Denn niemand ist immun gegen Propaganda.

Im Gegensatz zum Russenbild wollen uns die Mainstreammedien und Thinktank-Bewohner ein Bild vom verbissen bis zum letzten Menschen kämpfen wollenden ukrainischen Volk zeichnen, während wir ihnen zu kriegsmüde und zu pazifistisch und nicht solidarisch genug mit diesem Volk seien.

Vor kurzem ging das Video einer ukrainischen Mutter viral, die ihre Söhne nicht Rekrutierern der ukrainischen Armee überlassen wollte. Sie ist kein Einzelfall. Diese Videos, in denen sich Ukrainer gegen die Zwangsrekrutierer wehren oder vor ihnen fliehen, tauchen massenhaft auf. Dieses Mal hatten sie die Frau auf der Straße in ihrem Auto bedrängt und vorgehabt, ihre Söhne herauszuzerren. Wie Reinhard Mey es gesungen hat, hatte sie ihre Kinder nicht für den Krieg geben wollen, hat sich und ihre vermutlich minderjährigen Söhne in ihrem Wagen verbarrikadiert. Die umstehenden Leute haben ebenfalls ihren Unmut in Richtung der Rekrutierer geäußert. Recht hat sie, diese wehrhafte Mutter! Warum sollten ihre Kinder völlig sinnlos durch den Fleischwolf dieses Krieges gedreht werden? Mit ihr bin ich gerne solidarisch. So wie mit jedem, der Verhandlungen und ein Ende des Krieges fordert – am besten sofort.

Ich bin jedoch nicht solidarisch mit den Faschisten, die offen von grünen und sich demokratisch und noch vor kurzem antifaschistisch bezeichnenden Politikern und Thinktank-Bewohnern hofiert und uns hier als Helden präsentiert werden. Denen ist völlig egal, wie viele junge Menschen noch für ihre nationalistische Ukraine massakriert werden. Die schicken ihre eigene Bevölkerung für die NATO, für Blackrock und Konsorten an die Front – und die sind dabei , die ukrainischen Ackerflächen aufzukaufen und bereits jetzt lukrative „Wiederaufbau“-Verträge aushandeln. Westliches Kapital liefert Waffen und Zerstörung, westliches Kapital danach baut wieder auf. Beides macht die Ukraine zum ewigen Schuldsklaven des Westens. Dafür sollte NIEMAND gezwungen werden, sein Leben zu geben.

Die wichtigste Frage, die man sich stellen soll: Warum soll man Menschen hassen, die sind, wie man selbst? Die genauso wenig in den Krieg ziehen und sterben wollen wie man selbst?

Während die, die die Bevölkerung heute aufhetzen, schon im nächsten Satz die nächste Maßnahme zur Verarmung und zur Entziehung der Lebensgrundlage verkünden.
Den vampirgleichen WaffenlobbyistInnen sieht man die Dollarzeichen in den Augen bereits an.

Haben sie unser Wohl im Sinn? Interessiert es sie, ob du oder ich morgen noch eine Wohnung haben? Oder ob wir uns die Heizung oder die Lebensmittel noch leisten kannst? Wie deine Zukunft aussieht?

Nein, sie interessieren sich nicht für unser Schicksal, wenn sie den Krieg eskalieren lassen. Also warum sollen wir für sie in den Krieg ziehen, den Krieg finanzieren, Waffenlieferungen und vielleicht in Zukunft Bundeswehreinsätze gutheißen?

Nein zum Krieg! Nein zum Faschismus in all seinen hässlichen Fratzen!

Katja (@getup_standup

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Von Redaktion

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