Kommt das nur mir so vor, dass die Kriegsberichte aus der Ukraine nachlassen?

Kommt das nur mir so vor, dass die Kriegsberichte aus der Ukraine nachlassen?

Hat der britische Geheimdienst gerade Fortbildung – oder Semesterferien? Vermisse schon die täglichen Siegesmeldungen, den genialen Triumph der nur mit Teppichmessern, Schraubenziehern und Dosenöffnern bewaffneten Ukrainer, die die lediglich mit Spaten bewaffneten Russen hinter den Ural treiben – zur Freude der ganzen Tintennazis im Land. Das letzte was ich las, waren Wellen von Russen, die niedergemäht werden: Infanterieangriffe im Stil der napoleonischen Kriege. Unglaublich eigentlich, dass da jemand zweihundert Jahre Militärgeschichte ignoriert haben soll – mal abgesehen von dem erfolgreichen Krieg gegen die unbesiegbare deutsche Wehrmacht, in derer Tradition wir ja so gerne stehen.

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In der NZZ gibt es aktuell einen Frontbericht – ein Schriftsteller erlebt das Leben im Schützengraben. Gruselig, ja – aber erfrischend anders als das Propagandagetröte der deutschen Medien. Und dort werden wirklich mal Fragen gestellt, die hier niemand hören will: wenn der Donbass zurückerobert worden ist, wenn auch die Krim von den tapferen Ukrainern zurückerobert worden ist: was dann? Was macht man mit den Millionen russischsprachigen Ukrainern, die dort leben – und mit dem Oligarchenapostel aus Kiew nichts zu tun haben wollen? Der Offizier der ukrainischen Armee hat da schon eine Lösung: ein Ghetto schaffen. Also – das sagt er nicht so, aber darauf läuft es hinaus.

Ja – wenn man sich keine Gedanken machen möchte, wenn man zu faul ist – oder zu doof – mal drei Minuten in die Zukunft zu denken, dann passieren schon mal seltsame Sachen und deutsche Panzer helfen mal wieder beim Völkerschlachten. Aber wer nachdenkt, der ist ja heute schon wegen Wehrkraftzersetzung dran, wegen Förderung der „Kriegsmüdigkeit“. Kriegsmüde sind eigentlich alle, die mal an der Front waren – kriegslüstern nur jene, die in warmen, trockenen Büros sitzen und gerne das Kommando hätten – oder wie Frau Baerbock auch haben. Es ist schon eine neue Dimension deutscher Verrohtheit, dass man das Sterben von womöglich hunderttausenden Ukrainern und Russen billigend in Kauf nimmt, um seine eigenen Prinzipien und Vorstellungen durchzusetzen – anstatt mal ins Nachdenken zu kommen wie jener Offizier, der klar sieht, dass auch ein ukrainischer Sieg keinen Frieden bringen wird: allen Parolen der Tintennazis zum Trotz.

Und auch für Deutschland wird dieser Krieg schlimme Folgen haben: die fortschreitende Verrohung weiter Teile der Bevölkerung eröffnet ganz neue Spielräume für die Politik. Ich denke nur an den Blinddarmvergleich der Comedynudel Bosetti, mit dem sie originalen Nazijargon hübsch verpackt hatte (und sich später entschuldigte: sie hätte ja nie den Blinddarm mit Menschen verglichen. Doch, hatte sie: und noch gab es genug, die merkten, wohin diese Ulktröte da marschierte). Höre ich dann noch die Forderungen nach der Abschaffung des ganzen Bürgergeldes, dann … kann ich mir vorstellen, wie die Zukunft der Ballastexistenzen aussieht: sie werden Kraft des Gesetzes zu Querdenkern, Impfverweigerern, Reichsbürgern, rechtsoffenen Querulanten erklärt und unter Beifall der hirnbefreiten Spaßgesellschaft …. herausgeschnitten. Oder?

Der Eifelphilosoph
[Der Aufstand 13/23, Seite 16]

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Von Redaktion

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