Die evan-luth. Kirche im Kaiserreich war satanisch

Die Versuchung Christi, Gemälde von Ary Scheffer (1854),
(Ausschnitt – Symbolbild)
[Der Aufstand 21/23, Seite 9]

Die evan-luth. Kirche im Kaiserreich war satanisch

Die Kirche Preußens, die evan-luth. Kirche, war im Kaiserreich nicht nur eine Ecclesia Militanz, sie war auch freimaurerisch, war doch Friedrich der Große, und danach Wilhelm I & II nebenher Vorsitzender der deutschen Freimaurerei. Die Logenbrüder, die im 3.Reich verfolgt waren, waren so etwas wie der verlängerte Arm der mit Rücktritt Chamberlains Kriegspartei werdenden Briten unter Churchill.

Damit war der deutsche Kaiser eine gewisse rangniedere Ausgabe seines britischen Cousins, der ja eben Vorsitzender der Freimaurerei weltweit ist und zudem Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Der Deutsche Kaiser wurde in Königsberg gekrönt und saß in Wittenberg zu Ehren der 400 Jahre Reformation 1917 noch im Ehrenblock.

Was aber hinter all diesen Zeremonien, Ämtern und Privilegien Preußischer Pfarrstellenbewerber aus bürgerlichem Elternhaus stand, war eine Theologie, die im Grunde einzigartig für Europa war: Neben der Aufklärung Kants, die den Geist Preußens schuf und Wissenschaft und Literatur befruchtete, darunter sind auch Kopernikus und Kleist einzuordnen, wurde dieser Kirchenapparat so etwas wie eine christlich-jüdische Schicksalsgemeinde nach osteuropäischem Vorbild.

Was das Preußische Reich bis 1750 war, nämlich von 750 an ein oder besser das 1000-Jährige Reich aus der Offenbarung des Johanni, wurde durch das sich nun im katholischen Kirchraum etablierenden lutherischen protestantischen Pendant, dem Preußischen Reich, erfühl- und ergreifbar.

Dies sollte später zu der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus führen. Das 3.Reich oder 1000 Jährige Reich war der Versuch, eine fiktive Welt zur Realität zu verhelfen, eine Verzerrung aus der Bibel aufleben zu lassen, in der Hoffnung, wenn man fest genug daran glaubt, und alle Ungläubigen aus dem öffentlichen Leben zu verbannen, wird aus dieser Vorstellung eine Wahrheit.

Ein Enthropieverbrechen, dass zu einer nicht mehr gut zu machenden Folge führt, die die Kirche Christi mitverursacht, belastet die Gemeinschaft der Christen weltweit nachwirkend. Es wurde unter dem Diktat „ .“ nun ein Staats- und Kirchenkonstrukt durchgesetzt, das so nicht mehr auf Verantwortung des Einzelnen reduziert wurde, sondern von oben her mit Theodor Maunz‘ Polizeigesetz „Führerwille hat Gesetzeskraft“ am einfachsten umschrieben ist. Was der Führer, der ja wie Gott unverfügbar ist um einfach nachzufragen, vermeintlich gewollt hat oder haben könnte, muss zur Anwendung kommen.

Was heißt, jede Situation des Alltags unterlag der Ausdeutung der unklaren hierarchischen Vorstellung der Führungselite & Kader.

Dieser später als Kadaver-Gehorsam umschriebene Aspekt der aus der noch in Worms erlebten, jährlich zelebrierten lutherischen Schicksalsstunde erfolgten Schicksalsgemeinschaft ist eine mit „Gruppenzwang“ nicht erklärbare Zugehörigkeit, Teil eines erwählten Volkskörpers zu bleiben. Wem nun nicht auffällt, dass bei all der immer wieder beteuerten und oft erzählten individuellen Verantwortung es gerade die Stärke Deutschlands war, in Notsituationen in eine Gleichschaltung zu gehen und aller Gefahren trotzend Unmenschliches als Nation zu leisten, und dabei aber über das Leben des Einzelnen hinweg eine heilige Pflichterfüllung zur Erringung eines höheren Bewusstseins abverlangt, der sieht, wie gefährlich es ist, wenn die Pastor*innen diese besondere Stellung im Volksgeist für Macht, politische Ziele und zur Eskamotierung eigener Verschuldungen nutzen.

Der Freimaurerische Aspekt spielt dabei eine problematische Rolle: Statt sich auf ein gutes und schlechtes Verhalten und Weltbild zu einigen, wird, anders als der Freimaurer v. Goethe, der sich von der evan-luth. Kirche immer bewusst fern hielt, eine abgründige Weltsicht implementiert, die Gutes und Schlechtes wegnimmt und „auch aus dem Bösesten Gutes entstehen lassen kann und will“, wie der Theologe Bonhoeffer es umschrieb. Diese Sicht, die zwar Hoffnung erhält, aber schlicht & ergreifend auch totaler Käse und eine Groteske sein kann, weil Gott sehr wohl Schlechtes bestraft und Gutes segnet, spricht vielleicht noch eine Erfahrungswelt aus, aber um ehrlich zu sein, „wer es glaubt, wird selig werden“.

Dieser satanische Aspekt einer aufgeklärten Kirche entpuppt sich zuletzt in der Unverfügbarkeit des Guten, wie man Predigten in Zeiten des Ukraine und Russland-Militärkonfliktes entnehmen kann. Hier wird auf Formeln wie „Gottes Wille“, was dem arabischen „Inschallah“ am Nächsten ist, zurück gegriffen und auch mal höhere Gewalt aus der Staatsduma mit Gott und dem Teufel gleichgesetzt, ohne darauf zu verweisen, dass Gott dem Teufel die Legitimation gab, mit dem Knecht Hiob zu verfahren, wie es ihm beliebt, sofern er dessen Leben erhalte.

Wird eine Staatskirche, die eine solche Macht auf ihre Bürger ausübt, wie keine andere, satanisch, wird das ganze Volk satanisch, und muss später sich in die Augen schauen und fragen wie‘s geschehen konnte…?

Bei all dem Gequacksalber, was der Leser hier aus den Zeilen für sich entnehmen mag, darf man aber nicht unterschätzen, dass die Kirche zu Wittenberg eine unglaubliche Wirkmacht auf alle Bürger des Landes hat und hatte, auch wenn die bekundete Biographie nicht mehr viel mit Kirche am Hut haben will. Es ist ein Trugschluss in diesem Credo, zu glauben, man sei noch mal mit Schrecken davongekommen, denn das Gegenteil ist der Fall.

Diese Wirkmacht, die das Deutsche ausmacht, in das Gegenteil zu verkehren, ist eine große Gefahr und der, der es merkt, aber untätig bleibt, ist mitschuldiger als der, der ungetauft blieb, oder aber früh eine andere Religion in seinem Leben annahm. Dieser Mensch löst sich aus dem Körper des Hermes und schafft so Distanz zu sich & anderen, die ihm die anderen früher oder später umso übler nehmen, je mehr „das mit Deutschland“ mal wieder schief zu gehen scheint

J.A.Dennis Gehrmann

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Von Redaktion

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